... wollte ich über diese beiden Geburtstag (richtiger: einen Geburtstag und ein Gedächtnis der Wiederkehr eines Geburtstags, denn Tote feiern bekanntlich nicht Geburtstag) nichts schreiben.
Über den »Falken Hansi, der hölzelt« (© Wilfried) brauche ich nicht viel Worte zu verlieren — seit Tagen wird in unseren TV-Verblödungsanstalten von und mit allen, die je mit ihm irgendwie zusammengetroffen sind, Wort- & Bildmüll abgesondert, daß es zum Grausen ist.
Mir war, zugegeben, das »Phänomen« Falco immer mehr als rätselhaft: wie einer, der nicht singen kann, sich auf der Bühne zum Fremdschämen pseudo-cool, tatsächlich aber hölzern und verkrampft bewegt, und dessen Songs die musikalische Qualität von Trommelfellpeitschen aufwiesen, trotzdem in den Charts ganz oben landen konnte, das läßt sich nur mit der Metapher, er habe mit seinen Liedern eben das »Lebensgefühl seiner Zeit« repräsentiert, umschreiben. Was freilich ein nicht gerade positives Licht auf das Lebensgefühl der 80er-Jahre wirft ... aber das nur nebenfüglich. LePenseur möchte sich über eine »Musik«, die für ihn bloß eine Form von gehobenem Lärm darstellt, nicht verbreitern. Und über die Rap-Texte eigentlich auch nicht. In unverständlichem Neger-Englisch ist sowas vielleicht eine stimmige Untermalung für eine Doko aus der Bronx, aber auf Deutsch anhören muß ich mir sowas nicht wirklich ...
Nun zum 90. Geburtstag von Hugo Portisch: auch über ihn wurde in den letzten Tagen bis zum Abwinken berichterstattet. Journaillistenkollegen sonnten sich in Interviews im Abglanze des verehrten »Altmeisters« der Systemberichterstattung, muntere Anekdoten wurden ausgegraben, ehrender Tribut gezollt, und was sonst zu den Ritualen gegenseitiger Selbstbeweihräucherung gehört ... sufficit!
Ich erinnere mich noch, daß meine Mutter bei Auftritten Portischs in den Abendnachrichten (»Zeit im Bild«, später neckisch »ZiB« abgekürzt), bei denen er mit ausholenden Armbewegungen und Trommelfeuerstimme den tumben Zusehern die weite Welt und ihre politikschen Geheimnisse näherbrachte, mit heiterer Ironie einwarf: »Und was erklärt uns das Hugegelchen heute wieder?« (bisweilen nannte sie ihn auch »Ugolino« ...)
Sie hatte recht: Hugo Portisch war der wortreiche Erklärer des Selbstverständlichen und von unseren Meinungsfabrikanten jeweils als erwünscht abgesegneten. Seine großen »historischen« Fernsehserien (»Österreich I« über die Erste Republik, und »Österreich II« über die Nachkriegszeit der Zweiten) sind dafür typisch: kein Satz, der irgendwie Anstoß beim linken Meinungsmainstream erregen könnte, keine Hinterfragung von Geschichtsklitterungen, dafür aber der Anstrich beinahe wissenschaftlicher Gründlichkeit durch das überreiche Datenmaterial, das der Zuseher nur mit erschöpfter Dankbarkeit quittieren, doch auf die Schnelle schwerlich hinterfragen konnte.
Seine Bücher, die er in großer Zahl veröffentlichte (und zumeist auch in großen Auflagen), sind zurecht vergessen und lagern wie Blei in den Regalen kummergewohnter Antiquare. »Augenzeuge der Weltpolitik. So sah ich die Sowjetunion, Afrika, Südamerika« (1964), »So sah ich China« (1965) und »So sah ich Sibirien« (1967) sind Meisterwerke der geschäftigen Plattitüde. Hätte Kisch für einen linksliberalen US-Verlag gearbeitet, wäre vermutlich was ähnliches herausgekommen ...
Sein großes Atout der letzten Jahrzehnte war seine (bei Erkennbarkeit einer zartrosa nuancierten Richtung seiner Kommentare) »Unparteilichkeit« — im Sinne von »nicht parteipolitisch eindeutig gebunden« —, die er stets betonte. Im Verlauf des jüngsten Präsidentschaftswahlkampfs ließ er das — Altershybris? — fallen, und unterstützte öffentlich die Kandidatur Van der Bellens. Mit seinem letzten Buch »Leben mit Trump. Ein Weckruf« (2017) war er in der Lage, sein Ansehen als »unabhängiger Journalist« einigermaßen zu ramponieren. Ein Journalist, der angesichts des systemischen Totalversagens Brüsseler Macht»eliten« (recte: korrupter Politruk-Seilschaften) daherfabuliert, daß doch »... die Europäer aus ihren nationalistischen Albträumen erwachen und endlich zu der Solidarität finden, die sie als Einheit handlungsfähig macht«, der beweist schon ein erhebliches Maß an Realitätsverdrängung — oder muß sich die Frage gefallen lassen, auf wessen Rechnung er derlei Werbebotschaften unter die Leute gebringt.
Dennoch: seien wir nicht ungerecht — als Autor eines sehr instruktiven Buches über das Schwammerlbrocken*) wird er sicherlich noch viele Jahre segensreiche Wirkung entfalten. Und das ist immer weitaus mehr, als man über die meisten seiner Journaillisten-Kollegen behaupten kann ...
*) für Piefkes: Pilze sammeln.
