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Freitag, 27. Oktober 2017

Genderdämmerung

Gibt es in der Merkeljugend ersten Widerstand gegen den Genderblödsinn? In der „Welt“ erschien ein Artikel einer offensichtlich stramm genderprogressiv gebürsteten Autorin zu der geradezu ketzerischen Revolte der Jungen Union in Hamburg gegen das Wortverhackert, das uns als Neusprech und vor Allem Neuschreib auf‘s Auge gedrückt werden soll. (Hamburg ist immerhin eine ultralinke Hochburg und hat trotz anderslautender Weisungen bis heute geduldete Grundschulen, in denen nach der „Reichen-Methode“ Schreiben gelehrt wird – also rein nach Gehör und ohne jede Rechtschreibkorrektur. Was manche Muta und mancha Fata gut finden; die linke Regierung ist ja immerhin demokratisch gewählt.)

Abgesehen von der erfrischenden Ehrlichkeit und im Politbetrieb geradezu karrierehemmenden Realitätsbezogenheit und Vernunft der Vorsitzenden der „Jungen Union“, ist es der Artikel der Kanzleusenpostille, der durchaus Aufmerksamkeit verdient.

So heißt es da im Header:
Die Vorsitzende der Hamburger Jungen Union will die geschlechtergerechte Sprache in Deutschland am liebsten wieder abschaffen. Zu kompliziert, findet Antonia Niecke.“

Man kann zu der Autorin inhaltlich stehen, wie man will, und ich stehe ihr da sicherlich mitten auf dem Scheitel, aber man muss ihr zugestehen, ihr Handwerk zu verstehen. Wenn man sie nicht als Journalistin sieht sondern als Propagandistin. Was in der „Welt“ offensichtlich zur Grundkompetenz gehört, um dort und in den anderen Gazetten der Busenfreundin der Kanzlerin schreiben zu dürfen.

Punkt eins: Frau Niecke spricht sich gegen das Gendern durch Nennung zweier Geschlechter aus. Also die ganzen Wortwürmer Marke „liebe Bürgerinnen und Bürger, Genossinnen und Genossen, Wählerinnen und Wähler“. Um das geht es. Was macht die stramme Propagandistin daraus? Genau, hier will jemand „die geschlechtergerechte Sprache“ abschaffen. Nicht nur, dass dieser Begriff nicht verwendet wird, wird er das auch vollkommen zu recht nicht, denn er ist ein Wieselwort, ein Unsinn, ein Popanz. Sprache kann weder gerecht noch ungerecht sein, Sprache ist eine Informationscodierung, sie hat keine subjektiven Eigenschaften, weil sie kein Subjekt ist. Aber egal, mit Logik haben Propagandisten bekanntlich nix am Hut. Mit Bildung auch nicht, denn nur dumme Menschen lassen sich einen solchen Schwachsinn ernsthaft verkaufen. Und wählen die Protagonisten dieser Volksverarsche freudig.
Frau Niecke spricht sich gegen künstliche Sprachveränderung aus, gegen verordnete, ja befohlene Wortverdrehung und Sinnmanipulation. Nicht mehr und nicht weniger.

Punkt zwei: Hätte die fünf Worte des zweiten Satzes ein Mann geschrieben, der Shitstorm auch aus den Reihen, in denen diese Autorin steht, wäre ihm gewiss gewesen: Das kleine Blondchen da auf dem Bild hält „geschlechtergerechte Sprache“ einfach für „zu kompliziert“, das Dummchen will einfach nur aus Inkompetenz zurück zum patriarchalisch-unterdrückenden Einfachsprech. Dass es die Autorin selbst ist, die es für „zu kompliziert“ hält, dass eine Frau ein Wort wie z.B. eine Tätigkeitsbezeichnung auch dann sinnerfassend versteht, wenn man es nicht extra verweiblicht dem eigentlichen Wort beifügt, um dem dumme Frauchen, das sowas sonst anscheinend nicht kapiert, auch klarzumachen, dass es auch angesprochen ist, versteht die nicht.

