Irgendwie putzig, was sich da am ultralinken Rand in Deutschland
abspielt. Irgendwie beutelt die AfD mit ihrem Wahlerfolg jede Partei
aus dem Einheitsblock durch, noch ohne irgend eine Rede gehalten oder
Aktion gesetzt zu haben. Und während die SPD noch versucht, sich
unter der Fuchtel der prolligen Extremlinken Nahles selbst zu finden,
muss die Ultralinke Kipping von der SED, die sich jetzt „Linke“
nennt, um von ihrer Vergangenheit als Mauerschützen- und
Stasiknastpartei abzulenken, gegen ihren eigenen Partei-Neugründer
ausreiten. Weil Lafontaine noch einen winzigen Rest Realismus in sich
trägt, ein Schicksal alter Männer, das selbst Hardcore-Marxisten
nicht verschont, an jungen extremistischen Krawallweibern aber
vollkommen rückstandsfrei abperlt und oft auch im Alter nicht
nachgereicht wird. Was zu einem guten Teil den in
Feministinnenkreisen brodelnden abgrundtiefen Hass auf alte Männer
erklären kann.
Aber zurück zur SED.
Die haben ja gute 400.000 Wählerstimmen verloren, die auch noch
ausgerechnet zur AfD abgewandert sind. Also dem, was die
Antifaschistenfaschisten als ihren absoluten Gegenpol betrachten. Und
da überkommt den alten Mann, wie hier
zu erfahren, also dieser Anfall von Realismus:
„Ein
Schlüssel sei die „verfehlte“ Flüchtlingspolitik der Linken
sowie der anderen bisher im Bundestag vertretenen Parteien. „Eine
linke Partei darf bei der Hilfe für Menschen in Not das Prinzip der
sozialen Gerechtigkeit nicht außer Kraft setzen“, so Lafontaine.“
Nehmen wir diese Aussage mal einfach so, wie sie dasteht. Klingt
eigentlich eindeutig links, oder? Ich meine „Hilfe für Menschen
in Not“ und „Prinzip der sozialen Gerechtigkeit“ sind
ja nun mal urlinke Floskeln, noch linker geht es kaum, außer in der
kruden Gedankenwelt jener ultralinken Randgestalten, die so tief in
den linken Rand eingetaucht sind, dass sie in Denken und Handeln
glatt rechts wieder rauskommen. Und die Parteichefin der Dunkelroten
gehört offensichtlich zu genau diesen Randgestalten. Denn sie
kontert auf diese Aussage:
„Wer
in der Flüchtlingsfrage auf Rechtskurs geht, riskiert die
Glaubwürdigkeit der Linken!“
Ach. Der Hinweis, dass man den Menschen in Not helfen müsse aber
irgendwie nicht einfach ganze Menschengruppen pauschal zu Menschen in
Not erklärt werden können, egal wer sie wirklich sind, und dass man
„soziale Gerechtigkeit“ auch leben muss, ist „Rechtskurs“?
Dieser Gestalt ist sogar die „Linke“ zu weit rechts?
Lafontaine, lebenslanger Politprofi, erkennt die Zeichen der Zeit:
„Wer
bei Arbeitern und Arbeitslosen so wenig Unterstützung findet (und
das war 2009 noch anders!), muss endlich darüber nachdenken, woran
das liegt.“
Da spricht er aber etwas an, zu dem wirklich fanatische Ultralinke,
ganz besonders Junge und Frauen, scheinbar nicht wirklich in der Lage
sind: nachdenken. Nüchtern analysieren. Ursachen erforschen. Ohne
knallrote Klassenkampfbrille und ohne hasszerfressene
Emotionalisierung. Deshalb klammern sie sich an ihre postfaktischen
Pippi-Langstrumpf-Parolen, und Rollgardina Kipping trötet deshalb
zurück:
„Wir
verteidigen das Recht auf Asyl...“
Wurde ein geistiger Klon von Claudia Roth in den Körper von Katja
Kipping gebeamt? Man kann es diesen Leuten wirklich von innen auf die
Augenlider tätowieren, sie werden und werden es einfach nicht
kapieren: Es gibt kein Recht auf Asyl!
Es gibt ein Recht auf die neutrale Prüfung jedes Asylantrages und
den rechtskräftigen Bescheid über den Asylstatus durch ein
neutrales Gericht. Es gibt das Recht, Rechtsmittel gegen diesen
Bescheid einzulegen. Es gibt aber kein Recht auf Asyl. Es gibt nicht.
Egal, wie oft man es wiederholt, es gibt nicht. Nicht. Und nochmal
nicht.
