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Samstag, 9. September 2017

Stoffkäfig

Eine sogenannte „Vollverschleierte“ (*) hat laut der „BZ“ einen Laden heimgesucht, der, auch wenn die Preisschilder und Angebote in der Auslage eher an Beirut oder Kabul erinnern, mitten im Berliner Stadtteil Neukölln seine Angebote an Musliminnen feilbietet. Soll er, passt schon. Wer deutsch redet und/oder liest, ist da eh falsch.

Aber dieser Laden tut etwas, was seinem Besitzer in Beirut oder Kabul ruckzuck die Bastonade eingebracht hätte, in Berlin aber (noch) ohne rechtliche Konsequenzen bleibt: er hat Reizwäsche für Musliminnen im Schaufenster angeboten. Das hat eine offensichtlich strammreligionsfanatische Salafistenbraut in traditioneller Vogelscheuchenkluft, die eben doch ein Statement einer religionsfanatisch-ideologischen Einstellung vergleichbar einer Wehrmachtsuniform oder einem weißen KKK-Gespensterkegel darstellt, zu Empörung und dem damit unweigerlich einhergehenden Ausbruch südländischen Temperamentes gebracht. Sie ging wie eine Furie auf die Verkäuferin los, schlug und kratzte die und führte sich auf wie eine tollwütige Katze, was jetzt keine Beleidigung der Feliden oder ein Generalverdacht gegen Tollwütige sein soll. Oder so.

Mein Vorschlag zur Vermeidung solcher Vorfälle: Der Laden könnte ja ein Schild an die Tür hängen und Vollversackte in ihren Stoffkäfigen, die offenbar nicht nur das Äußere des Kopfes umhüllen, sondern auch das Gehirn von notwendiger Luft und Sonnenlicht abschneiden, dazu auffordern, dem Geschäft fernzubleiben. Aber dann müsste es mit einer Klage vor der Gleichstellungskommission rechnen und damit, von den Behörden noch fertiger gemacht zu werden als von den durchgeknallten Religionsfanatikern.

Also wäre noch nachhaltiger die Befreiung der armen geknechteten und von Huren und Schlampen und westlicher Sünde gepeinigten Verstoffsackten samt ihrem Anhang, der sie tatkräftig bei ihrem verzweifelten Ausraster unterstützte, sowie allen, die glauben, ihr dafür zujubeln zu müssen, direkt in ihr persönliches Paradies. Also Beirut oder Kabul. Ohne Rückfahrkarte. So wären alle Beteiligten glücklich und zufrieden.
Ich bin sogar dafür, dass der Staat ihr die Fahrkarte kauft. Und einen Koffer.
Aber vorher die Fingerabdrücke nimmt um sicherzustellen, dass die niemals wiederkommt.

Neuköllns Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (39, SPD) ist erschüttert: „Es muss möglich sein, neben Brautmode auch Dessous zu verkaufen, ohne angefeindet zu werden.““

Ach was, Werteste, Ihre Partei hat bereits dafür gesorgt, dass man in diesem Land und dieser Stadt in der Öffentlichkeit nicht einmal mehr seine Meinung offen sagen darf, ohne angefeindet zu werden. Oder als Wirt ein Bier an Ihre politischen Gegner ausschenken. Oder als Hotelier der AfD Räume für ihren regulären Parteitag vermieten. Oder als Ladenbesitzer festlegen, dass man solche Vogelscheuchen als Kunden nicht akzeptiert.
Nur mal so als Tipp.


(*) dazu der kurze Hinweis:

Das ist in unseren Breiten ein Schleier:

Romantiker mögen sich unter einer „Vollverschleierung“ sowas vorstellen:

Im vorliegenden Fall geht es aber um eine solche Verstoffsackung:

Traum und Realität klaffen nicht selten weit auseinander, aber es ist müßig zu versuchen, das Menschen beizubringen, die in einer Traumwelt leben.
Dass die im Namen der Offenheit Menschen verteidigen, die sich in einem Stoffkäfig von allen anderen Menschen bewusst abgrenzen, merken sie ja auch nicht.
Wir leben im postfaktischen Zeitalter. Da gehört Realitätsverweigerung zum Alltag.

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