Seltsamerweise haben wir hier in Österreich von den Grünen, die ja sonst bei jedem billigen Klospruch darauf achten, dass der durchgegendert ist, erfahren dürfen, dass an ihrem Niedergang allein „die Wähler“ schuld hätten. Da gab es plötzlich keine Wählerinnen mehr. Weil Frauen generell schuldunfähig sind? Oder weil sie in emotionalen Momenten einfach mal begreifen, was sie normalerweise für einen Mist an der Sprache verbrechen?

Doch weiter in dem unterhaltsamen Machwerk:
Doppelnennungen seien nicht nötig, findet Hamburgs JU-Vorsitzende Antonia Niecke und hat mit der Haltung eine neue Diskussion darüber ausgelöst, ob Gechlechtergerechtigkeit in der Sprache Sinn macht oder nicht.“

Die Schreibfehler sind originalkopiert, aber das nur am Rande.
Interessant, wie auch in diesem Satz als selbstverständliches Dogma, zweifelsfrei und alternativlos, jeden Widerstand zur Ketzerei erklärend, „Doppelnennungen“ und „Geschlechtergerechtigkeit“ gleichgesetzt werden. Ohne Hinweis, was daran „geschlechtergerecht“ wäre. Denn es werden auch bei Doppelnennungen alle anderen als die (als männliches Konstrukt zur Unterdrückung der Frau entlarvte – ja, die glauben diesen Unsinn!) biologischen Geschlechter vollkommen ignoriert.
Richtig wäre es ja so:
Aber den Spiegel vertragen sie dann doch nicht. Humor endet dort, wo man ihren Blödsinn entlarvt.

Und dann dieses Neusprech-Konstrukt, dass etwas „Sinn macht“.
Nein, macht es nicht. Es hat einen Sinn, wenn sich jemand genau überlegt hat, was er oder sie oder es mit dieser Sprachverwurstelung wirklich erreichen will. Dieser Sinn soll möglichst keinem erschlossen werden, deswegen wird er auch verleugnet und darauf hingewiesen, dass das, was da veranstaltet wird, gar keinen Sinn hat, sondern ihn erst „macht“. Und ich kann keine Diskussion darüber führen, „ob“ etwas „Sinn macht“. Ich kann, wenn ein Sinn da ist, darüber diskutieren, „ob“ etwas einen „Sinn hat“. Und wenn nicht, welchen es erst schaffen soll. Kein ob. Nirgends.
Sie wollen eine Sprache manipulieren, die sie bereits jetzt manipulativ einsetzen. Sie behaupten einfach, dass etwas etwas anderes bedeutet und schreiben dem auch noch eine Sinnstiftung zu. Ohne Begründung. Weil es Dogma ist. Amen.

Die Delinquentin der Geschlechterungerechtigkeitsketzerei wird zitiert:
Denn zur tatsächlichen Gleichstellung trägt es nichts bei, wenn wir von Bürgerinnen und Bürgern sprechen, statt nur das generische Maskulinum zu verwenden.“

Ja, das stimmt. Jeder weiß das. Jeder denkende Mensch, der zumindest über die NMS gekommen ist, begreift, dass das generische Geschlecht nicht das biologische Geschlecht meint, sondern eine Sprachbildung ist, die daraus entstanden ist, dass Menschen eben miteinander sprechen und dabei versuchen, nur jene Informationen weiterzugeben, die ihnen wichtig erscheinen. Das generische Geschlecht ist nicht wichtig, es hat nichts mit dem biologischen Geschlecht und schon gar nicht mit der Berufswahl von Frauen oder ihrem Vorankommen in Unternehmen zu tun. Absolut Null. Es gehen nicht mehr Frauen zur Wahl, nur weil sie sich nicht angesprochen fühlen, wenn die Wähler aufgerufen sind. Die Wähler. Da steckt das Femininum bereits in jeder Mehrzahl.
Aber da kommt ja noch ein Schmankerl.

