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Dienstag, 26. September 2017

Weiter so!

Variante 1: Schwarz-Gelb-Grün. Wird ja gerade gehypet bis zum Abwinken. Muss aber nichts heißen, denn wenn es nach dem Medienhype ginge, wäre Schulz heute neuer Kanzler einer Rot-Dunkelrot-Grünen, also gelinde formuliert linksfaschistischen Regierung. Aber der selbsternannte Merkelator hat‘s vergeigt. Aus dem angesetzten Roundkick wurde ein hilfloses Stolpern über die eigene Kompetenzfreiheit. Warum er sich jetzt nicht schnell schnurrend an Merkels üppigen Busen kuschelt kann jeder verstehen, der sich an die Vorgeschichte um die Kür des EU-Kommissionspräsidenten erinnert. Schulz wollte es werden. Er sah sich als glänzenden Sieger, als neuen Kaiser Europas, der mit güldenem Zepter und einer Kaiserkrone aus schütterem Kranzhaar die direkte Nachfolge Karls des Großen übernimmt, gekrönt zu Strasbourg und auf den Thron zu Bruxelles gehoben vom Jubel seiner glücksbesoffenen Untertanen, der ultimative Sieg – und dann machte ihm Merkel, die als Deutsche Staatschefin traditionell den Deutschen hätte fördern müssen, die Blutraute und setzte ihren nicht nur vor Glück sondern auch sonst recht oft ziemlich trunkenen luxemburgischen Truchseß Juncker auf den Thron. Was blieb war der als eitler Geck und kompetenzfreier Trottel verschriene Hofnarr Martin, zur Lachnummer im eigenen Stall abgesunken und mit Groll und Zorn auf Merkel geladen. Schulz und Merkel können und werden niemals nebeneinander in einem Kabinett sitzen.

Also „Jamaika“.

Lindner ist vom Comeback der Gelben so glücksbesoffen, dass er komplett übersehen hat, dass erstens Merkel für den Machterhalt mit jedem ins Bett steigt und zweitens die Gelben schon einmal von ihr zerrieben wurden, als Westerwelle es keck wagte, ihr in die transatlantische Suppe zu spucken. Bekannt ist die Legende um den vom Guido in den Koalitionsvertrag geschriebenen Abzug der US-Atomraketen aus Deutschland, der Merkel bereits am nächsten Tag beim amerikanischen Botschafter anschleimen ließ, dass das eh nicht ernst zu nehmen wäre. Für den Machterhalt geht diese Frau zumindest politisch über Leichen. Ganz besonders die FDP weiß das. Ob das alle Funktionäre vergessen haben und sich wirklich an eine CDU unter Merkel binden wollen, bleibt abzuwarten. Aber da Lindner bereits beim „Bilderberger“-Treffen gebrieft wurde, wird er schon wissen, was zu tun ist.

Göring-Eckardt versteht sich mit Merkel glänzend. Beide alte FDJ-Funktionärinnen aus dem Osten, beide aus evangelischem Haus, also beide mit gutmenschlichem Sendungsbewusstsein geschwängerte alte Schachteln aus dem honeckerschen Laufstall. Da wächst zusammen, was zusammengehört, und nach dem vollen Programm von Energiewende über Deutschlandablehnung bis hin zu Migrationsbegeisterung hat die CDU die Grünen in ihrem eigenen Stadion um Längen geschlagen, da müssen die sich nur noch ankoppeln um zuhause zu sein. Aber auch da bleibt abzuwarten, ob die Basis, vor Allem der dem linksextremen Rand der Linken und der SPD zugetane Flügel der autonomen bis radikalen Fundis einverstanden ist. Man kann sich wirklich nur schwer vorstellen, dass es irgend ein Blatt Papier dieser Welt gibt, das Seehofer und Hofreiter gemeinsam unterschreiben können.

Dass die eben erst noch für Rot-Rot-Grün gehandelten Grünen, die keine Berührungsängste zu einer Koalition mit der SED-Nachfolgepartei gezeigt haben, jetzt glaubwürdig mit Schwarz und Gelb ins Bett steigen können, ohne als Polithure verschrien zu werden, die es mit jedem triebt, wenn es nur um Pfründe geht, wird sich zeigen. Eine unabhängige Presse würde permanent und mit Genuss den Finger in diese Wunde drücken. So werden wir Blogger das wohl wieder übernehmen müssen.

