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Montag, 13. Februar 2017

R.I.P. Susanne Kablitz

von LePenseur
„Es gibt diesen Tag im Leben eines jeden Menschen, wo er sich einer Sache definitiv sicher ist. Wo er genau und 100%ig weiß, dass es so kommen wird wie er es sich niemals gewünscht hat. Ein solcher Tag ist auf der einen Seite bedrückend, auf der anderen ungemein befreiend.“
Das hat Susanne Kablitz am 10. Februar geschrieben. Hat Sie bei diesen Zeilen daran gedacht, dass sie sich wenige Tage später das Leben nehmen wird? Vor einigen Wochen habe ich die streitbare und ungemein sympathische Libertäre zum ersten Mal getroffen. In einem Café in unserer Kleinstadt am Niederrhein.
... schreibt Klaus Kelle in seinem kurzen, berührenden Nachruf auf die nach langer Krankheit vorgestern aus dem Leben geschiedene Autorin und frühere Politikerin.

Einen Tag vor ihrem Tode hatte sie auf ihrem Blog einen mutigen, wenn auch an diesem real existierenden "Schland" verzweifelnden Artikel veröffentlicht:


Dieses Land ist unrettbar verloren



Es gibt diesen Tag im Leben eines jeden Menschen, wo er sich einer Sache definitiv sicher ist. Wo er genau und 100%ig weiß, dass es so kommen wird wie er es sich niemals gewünscht hat. Ein solcher Tag ist auf der einen Seite bedrückend, auf der anderen ungemein befreiend. Denn man weiß, dass man gegen den Fortgang der Geschichte nicht ankommen wird. Egal, was man schreibt oder sagt oder tut.


Ludwig von Mises war in einer ähnlichen Situation vor vielen Jahrzehnten. Damals sagte er sinngemäß, dass er zur Aufklärung , zur Weitsicht und zur Vorsicht in der Welt beitragen wolle, aber letztendlich nur „zum Geschichtsschreiber des Niedergangs“ geworden ist.
Der ganze, lange Artikel ist von einer erschütternder Ehrlichkeit und Richtigkeit, bis hin zum fürwahr bitteren Schluß:
Leider kommt man nicht umhin festzustellen, dass dieses hochnotpeinliche Land sich seinen unausweichlichen nächsten Untergang mehr als redlich verdient. Deutschland ist verloren. Endgültig. Umkehrbar wäre das alles – vielleicht – nur noch mit äußerst drastischen Maßnahmen. Die sich aber KEINE Partei traut. Weil sie alle immer nur auf die Mehrheit starren. Auf die Futtertröge. Weil sie da gut versorgt sind. Und weil sie kein Rückgrat haben, auch einmal einer vorübergehenden Empörung standzuhalten und zu den eigenen Überzeugungen fest zu stehen. Immer kommt einer daher und mahnt die nächsten Wahlen an. Dass man gewinnen will und muss. Und dass man die angeblich erreichten Ziele nicht gefährden darf, indem man die „Volksseele“ verletzt. Und genau in dem Moment sind sie alle mit Haut und Haaren an den Teufel verkauft. Und das noch nicht einmal zu einem guten Preis.
Zu einem Preis, den Susanne Kablitz nicht zahlen wollte. Deshalb blieb sie auch nicht Politikerin, sondern beschloß, als Verlegerin und Autorin für Wahrheit statt Opportunismus einzutreten. Ein harter, steiniger Weg, den zu beschreiten nicht leicht ist. Sie ging ihn jahrelang.

Doch irgendwann ist jeder Weg zu Ende. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", lautet ein russisches Sprichwort. Als Susanne Kablitz ihre Hoffnungen begraben mußte, schrieb sie ihren letzten Artikel und zog ihre Konsequenz. Wer ihr das verübeln möchte, möge die denkbare, die ihr zumutbare Alternative darlegen, oder schweigen. Ich achte ihren Schritt, und schweige deshalb. 

Nicht weil ich ihren Pessimismus über die Zukunft deses Landes vollinhaltlich teilen würde (anders als sie habe ich noch Rudimente von Hoffnung), aber weil ich seine Berechtigung durchaus verstehen kann.


REQUIESCAT IN PACE!



2 Kommentare:

  1. Der Chor der Wenigen, die gegen den Sturm ansingen, der die Stimmen der Vernunft mit emotionalem Furor zu übertosen versucht, hat eine starke Stimme verloren. Was für ein Verlust!

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  2. Der Tod erschüttert mich, weil mir die Frau auch sehr sympatisch war.
    Stets hoffte ich, ihr bald auf einem liberalen Treffen zu begegnen.

    Ich habe für einen Freitod durchaus Verständnis, wenn das Leben so qualvoll geworden, daß kein würdiges Leben mehr möglich.

    Doch wenn man das Gefühl hat, daß jemand zu früh den Bettel hingeschmissen hat, ist dies schrecklich demoralisierend für jene, die weiteleben müssen. Hätte sie uns nicht noch ein Jahr schenken können? Und - haben ihre Bewunderer ihr genügend Anerkennung gezollt?

    Die liberale Szene wird sie furchtbar vermissen; ich ganz gewiß!

    Kreuzweis

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