Die Junge Union bezeichnete sie in Dresden als „die letzte Bastion der Vernunft unter den Jugendverbänden, was den Genderwahn angeht.““

Naja, das stimmt so nicht ganz. Die AfD steht sogar vehement dagegen auf, aber die sind ja selbst für die Junge Union Schmuddelkinder. Die haben noch nicht begriffen, dass das AfD-Parteiprogramm dem der CDU noch vor zwanzig Jahren entspricht. Vor Merkel war die CDU eine konservative Partei, die den grünen Irrsinn abgelehnt hat. Kaum noch vorstellbar, oder? Jedenfalls resultiert daraus die hohe Zahl der Ex-CDU-ler in den Reihen der AfD. Die sind einfach in ihre alte Partei zurückgekehrt, nachdem die Absolventin einer kommunistischen Kaderschmiede die CDU in die Nähe der ultralinken Grünen gerückt hat.
Aber vielleicht begreift das die Parteijugend auch noch, dann wird es interessant.

Auch die Junge Union müsse sich damit abfinden, dass Sprache sich ihre eigenen Wege bahnt, schreibt ein männlicher User.“

Was der Pudel nicht begreift (aber Denkstärke ist die Sache der Propagandisten nicht), ist, dass die Sprache sich den Weg bereits gebahnt hat. Er und seine Genderwahnsinnigen sind diejenigen, die die Sprache jetzt bildlich gesprochen von ihrem gewachsenen Weg runterprügeln wollen. Er selbst kann sich eben nicht damit abfinden, dass Sprache sich ihren eigenen Weg bahnt und betoniert ihr meterhohe Absperrungen um sie in seinem Sinn zu lenken. Wer die Sprache einfach benutzt wie sie ist, ist der Einzige, der sich abgefunden hat. Solche Leute wie dieser „User“ können sich nicht abfinden und gleiten deshalb auch in weiterer Folge in die absolute Unsinnigkeit ab.

Im gleichen Maße wie es heute – anders als noch vor einhundert Jahren – abwegig erscheint, Menschen mit Behinderung als Krüppel und Kinder von unverheirateten Eltern als Bastarde zu bezeichnen, ist die sprachliche Anerkennung der geschlechtlichen Pluralität bisweilen zwar ein umständlicher, aber gesellschaftlich und auch sprachpolitischer richtiger Weg.“

Gut miaut, Kätzchen. Den Hinweis, dass „Krüppel“ und „Bastard“ durchaus von Linken verwendete Begriffe im letzten Bundespräsidentenwahlkampf in Österreich waren, könnte ich mir sparen, wenn es nicht genau den Sachverhalt erklären würde: diese Worte sind Beleidigungen. Sie werden abwertend verwendet, um Menschen zu verletzen, um gegen sie zu hetzen. Die generisch männliche Form der Tätigkeitsbezeichnung und deren Verweiblichung bei Nennung der Mehrzahl (der Arzt / die Ärzte) ist weder beleidigend noch verhetzend sondern schlicht und ergreifend in Kurzform die wichtigen Informationen verschlüsselnd.
Jeder weiß, dass inzwischen bei einem Ärztekongress auch Ärztinnen teilnehmen. Da wird niemand verhetzt oder persönlich beleidigt. Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich, aber wie gesagt: die, die am Lautesten schreien, sind nicht selten selbst die Inkompetentesten von Allen.

Und so kann man auch den Hinweis auf den „sprachpolitischen Weg“ verstehen. Man fordert also „Sprachpolitik“, was eben auch „Sprachanweisung“, „Sprachpolizei“ und „Sprachstrafe“ bedeutet, und das, nachdem man großartig davon gefaselt hat, man müsse sich mit dem natürlichen Wandel der Sprache abfinden. Grüße von Orwell.
Ob der begreift, welchen Bullshit er schreibt?