Variante 2: Schwarz-Rot. Also „Weiter so“. Nach einer kurzen Atempause wäre das möglich.

Also doch wieder „GroKo“?

Naja, „Groß“ wäre an dieser Koalition nicht wirklich etwas. Aber sie hätte für beide Beteiligten einen großen Vorteil: Man kennt sich, man hat ein funktionierendes Regime aufgebaut, Strukturen geschaffen, von der geschickten Instrumentalisierung der quasifaschistischen Antifa-Sturmtruppen, die sich als nützliche Idioten in der Bekämpfung von Opposition bewährt haben, mit einem linksextremen Pitbull vom Schlag eines Heiko Maas, der vor keiner Repression gegen das eigene Volk zurückschreckt um das Regime zu schützen bis zu Strukturen wie dessen Privatstasi, die die Drecksarbeit der Vernaderung und sozialen Hinrichtung von Dissidenten übernimmt. Man hat die stramm linken Kampfblätter wie „Zeit“ und „SZ“ hinter sich und muss keine journalistischen Angriffe befürchten. Das Einzige, was dem im Weg steht, ist die beleidigte Diva Schulz, der schon wieder von Merkel geschnitten wurde. Aber der ist nicht alternativlos. Das hat er scheinbar noch nicht begriffen.

Warum nicht gleich heute? Weil es noch eine Wahl zu schlagen gilt. Wenn die Roten jetzt sofort den Dampfplauderer aus Würselen absägt, den Dicken wiederholt und sich wieder an Merkel ankuschelt, dann haben sie jede Glaubwürdigkeit verloren und die Klatsche für die Roten würde noch heftiger ausfallen als sowieso zu erwarten ist. Also müssen sie noch drei Wochen warten, dann können sie Schulz den Schwarzen Peter zuschieben und wieder zu Merkel pilgern, die bereits lockende Flötentöne Richtung der Roten aussendet. Wenn der einzige Poller zwischen den Roten und der Macht Martin Schulz heißt, dann wird es den nicht mehr lange geben.

Es wird also lustig die kommenden Wochen. Beide Koalitionen sind möglich. Es wäre sogar noch etwas anderes möglich, nämlich das totale Scheitern Merkels. Wenn Jamaika nicht ausverhandelt werden kann weil die Basis der Grünen oder der Gelben dagegen aufsteht, wenn die Roten sich wirklich hinter Schulz verbarrikadieren um der AfD die Rolle als offiziell stärkster (und faktisch einzig wirklicher) Opposition zu verhageln, dann kann es zu einer Minderheitsregierung oder gar sofort zu Neuwahlen kommen.
Aber vielleicht will man das sogar. In der Hoffnung, die AfD dann wieder zu schwächen, deren U-Boote gerade den Hafen verlassen und bei der gerade ein innerer Säuberungsprozess läuft, was bei Wählern erfahrungsgemäß nicht gut ankommt.

2 Kommentare:

  1. Mein bescheidener ostdeutscher Eindruck ist, daß die AfD-Wähler eher mehr als weniger werden.

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  2. Werter Anonym,
    ich schließe die Möglichkeit, dass sich die Herrscherkaste, in ihrer hilflosen Wut gegen diesen Angriff auf ihre heile, komfortabel mit Pfründen ausgepolsterte postfaktische Welt gefangen, komplett verspekulieren, nicht aus.
    Immerhin haben sie das bereits mehrfach getan.
    Sie glauben, jede erdenkliche Parteienkonstallation gebären zu können, mit dem einzigen Zweck "Blau zu verhindern", was wir in Österreich seit Jahrzehnten kennen und hier zu einer FPÖ nahe der 30% geführt hat, vor der sich gerade die sogenannten "Etablierten" gegenseitig zerfleischen. So gesehen dürfte die AfD in den nächsten Jahren noch einiges an Wachstumspotenzial ausleben, egal, was auch immer die anderen tun. Solange sie die AfD bekämpfen, machen sie sie stärker.
    MfG Fragolin

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