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Montag, 16. Januar 2017

Stickerganda



Wer denkt, dass es sich bei dieser „Stickermania“-Geschichte von SPAR Österreich um eine lustige Aktion für Kinder handelt, bei der die so ein bisschen was über die Welt lernen können, Marke Brehms Tierleben zum selberkleben, der sollte mal auf die Details achten.

Aktuell geht es ja um Südamerika. Was es da so alles gibt, Papageien, Vampire, Kakteen und besonders berühmte Persönlichkeiten. Nun, bei der letzten Gruppe sieht es dünn aus. Eigentlich scheint der ganze Subkontinent gerade mal zwei wirklich bedeutende Menschen hervorgebracht zu haben.

Der eine ist Pele. Für erklärte Fußballfans, was nicht umsonst von Fanatiker abgeleitet wird, so ein Zwischending zwischen Gott und Messias. Okay, lassen wir gelten.

Der zweite wirklich große Sohn (Töchter von Bedeutung scheint es da nicht zu geben) ist Che Guevara. Ja, richtig gelesen. Na gut, könnte man jetzt sagen, zumindest vom Bekanntheitsgrad her ist seine Nennung gerechtfertigt, wie bringt man aber den zarten Kinderseelen im Begleittext jetzt bei, dass es sich um einen kommunistischen Terroristen (im Selbstbild „Revolutionär“) und, kaum war die Revolution erfolgreich, wie scheinbar gesetzmäßig für solche Leute, auch Schlächter und Mörder handelt?

Na, Antwort erahnt? Richtig: gar nicht. Denn die das fiktive Tagebuch über seine Erforschung Südamerikas schreibende Kunstfigur schreibt dazu:

„Che Guevara war ein ziemlich aufmüpfiger Typ.“
Das könnte man jetzt mal so als Verniedlichung des Jahres betrachten und ist zumindest politisch absolut korrekt, da ja nach heutigem Korrektsprech linker Terrorismus maximal „Aktionismus“ oder „Aufmüpfigkeit“ ist. Wenn Linksextreme ganze Straßenzüge abfackeln, dann ist das Aktionismus, wenn ein Pegida-Spaziergänger einen Pappgalgen für Merkel herzeigt, ist das rechtsextremer Terror. Da muss man unsere Kleinen rechtzeitig drauf trimmen.

Also, was lernen die Kinder weiter über „Che“?
„Er war eigentlich Argentinier, aber Bo sagt, dass er während der kubanischen Revolution ein wichtiger Anführer der Rebellen war.“
Ah, Rebell also. So wie die für Demokratie und Freiheit kämpfenden Rebellen in Ostaleppo, die ein radikalmuslimisches Paradies mit Wanderzelten und Massengräbern hinterlassen haben. Leider wird den Kleinen nicht dazu erklärt, was man so als „Rebell“ bezeichnet. Man will ja das augenzwinkernde Bild des lustigen „aufmüpfigen Typen“ nicht bekleckern, indem man darauf hinweist, dass er in guter kommunistischer Manier scheinbar die klassenlose Gesellschaft dadurch erschaffen wollte, einfach alle Angehörigen anderer Klassen als der eigenen abzuschlachten.

„Er ist viel gereist und hat auch ein Reisetagebuch geführt, genau wie ich. Vielleicht wird meines auch irgendwann berühmt und verfilmt.“ (garniert mit einem dümmlichen Smiley)
Tja, was die lieben Kleinen, die jetzt diesem tollen aufmüpfigen Typen folgend auch gerne reisen und berühmt werden wollen, dabei nicht erfahren, ist die Tatsache, dass Che Guevara eben nicht durch seine tollen Reiseabenteuer berühmt wurde sondern durch seine Terrorakte und seine Blutspur.

So geht Bildung! Und das wird den Kindern dann als lustiges Stickeralbum präsentiert. Von einer Werbeagentur für SPAR erstellt, die in Dornbirn sitzt und stolz verkündet, sich deshalb „go biq“ zu nennen, weil „biq“ für das Zusammenkommen von „big“ und „IQ“ steht. So wie „Stickerganda“ für „Stickermania“ und „Propaganda“, denn nichts anderes ist es, den Kindern als einzigen Helden Südamerikas neben einem Balltreter einen kommunistischen Massenmörder zu präsentieren, und das auch noch mit augenzwinkernder Sympathiebekundung.

Ich habe bisher recht konsequent versucht, Worte wie „linksversifft“ nicht zu benutzen. Aber wenn jemand so verdeckt politische Propaganda in ein angebliches Tierstickeralbum für Kinder einhäkelt, dann fällt mir kein anderer Begriff mehr ein. Ich lehne dankend ab, ich brauche diese Hirn-Ver-Kleber für meine Kinder nicht. Die bekommen lieber Brehms Tierleben. Aber die alte Version, um sicher zu gehen…

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