Mir war, zugegeben, das »Phänomen« Falco immer mehr als rätselhaft: wie einer, der nicht singen kann, sich auf der Bühne zum Fremdschämen pseudo-cool, tatsächlich aber hölzern und verkrampft bewegt, und dessen Songs die musikalische Qualität von Trommelfellpeitschen aufwiesen, trotzdem in den Charts ganz oben landen konnte, das läßt sich nur mit der Metapher, er habe mit seinen Liedern eben das »Lebensgefühl seiner Zeit« repräsentiert, umschreiben. Was freilich ein nicht gerade positives Licht auf das Lebensgefühl der 80er-Jahre wirft ... aber das nur nebenfüglich. LePenseur möchte sich über eine »Musik«, die für ihn bloß eine Form von gehobenem Lärm darstellt, nicht verbreitern. Und über die Rap-Texte eigentlich auch nicht. In unverständlichem Neger-Englisch ist sowas vielleicht eine stimmige Untermalung für eine Doko aus der Bronx, aber auf Deutsch anhören muß ich mir sowas nicht wirklich ...
Nun zum 90. Geburtstag von Hugo Portisch: auch über ihn wurde in den letzten Tagen bis zum Abwinken berichterstattet. Journaillistenkollegen sonnten sich in Interviews im Abglanze des verehrten »Altmeisters« der Systemberichterstattung, muntere Anekdoten wurden ausgegraben, ehrender Tribut gezollt, und was sonst zu den Ritualen gegenseitiger Selbstbeweihräucherung gehört ... sufficit!
Ich erinnere mich noch, daß meine Mutter bei Auftritten Portischs in den Abendnachrichten (»Zeit im Bild«, später neckisch »ZiB« abgekürzt), bei denen er mit ausholenden Armbewegungen und Trommelfeuerstimme den tumben Zusehern die weite Welt und ihre politikschen Geheimnisse näherbrachte, mit heiterer Ironie einwarf: »Und was erklärt uns das Hugegelchen heute wieder?« (bisweilen nannte sie ihn auch »Ugolino« ...)
Sie hatte recht: Hugo Portisch war der wortreiche Erklärer des Selbstverständlichen und von unseren Meinungsfabrikanten jeweils als erwünscht abgesegneten. Seine großen »historischen« Fernsehserien (»Österreich I« über die Erste Republik, und »Österreich II« über die Nachkriegszeit der Zweiten) sind dafür typisch: kein Satz, der irgendwie Anstoß beim linken Meinungsmainstream erregen könnte, keine Hinterfragung von Geschichtsklitterungen, dafür aber der Anstrich beinahe wissenschaftlicher Gründlichkeit durch das überreiche Datenmaterial, das der Zuseher nur mit erschöpfter Dankbarkeit quittieren, doch auf die Schnelle schwerlich hinterfragen konnte.
Seine Bücher, die er in großer Zahl veröffentlichte (und zumeist auch in großen Auflagen), sind zurecht vergessen und lagern wie Blei in den Regalen kummergewohnter Antiquare. »Augenzeuge der Weltpolitik. So sah ich die Sowjetunion, Afrika, Südamerika« (1964), »So sah ich China« (1965) und »So sah ich Sibirien« (1967) sind Meisterwerke der geschäftigen Plattitüde. Hätte Kisch für einen linksliberalen US-Verlag gearbeitet, wäre vermutlich was ähnliches herausgekommen ...
Sein großes Atout der letzten Jahrzehnte war seine (bei Erkennbarkeit einer zartrosa nuancierten Richtung seiner Kommentare) »Unparteilichkeit« — im Sinne von »nicht parteipolitisch eindeutig gebunden« —, die er stets betonte. Im Verlauf des jüngsten Präsidentschaftswahlkampfs ließ er das — Altershybris? — fallen, und unterstützte öffentlich die Kandidatur Van der Bellens. Mit seinem letzten Buch »Leben mit Trump. Ein Weckruf« (2017) war er in der Lage, sein Ansehen als »unabhängiger Journalist« einigermaßen zu ramponieren. Ein Journalist, der angesichts des systemischen Totalversagens Brüsseler Macht»eliten« (recte: korrupter Politruk-Seilschaften) daherfabuliert, daß doch »... die Europäer aus ihren nationalistischen Albträumen erwachen und endlich zu der Solidarität finden, die sie als Einheit handlungsfähig macht«, der beweist schon ein erhebliches Maß an Realitätsverdrängung — oder muß sich die Frage gefallen lassen, auf wessen Rechnung er derlei Werbebotschaften unter die Leute gebringt.
Dennoch: seien wir nicht ungerecht — als Autor eines sehr instruktiven Buches über das Schwammerlbrocken*) wird er sicherlich noch viele Jahre segensreiche Wirkung entfalten. Und das ist immer weitaus mehr, als man über die meisten seiner Journaillisten-Kollegen behaupten kann ...
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*) für Piefkes: Pilze sammeln.
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Und Viertens: Wer nicht möchte, dass ich irgend eine Daten von ihm habe, möge bitte Abstand davon nehmen, mir solche zukommen zu lassen. Ich finde es erschreckend dumm von Menschen, erst ihre Daten auszustreuen, und sich dann aufzuregen, wenn andere diese haben. Das ist, als wenn ich meine Visitenkarten über Wien ausstreue und dann verlange, dass jede einzelne zu mir zurückgebracht oder nachweislich verbrannt wird. Passt auf Eure Daten gefälligst selbst auf!