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Sonntag, 15. Oktober 2017

Gedanken zum Wahltag

Bevor es nach dem heutigen Abend ans Eingemachte geht und die Menschen erkennen müssen, dass sie wahrscheinlich einer großen Show aufgesessen sind, die von langer Hand geplant wurde, hier noch eine kleine Grafik:


Was kann man darauf erkennen, wenn man den Linien folgt?
Richtig, ohne den kometenhaften Aufstieg des Herrn Kurz wäre die FPÖ mit Abstand stärkste Kraft und es bestünde keine Chance auf eine Fortführung der unseligen Koalition aus Rot und Schwarz. Es war die letzte Gelegenheit, das Ruder herumzureißen. Und es war wahrscheinlich abgesprochen. Denn die SPÖ wusste von den kommenden vorgezogenen Neuwahlen bereits im Herbst 2016, als sie Silberstein engagierte um den Wahlkampf zu starten. Von wem? Woher? Kurz übernahm erst im Mai 2017 die ÖVP. Vorher wäre auch sinnlos gewesen, es musste erst der Bundeswauwau installiert werden.

Ist das auch anderen aufgefallen, dass Norbert Hofer in den letzten vier Wochen vor der Wahl nicht nur von verschiedenen Seiten äußerst untergriffig angegangen wurde, bis hin zum „Krüppel“ (es riecht nach Silbersteins Ausdünstungen), sondern sich auch extrem zurückgenommen und die letzten Duelle mit einem eher schwachen und inhaltsleeren Van der Bellen fast an diesen verschenkt hat? Als ob man den Braten gerochen hatte und wusste, dass im Falle eines Präsidenten Hofer ein „Antifa“-Wüten durch das Land gegangen wäre. Schon damals war das dümmliche Argument, ein blauer Präsident und eine blaue Regierungsbeteiligung würden sich demokratisch ausschließen, da die Überwachungsfunktion des Staatsnotars dann ausgeschaltet wäre, im Umlauf, und keinem fiel es auf, dass doch genau das, nämlich Präsident und Kanzler von der gleichen Partei, bisher doch der gelebte Normalzustand war, ohne dass das Land untergegangen wäre. Aber Strache wollte wohl auf Nummer Sicher gehen und lieber den wirklich gestaltenden Kanzler angehen anstatt einen Parteisoldaten zum machtlosen Präsidenten zu machen und damit eine Einheitsfront gegen die FPÖ zu zementieren.

Was man auf dem Diagramm gut sehen kann ist der spiegelbildliche Verlauf der Kurven von Blau und Schwarz. Das erfolgreiche Installieren des Plauder-Darlings mit der geilen Frisur scheuchte die von der ÖVP Enttäuschten zurück in deren angeblich erneuerte Reihen. Worin die Erneuerung liegen soll außer im ausgehängten Gesicht, leeren Phrasen, neuer Farbe und dahinter dem gleichen Block aus Banken, Bünden und Beamten wie vorher, kann keiner erklären. Leeres Gefasel von „neuem Stil“ und „neuer Politik“ kennen wir schon von Strolz, da ist nichts originell dran und bietet auch keine Inhalte. Kurz ist nur durch Worte aufgefallen, aber nirgends durch Taten. Wäre er in Opposition, hätte man Verständnis dafür, aber er sitzt in der gleichen Regierung, in der er jetzt aber wirklich mal mit arbeiten anfangen will. Ebenso wie Kern. Hä??

Als Silberstein engagiert wurde, war die ÖVP doch kein Feindbild der SPÖ, ganz im Gegenteil, es war der wegbrechende, absterbende Partner der vergangenen Legislaturperioden und nur dessen Wiederaufstieg der einzige Garant für eine Fortführung der Großen Koalition, zu der bisher der gelernte Österreicher immer nur die Wahl hatte, wer im GroKo-Bett oben liegt. Der erklärte Gegner der SPÖ war immer und ist immer noch die FPÖ.

Die Roten hatten ihre Peinlichkeit Faymann, nicht mit der Verschleppung der Präsidentenwahl rechnend, zu früh entsorgt und durch den Ankündigungsyuppie Kern ersetzt, der aber binnen allzu kurzer Zeit seine Munition bereits verschossen hatte. Da war jetzt nichts mehr im Köcher, um noch mal ein paar Prozente zu generieren. Aber bei den Schwarzen war Luft nach oben, die Peinlichkeit Mitterlehner huschte noch in eine mentale Burka gehüllt hinter dem Präpotenzenkanzler hinterher. Also wurde dieser gegen Strahlemann Basti ersetzt – und der enttäuschte nicht. Aber er musste vorgezogene Wahlen ausrufen, erstens weil nicht sicher war ob Juncker ernst macht mit dem EU-Beschluss gegen Grenzkontrollen im November und zweitens musste ein Ergebnis her, bevor auch Kurz‘ Dampfplauderei als solche entlarvt würde und sein Stern wieder sinkt.

Und jetzt kommt es: Was macht Silberstein? Richtig: Massives Anschütten von Kurz und Kern. Was hat das jetzt mit diesem Wahlkampf zu tun? Ganz einfach, was bei der ganzen Diskussion komplett unterging: die ganze Zeit wurde es so dargestellt, als wäre es die FPÖ, die diese Hetze betreiben würde. Der empfindsame österreichische Wähler ist nämlich nicht aufgerüttelt durch negative Meldungen gegen Kurz und Kern, sondern angewidert von der üblen Hetze gegen die Beiden. Der eigentlich getroffene bei der ganzen Schmiere ist Strache. Und der konnte jetzt nicht real anfangen gegen die beiden zu Felde zu ziehen ohne noch mehr als der miese Anpatzer dazustehen und sich die letzte Hoffnung auf eine Regierungsbeteiligung zu vermauern. Falls die jemals da war.

Und so ist als Ergebnis der ganzen Schmierenkomödie die Koalition aus Schwarz und Rot, nur mit leichtem Stellungswechsel, wieder in der Lage, sich das Land fünf weitere Jahre zur Beute zu machen. Fast wäre die Kiste geplatzt, weil es in den Reihen der Roten wie der Schwarzen Leute gibt, die vom jeweils anderen die Schnauze gestrichen voll haben und die Komödie sabotieren wollten. Aber am Ende wird alles gut: Kurz wird Kanzler, der untragbar gewordene Kern kann abtreten und einen üppigen Dankbarkeitsposten übernehmen und die SPÖ unter Doskozil zu den sich wieder Richtung Schwarz verdunkelnden Türkisen in die Koalitionskiste kriechen, huldvoll angelobt vom präsidialen Mäßigungsprediger. Strache kann trampeln und spucken, ihn hat man mal wieder abserviert. Und die Antifa jubelt, den „Rechtsruck“ abgewehrt und den Ausbruch des Faschismus verhindert zu haben blabla.

Wird sich Österreich grundlegend ändern? Wird der Filz durchbrochen? Werden die Sümpfe ausgetrocknet? Die Pfründe verödet? Werden bürokratische Hürden geschleift? Demokratische Freiheiten etabliert?
Träumen wir durch den Tag. Das Erwachen wird bald kommen.
Vielleicht schon heute Abend.
Die Frage wird dann beantwortet, ob die Mehrheit begriffen hat oder lieber dem Gesülze jener glaubt, die dafür bezahlt werden, sie zu veräppeln.

1 Kommentar:

  1. Sie haben Recht, werter Fragolin.
    Wir erleben heute eine große Show um das Volk zu beruhigen. Es wird so weiter gehen wie bisher. Wir dürfen nur noch mehr blechen. Willkommenskultur ist teuer.

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