Habe ich weiter oben ein Schmankerl versprochen?
Da ist es:
Habe die JU also eine „Quotentante“ gefunden, heißt es in einem Posting.“

Ist das nicht der Hammer? Die, die selbst Quoten fordern und vehement gegen das Argument ankämpfen, dass das ja zum Aufschwimmen inkompetenter Quotentussen führen würden, wenden jetzt genau dieses Argument gegen eine junge Frau an, die in einer Organisation ganz nach oben gekommen ist, die Quoten ablehnt. Also allein durch Leistung, Kompetenz und politische Arbeit in einer politischen Organisation auf einen Posten gekommen ist und nicht durch Quote.
Ja, wenn sie emotional werden, verraten sie sich. Sie kämpfen gegen dieses Denken an, weil es ihr eigenes Denken ist, weil sie es nicht lassen können, von sich auf andere zu schließen!

Ihre Antwort lautet stets, dass sie an dem gemessen werden wolle, was sie mache und nicht an ihrem Geschlecht.“

Genau das ist aber das Problem der Genderisten, sie rücken das Geschlecht als alles erklärende Größe nach vorne. Die rote Matrone Andrea Nahles etwa, die sich zwecks widerlichem Mitschwimmen auf dem Strom wirklich misshandelter Frauen nicht entblödet hat, sich darüber zu beschweren, sie hätte Sexismus erfahren, weil Männer gesagt hätten, sie könne etwas nicht. Ich behaupte schon mal, sie können nicht den Mund halten und sich aus einer Diskussion raushalten, von der sie keine Ahnung hat, aber nicht, weil ich ein Mann bin und sie eine Frau, sondern weil sie für mich so rüberkommt. Das Gleiche sage ich über ihren Parteikollegen und Exgottkanzlerkandidaten. Der ist für mich nicht doof, weil er ein Mann ist, sondern weil er Martin Schulz ist, und das durch und durch. Einfach unfreiwillig komisch und den wirklich betroffenen Frauen gegenüber einfach ekelhaft, wie sich da Tussen in den Vordergrund drängeln und mit nichtssagendem Blabla Frauen auf die Ritze zwischen den Beinen reduzieren und alles, was sie sind und sein werden, nur davon abhängig machen.

Eigentlich sind wir in meiner Generation in dieser Debatte doch schon viel weiter – und brauchen diese künstliche Trennung in der Sprache nicht mehr.“

Und dann wundern sich die Kreischtanten, dass so eine Chefin wird und sie nur billige Propagandatippsen bleiben.

Also nichts mehr gendern? Der Weg dorthin dürfte in etwa so weit sein, wie es derjenige war, der zur geschlechtergerechten Sprache geführt hat.“

Nein. Denn das jahrelange Umschreiben von Dokumenten, Anträgen, Gesetzen, Verordnungen, Büchern und Skripten kann man mit einem einfachen Beschluss rückgängig machen. Die alten Vorlagen sind alle noch da. Ein Klick – und die Menschen haben die Sprache wieder, die ihnen in den Mund gewachsen ist. Die sie verstehen. Die eindeutig ist und keiner Politik und keiner Polizei bedarf, die hundescharf darüber wacht, dass eine inhaltlich hochkompetente und korrekte Dipolmarbeit verrissen wird, weil nicht perfekt durchgegendert, während perfekt gegenderter Schwachsinn durchgewunken wird.

Geregelt ist außerdem, dass die weibliche Bezeichnung immer als erste genannt werden muss.“

Ich gehe davon aus, dass die Autorin dieser Zeile den Sinn selbst nicht begreift. Ich überlasse es mal jedem selbst, sich so seine Gedanken darüber zu machen. Es ist harmloser, als Gendergegner denken, aber irrsinniger, als die Genderisten selbst je begreifen werden.

1 Kommentar:

  1. Was die CDU angeht, kann man bereits erste zarte parlamentarische Ballwechsel mit den Schmuddelkindern beobachten (Sachsen-Anhalt?), auch im Bundestag treffen sich alte Genossen wieder, die mal Zeit zum Plausch in irgendeiner Teestube finden werden. Ohne den derben Seemannsspruch zu bemühen, aber: es bewegt sich was.

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