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Freitag, 29. September 2017

Wenn selbst die Linke zu rechts ist

Irgendwie putzig, was sich da am ultralinken Rand in Deutschland abspielt. Irgendwie beutelt die AfD mit ihrem Wahlerfolg jede Partei aus dem Einheitsblock durch, noch ohne irgend eine Rede gehalten oder Aktion gesetzt zu haben. Und während die SPD noch versucht, sich unter der Fuchtel der prolligen Extremlinken Nahles selbst zu finden, muss die Ultralinke Kipping von der SED, die sich jetzt „Linke“ nennt, um von ihrer Vergangenheit als Mauerschützen- und Stasiknastpartei abzulenken, gegen ihren eigenen Partei-Neugründer ausreiten. Weil Lafontaine noch einen winzigen Rest Realismus in sich trägt, ein Schicksal alter Männer, das selbst Hardcore-Marxisten nicht verschont, an jungen extremistischen Krawallweibern aber vollkommen rückstandsfrei abperlt und oft auch im Alter nicht nachgereicht wird. Was zu einem guten Teil den in Feministinnenkreisen brodelnden abgrundtiefen Hass auf alte Männer erklären kann.

Aber zurück zur SED.
Die haben ja gute 400.000 Wählerstimmen verloren, die auch noch ausgerechnet zur AfD abgewandert sind. Also dem, was die Antifaschistenfaschisten als ihren absoluten Gegenpol betrachten. Und da überkommt den alten Mann, wie hier zu erfahren, also dieser Anfall von Realismus:

Ein Schlüssel sei die „verfehlte“ Flüchtlingspolitik der Linken sowie der anderen bisher im Bundestag vertretenen Parteien. „Eine linke Partei darf bei der Hilfe für Menschen in Not das Prinzip der sozialen Gerechtigkeit nicht außer Kraft setzen“, so Lafontaine.“

Nehmen wir diese Aussage mal einfach so, wie sie dasteht. Klingt eigentlich eindeutig links, oder? Ich meine „Hilfe für Menschen in Not“ und „Prinzip der sozialen Gerechtigkeit“ sind ja nun mal urlinke Floskeln, noch linker geht es kaum, außer in der kruden Gedankenwelt jener ultralinken Randgestalten, die so tief in den linken Rand eingetaucht sind, dass sie in Denken und Handeln glatt rechts wieder rauskommen. Und die Parteichefin der Dunkelroten gehört offensichtlich zu genau diesen Randgestalten. Denn sie kontert auf diese Aussage:

Wer in der Flüchtlingsfrage auf Rechtskurs geht, riskiert die Glaubwürdigkeit der Linken!“

Ach. Der Hinweis, dass man den Menschen in Not helfen müsse aber irgendwie nicht einfach ganze Menschengruppen pauschal zu Menschen in Not erklärt werden können, egal wer sie wirklich sind, und dass man „soziale Gerechtigkeit“ auch leben muss, ist „Rechtskurs“?
Dieser Gestalt ist sogar die „Linke“ zu weit rechts?

Lafontaine, lebenslanger Politprofi, erkennt die Zeichen der Zeit:

Wer bei Arbeitern und Arbeitslosen so wenig Unterstützung findet (und das war 2009 noch anders!), muss endlich darüber nachdenken, woran das liegt.“

Da spricht er aber etwas an, zu dem wirklich fanatische Ultralinke, ganz besonders Junge und Frauen, scheinbar nicht wirklich in der Lage sind: nachdenken. Nüchtern analysieren. Ursachen erforschen. Ohne knallrote Klassenkampfbrille und ohne hasszerfressene Emotionalisierung. Deshalb klammern sie sich an ihre postfaktischen Pippi-Langstrumpf-Parolen, und Rollgardina Kipping trötet deshalb zurück:

Wir verteidigen das Recht auf Asyl...“

Wurde ein geistiger Klon von Claudia Roth in den Körper von Katja Kipping gebeamt? Man kann es diesen Leuten wirklich von innen auf die Augenlider tätowieren, sie werden und werden es einfach nicht kapieren: Es gibt kein Recht auf Asyl!
Es gibt ein Recht auf die neutrale Prüfung jedes Asylantrages und den rechtskräftigen Bescheid über den Asylstatus durch ein neutrales Gericht. Es gibt das Recht, Rechtsmittel gegen diesen Bescheid einzulegen. Es gibt aber kein Recht auf Asyl. Es gibt nicht. Egal, wie oft man es wiederholt, es gibt nicht. Nicht. Und nochmal nicht.

