Wie vernichtet man eine Karriere und macht einen Menschen innerhalb
kürzester Zeit zum isolierten Paria?
Man behauptet einfach, vor dreißig Jahren bei einer Party gewesen zu
sein und derjenige hätte einem besoffen in die Hose gegriffen.
Keiner kann mehr was beweisen, keiner weiß mehr, welche Party das
gewesen sein soll und ob derjenige auch wirklich da war oder was
überhaupt getrunken oder geraucht wurde. Egal, Hauptsache es steht
eine Behauptung und die wird medial genug breitgetrampelt, sofort
sind alle „erschüttert“ und „entrüstet“ und derjenige ist
seinen Job und seine Reputation los. So geht Inquisition heute.
Ich will hier nicht werten, ob die Aussage im Fall Kevin Spacey wahr
oder unwahr ist. Dass in der schwulen Szene ein besonderer Hang zur
Pädophilie herrscht ist ja nichts Neues. Ist mir im Fall Kevin
Spacey aber herzlich egal, der Mensch ist mir weder als Schauspieler
besonders sympathisch noch fand ich sein öffentlich zelebriertes
Trump-Bashing geschmackvoll.
Aber was mich stutzig macht ist die Leichtigkeit, mit der inzwischen
auf Basis unbeweisbarer Anschuldigungen jenseits aller
Verjährungsfristen, also locker aus dem Ärmel geschüttelter
Baehauptungen, Leute einem Femegericht überantwortet und auf dem
moralischen Scheiterhaufen gebraten werden. Über Schuld oder
Unschuld befinden keine Gerichte nach Aufnahme von Beweisen sondern
der Grad der Empörung und die Lautstärke des Schreiens.
Wenn so etwas funktioniert, sollte man sich meiner Meinung nach
ernsthaft Gedanken über den Zivilisationsgrad einer Gesellschaft
machen.
Und mal drüber nachdenken, welche Erpressungsmöglichkeiten gegen
Politiker sich daraus ergeben. Man braucht als Geheimdienst keine
Honigfallen mehr auslegen, es reicht, ein paar Leute zu motivieren,
unbeweisbare und damit auch unwiderlegbare Aussagen über Twitter zu
lancieren, und schon ist der Ministerposten weg und die eigene Partei
„distanziert“ sich, Freunde rücken ab, die ganze Familie wird
gesprengt. Ein kleiner Hinweis auf dieses Szenario und darauf, was zu
tun und wie zu entscheiden wäre, um es nachhaltig zu verhindern,
reichen vollkommen aus, um aus einem Menschen eine Marionette zu
machen.
Erschreckend, in was für einer Welt wir leben und was für eine
schmeichelhafte Verharmlosung Spaceys „House of Cards“
offensichtlich noch war. Und doch irgendwo anscheinend die
Wirklichkeit treffend, dass es jemanden so interessiert, die Serie
abzusetzen. Nach der Reaktion von Netflix hat das eh die Optik, das
Absetzen der Serie geht von denen aus und sie mussten nur einen Grund
finden, das wirklich final durchzuziehen. Und da bot sich diese
Geschichte eben an.
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