Was man von Parteivorsitzenden halten soll, die bereits in solchen
einfachen rechtlichen Fragen absolut wissens- und lernresistent sind
und einfachste Tatsachen an einer undurchdringlichen Teflonschicht
abperlen lassen, kann sich jeder selbst überlegen. Sie sind aber auf
jeden Fall Symptome des postfaktischen Merkelismus, dem mit der AfD
die schlimmste Pein, nämlich ein Stachel aus Realismus, im Fleisch
sitzt. Das Problem mit der AfD sind doch nicht gelegentliche
unbedachte Rülpser einzelner Gestalten, die auch noch über Gebühr
skandalisiert werden, sondern deren Fachleute, Realisten, Volkswirte,
Juristen, die den Faktenresistenten die unangenehme Realität in ihre
Filterblase reinhämmern. Und das so publikumswirksam, dass immer
mehr Wahlschafe begreifen, auf welchem Level sie bisher von
Realitätsverweigerern veräppelt wurden. Und die Konsequenzen
ziehen.
Wenn Leute wie Kipping irgendwelche rudimentären Resthirnpartikel
besitzen würden, würden sie gestehen: „Wir kämpfen für ein
Recht auf Asyl“, denn das würde bedeuten, dass sie dieses nicht
existente Recht schaffen wollen. Das wäre zwar dumm, aber legitim.
Mit der Behauptung, das „Recht auf Asyl zu verteidigen“
offenbaren sie jedoch ihren Irrglauben, ihre Wunschwelt wäre bereits
vorhanden und müsse nur noch gegen Angriffe verteidigt werden. Immer
nach dem konstruktivistischen Grundsatz, man mache eine Sache dadurch
wahr, dass man sie verbalisiert. So produziert man selbst niemals
Fake, denn alles was sie sagen ist dadurch, dass sie es sagen,
bereits zur Wahrheit geworden, während alles, was dem widerspricht,
selbst wenn es real ist, Fake sein muss, den bekämpft wird. Geil,
oder?
Ach ja, der Gysi hat sich auch noch zu Wort gemeldet. Genau der, der
sich ja schon so händereibend darüber freut, dass dank Zuwanderung
und eigener Reproduktionsverweigerung die blöden Nazis jetzt bald
mal aussterben. Und hat in der aus seiner DDR-Zeit noch als
Sprachrohr der SED bekannten erzkommunistischen Postille (alte
Seilschaften funktionieren doch immer noch am Besten) getrötet:
„Wenn
man mehr soziale Gerechtigkeit will, darf man nicht gegen andere
Arme, sondern muss man gegen ungerechtfertigten Reichtum kämpfen.“
Hugh, der Häuptling der Rothäute hat gesprochen. Und sicher dabei
außer Zweifel gestellt, dass der von ihm selbst aus lebenslangem
parteitreuen Steuergeldbezug, egal ob von sozialistisch geformten
Werktätigen in Freiheit und Glück in der DDR erarbeitet oder armen
von Kapitalisten ausgebeuteten Proletariern vom kargen Lohn
abgepresst, erlangte Reichtum absolut gerechtfertigt ist. Seine alten
SED-Genossen rings um Erich den Schütteren und Egon den Grinsenden
haben das in Wandlitz ja vorgelebt, was gerechtfertigter Reichtum
revolutionärer Befreier der armen Massen ist.
Ungerechtfertigt ist Reichtum für diese lebenslangen
Steuergeldschmarotzer nämlich immer dann, wenn er aus
unternehmerischer Tüchtigkeit, riskanter Selbständigkeit und
Erschaffen von Produkten für eine dankbare Kundschaft im täglichen
Kampf gegen lockende Konkurrenz entsteht. Nur der Reichtum, der sich
konkurrenz- und leistungsfrei auf verschiedenen unproduktiven Posten
und Pfründen im Umfeld der Politik aus den Produktiven abgepressten
Steuergeldern anhäufen lässt, ist absolut gerechtfertigt.
Das Recht auf Taschenvollstopfen gilt in diesen Kreisen als genauso
sicher wie das Recht auf Asyl. Man spricht es aus, und schon ist es
da.
Ach ja, ein Schmankerl habe ich noch, um den nötigen Hinweis auf die
journalistische Qualität der Berichterstattung in der „Welt“
nicht zu vernachlässigen:
„In
den kommenden Wochen will sich die Linke personell neu aufstellen.
Erwartet wird, dass Wagenknecht und Co-Fraktionschef Dietmar Bartsch
bei einer Fraktionsklausur am 17. und 18. Oktober in Potsdam erneut
an die Spitze der Abgeordneten gewählt werden.“
Sie will sich also „neu aufstellen“ und die Parteiführung
„erneut wählen“. Also Wiederwahl des Bestehenden ist Erneuerung?
Ja eh. Faktenabgekoppelt und realitätsabperlend.
Egal.
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