Was man von Parteivorsitzenden halten soll, die bereits in solchen einfachen rechtlichen Fragen absolut wissens- und lernresistent sind und einfachste Tatsachen an einer undurchdringlichen Teflonschicht abperlen lassen, kann sich jeder selbst überlegen. Sie sind aber auf jeden Fall Symptome des postfaktischen Merkelismus, dem mit der AfD die schlimmste Pein, nämlich ein Stachel aus Realismus, im Fleisch sitzt. Das Problem mit der AfD sind doch nicht gelegentliche unbedachte Rülpser einzelner Gestalten, die auch noch über Gebühr skandalisiert werden, sondern deren Fachleute, Realisten, Volkswirte, Juristen, die den Faktenresistenten die unangenehme Realität in ihre Filterblase reinhämmern. Und das so publikumswirksam, dass immer mehr Wahlschafe begreifen, auf welchem Level sie bisher von Realitätsverweigerern veräppelt wurden. Und die Konsequenzen ziehen.

Wenn Leute wie Kipping irgendwelche rudimentären Resthirnpartikel besitzen würden, würden sie gestehen: „Wir kämpfen für ein Recht auf Asyl“, denn das würde bedeuten, dass sie dieses nicht existente Recht schaffen wollen. Das wäre zwar dumm, aber legitim. Mit der Behauptung, das „Recht auf Asyl zu verteidigen“ offenbaren sie jedoch ihren Irrglauben, ihre Wunschwelt wäre bereits vorhanden und müsse nur noch gegen Angriffe verteidigt werden. Immer nach dem konstruktivistischen Grundsatz, man mache eine Sache dadurch wahr, dass man sie verbalisiert. So produziert man selbst niemals Fake, denn alles was sie sagen ist dadurch, dass sie es sagen, bereits zur Wahrheit geworden, während alles, was dem widerspricht, selbst wenn es real ist, Fake sein muss, den bekämpft wird. Geil, oder?

Ach ja, der Gysi hat sich auch noch zu Wort gemeldet. Genau der, der sich ja schon so händereibend darüber freut, dass dank Zuwanderung und eigener Reproduktionsverweigerung die blöden Nazis jetzt bald mal aussterben. Und hat in der aus seiner DDR-Zeit noch als Sprachrohr der SED bekannten erzkommunistischen Postille (alte Seilschaften funktionieren doch immer noch am Besten) getrötet:

Wenn man mehr soziale Gerechtigkeit will, darf man nicht gegen andere Arme, sondern muss man gegen ungerechtfertigten Reichtum kämpfen.“

Hugh, der Häuptling der Rothäute hat gesprochen. Und sicher dabei außer Zweifel gestellt, dass der von ihm selbst aus lebenslangem parteitreuen Steuergeldbezug, egal ob von sozialistisch geformten Werktätigen in Freiheit und Glück in der DDR erarbeitet oder armen von Kapitalisten ausgebeuteten Proletariern vom kargen Lohn abgepresst, erlangte Reichtum absolut gerechtfertigt ist. Seine alten SED-Genossen rings um Erich den Schütteren und Egon den Grinsenden haben das in Wandlitz ja vorgelebt, was gerechtfertigter Reichtum revolutionärer Befreier der armen Massen ist.

Ungerechtfertigt ist Reichtum für diese lebenslangen Steuergeldschmarotzer nämlich immer dann, wenn er aus unternehmerischer Tüchtigkeit, riskanter Selbständigkeit und Erschaffen von Produkten für eine dankbare Kundschaft im täglichen Kampf gegen lockende Konkurrenz entsteht. Nur der Reichtum, der sich konkurrenz- und leistungsfrei auf verschiedenen unproduktiven Posten und Pfründen im Umfeld der Politik aus den Produktiven abgepressten Steuergeldern anhäufen lässt, ist absolut gerechtfertigt.
Das Recht auf Taschenvollstopfen gilt in diesen Kreisen als genauso sicher wie das Recht auf Asyl. Man spricht es aus, und schon ist es da.

Ach ja, ein Schmankerl habe ich noch, um den nötigen Hinweis auf die journalistische Qualität der Berichterstattung in der „Welt“ nicht zu vernachlässigen:

In den kommenden Wochen will sich die Linke personell neu aufstellen. Erwartet wird, dass Wagenknecht und Co-Fraktionschef Dietmar Bartsch bei einer Fraktionsklausur am 17. und 18. Oktober in Potsdam erneut an die Spitze der Abgeordneten gewählt werden.“

Sie will sich also „neu aufstellen“ und die Parteiführung „erneut wählen“. Also Wiederwahl des Bestehenden ist Erneuerung?
Ja eh. Faktenabgekoppelt und realitätsabperlend.
Egal.

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