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Mittwoch, 8. November 2017

Bereicherung

Es gibt Tage, da übermannt mich die Überzeugung, dass man nur dann etwas über das wahre Leben erfahren kann, also den Teil, an dem man nicht selbst beteiligt ist, wenn man sich in die kleinräumigen Medien zurückzieht, also Regionalzeitungen und diese virtuellen Flugblätter, die man Technik sei Dank heute von überall her abrufen kann. Egal wohin man schaut, man findet interessantere Dinge als in dem ganzen Medienbrei der sich selbst für die einzigen Verbreiter der Einen Wahrheit haltenden abgehobenen Meinungskonzerne, deren eigenes Fußvolk nicht mehr mitbekommt, dass es nicht nur keinen Fuß mehr auf dem Boden der Realität hat sondern sogar die von der Chefredaktion vorgegebene Meinung für die einzige Realität hält. Da draußen ist das Leben, ihr eingestaubten Ärmelschoner, im Hintertupfinger Kreisanzeiger zwischen den Pfarrnachrichten und dem Teil mit den kleinen bunten Bildern, auf denen die Ereignisse der letzten Woche zusammengefasst werden, also die Kür der Gewinnerin des zum 84. Mal stattfindenden örtlichen Sockenstrickwettbewerbes, der Vorstellung des lustigsten Gartenzwerges, was jedes Jahr Liese Hubers frecher Lackel ist, der sein entblößtes Gemächt auf einer Schubkarre durch das Rosenbeet ackert, und dem Konzert der „Zwei halblustigen Vier“, die zum wiederholten Mal mit dem Kinderchor des örtlichen Kindergartens im Kellergewölbe des Gasthofes „Zur Post“ das Publikum aus dem örtlichen Altenpflegeheim zu Begeisterungsstürmen und auf die Bühne geworfenen Zahnprothesen, Stützstrümpfen und Rollatorteilen hingerissen hat.

So erfährt man im Kreisanzeiger Nidda, dass dort Neugeborene von der Stadt ein Lätzchen geschenkt bekommen, auf dem „Niddas neuester Schrei“ steht. Finde ich toll. Woanders bekommen Babys Windeln geschenkt. Was schreibt man da drauf? „Ein Häufchen Elend“?

Im beschaulichen Kirchlengern wurde eine 15-jährige, nach unseren westlichen Maßstäben noch ein Kind, im Schwimmbad von einem jungen MannTM sexuell angegangen. Es ist leider nicht eindeutig erkennbar, ob er ihr nur unter Wasser auf das Knie gegriffen oder ihr auch noch ein schlüpfriges „Schatzi“ in die Ohren geflötet hat, aber wahrscheinlich war alles viel harmloser und nicht wirklich wert in der Berichterstattungskette über das Niveau der Randnotiz in der Lokalpresse hinauszukommen, also irgendwas zwischen „Fickificki!“, einem beherzten Griff zwischen die Beine oder dem Anrubbeln mit dem entblößten Araberlümmel. Orientalische Folklore eben. Nichts weiter Bemerkenswertes. Das sollte die Kleine wissen, denn es ist ein in die Gegenwart vorauswehender Hauch ihrer Zukunft.
Bemerkenswert ist vielleicht die Vorstellung des MannesTM, hier:

Der Beschuldigte, ein Zuwanderer aus dem Irak, ist bereits in der Vergangenheit wegen Eigentums- und Körperverletzungsdelikten polizeilich in Erscheinung getreten.“

Nein, nicht die alte Leier von der bereits zur Genüge in Erscheinung getretenen kriminellen Arschlöchrigkeit dieser Gestalt, sondern sein wundersamer Wandel. Kam er noch als „Flüchtling“, wurde doch bald ein „Asylsuchender“ oder „Schutzsuchender“ aus ihm, der jetzt, ein paar Straftaten und fröhlich ausgelebte Verachtung dem kartoffeligen Kötervolk gegenüber, in dessen gesellschaftlichem Organismus er die verantwortungsvolle Aufgabe einer Krätzemilbe übernimmt, zum „Zuwanderer“ mutierte. Ich vermute, der wird noch häufig in Erscheinung treten, und immer nur als Randnotiz im Regionalteil, aber eine ordentliche Spur von Beklauten, Begrapschten und Bekloppten hinter sich herziehen.

Ganz ehrlich, ich will ja nichts sagen, aber wenn sie mir ganz fest verspricht, solche Gestalten sofort zurück zur absendenden Familie zu schicken anstatt die auch noch herzuholen, und in Zukunft dafür zu sorgen, dass sowas nicht mehr ins Land kommt, und das mit aller völkerrechtlichen Konsequenz, dann, ja dann darf mir sogar Frau Merkel einmal das Knie streicheln und mich „Schatzi“ nennen, auch wenn ich danach zwei Tage in der heißen Badewanne liege und mir die Epidermis wegschrubbe, um das Trauma wieder loszuwerden.
Es hat halt jeder seinen Preis, Schatzi.

Ach, einen habe ich noch, ein Fall von aufkeimender konfuzianischer Erkenntnis, ein leises Anklingen von Erwachen. In Herford glaubte eine Gruppe schon länger dort lebender Mittzwanziger, man könne mitten in der Nacht einfach so, ein paar Liter Gerstengrütze in der Blutbahn, in die Sparkasse gehen und sich am Automaten die Marie für den Deckel ziehen. Es kann der Frömmste nicht in Frieden Geld holen, wenn es den noch nicht so lange hier Lebenden als Gräuel erscheint. Und so tauchte eine Gruppe bereichernder MännerTM auf und prügelte ohne Vorwarnung und erkennbaren Grund (wobei „besoffener Kuffar“ wohl Grund genug ist) brutal auf die Herforder ein. Also so richtig mit K.O.; nicht die harmlosen Rangeleien vom Schulhof sondern volle Kante, mit Kieferbruch und Zahnspende.

Wo bleibt da die Erkenntnis? Gemach, werte Lesende, die kommt hier:

Diese hemmungslose Brutalität verstehe ich nicht. Mir fällt einfach kein vernünftiger Grund ein, warum man andere Menschen vollkommen grundlos so schwer verletzen sollte.“

Die Erkenntnis ist: Es gibt auch keinen. Weder einen vernünftigen noch sonst einen. Es gibt nur Hass und Wut und Verachtung. Das reicht.
Man kann diese marodierenden von Verachtung und Hass zerfressenen Horden, die neuerdings nächtelang die Hauptbahnhöfe und Märkte deutscher Städte besiedeln, nicht mit dem Wort „vernünftig“ in einen Satzzusammenhang stricken. Geht nicht. Schließt sich aus.
Und das auf Dauer.

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