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Montag, 6. August 2018

Impressionen aus der Blogpause I

Mediterraner Strand. In Reih und Glied mit geradezu preußischer Exaktheit ausgerichtet die ausgebleichten Sonnenschirme und Klappliegen, die garantieren, dass jedem die antidiskriminierend gleiche Anzahl an Quadratzentimetern Schatten zuteil wird, der sich nicht zu blöd ist, dafür die Äquivalentmiete einer kompletten Zweiraumwohnung mit Einbauküche und Klimaanlage zu zahlen. Während die Kinder versuchen, mittels kleiner Eimer die komplette Anlage zu fluten, was sie euphemistisch als Bau einer Sandburg mit Burggraben bezeichnen, wobei nichts erkennbar ist, was auch nur ansatzweise an eine Burg, aber sehr viel, was an einen Graben erinnert, buddeln sie mit Begeisterung die seltsamsten Schätze aus: Zigarettenkippen mit pinkfarbenen Lippenstiftresten, sandverklebte Lutscher, mit Muscheln und Kieseln gefüllte Plastikflaschen, einen halben Meter Wäscheleine, eine kleine Plastikschaufel, Eislöffel und nachdem sie bereits scheiteltief in ihrer Ausgrabungsstelle die Schichten des Sandes, des Kieses, feuchtem Löss und erstarrter Magma durchbrochen haben, Faustkeile, einen Neandertalerschädel und einige Dinosaurierskelette.

Bei der Beobachtung des Tageslaufes am Strand konnte ich derweil sehr gut nachvollziehen, wie unsere Altvorderen aus dem Schattenwurf der Sonne die Uhr entwickelten: Mit gleichmäßiger Kreisbewegung umrunden über den Tag die Liegen den Sonnenschirm wie ein Zeiger die Uhr, immer dem kargen Schattenwurf des löchrigen Stoffkreises folgend. Seltsamerweise schwärmen alle aus den kühlen und schattigen Häusern und Gärten zum frei in der prallen Sonne glühenden Strand, um sich dort wieder unter ein paar Quadratzentimeter Stoffschatten zu verkriechen, weil es ja so heiß ist. Ich habe da eher auf eine rein pflanzliche Salbenkombination aus Sonnenschutzmilch und Mückenvertreibungsmittel gesetzt, deren Lichtschutzfaktor einen wahrscheinlich selbst mitten im Abwurfgebiet einer Wasserstoffbombe vornehme Kellerblässe bewahrt und die gleichzeitig alle bekannten und unbekannten Arten von Insekten nachhaltig kollabieren lässt, wenn sie sich der Haut weiter als bis auf zwei Meter Abstand nähern.
Man soll nicht alles glauben, was die Werbung sagt.
Weiß jemand, wie das brennt, wenn man einen fett aufgedunsenen Mückenstich mitten auf einem knallroten Sonnenbrand hat? Und sowas nennt sich Urlaub.

Afrikaner werden an diesem Strand keine angeschwemmt, die sind alle schon da. Im Minutentakt schwärmen ganze zentralafrikanische Stammesgemeinschaften, deren Kral irgendwo zwischen den Hotels versteckt liegen muss, aus und fragen jeden, besonders Leute mit geschlossenen Augen oder solche, die eine Zeitung oder ein Buch lesen wollen, eindringlich und anhaberisch, ob sie nicht unbedingt Handtaschen, Badetücher, Hüte, Drachen, Schmuck, Sonnenbrillen, Ledergürtel, Schuhe, Holzschnitzereien, Bastkörbe, historische Amphoren, Baumaschinen, ausrangiertes Kriegsgerät oder Großraumschlauchboote (endlich weiß ich, wo die nach dem Anlanden bleiben) kaufen wollen, alles natürlich zum halben Preis, wobei niemand sagen kann, wie hoch denn überhaupt der volle wäre. Einen besonderen Spaß gönnte ich mir gestern, als ich nach dem Aufbranden der dritten Welle zentralafrikanischer Tinnefverkäufer, die durchsetzt waren mit illegalen ostasiatischen Massageanbieterinnen, meinen Sohn zu mir heranzog und in Richtung Strandpromenade zeigend laut verkündete: „Sie mal, mein Großer, so sieht hier die POLIZEI aus!“
Innerhalb von zwei Sekunden war der komplette Strand frei von jeglichen Verkäufern und Dienstleistungsanbietern. Ich vermute, die haben sich im Sand eingegraben oder besitzen sogar ein dichtes Netz an Fluchttunnels unter dem Strand.
Mal sehen, vielleicht, wenn morgen die Kinder etwas tiefer graben, stoßen sie auf einen Gang...

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