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Mittwoch, 31. Mai 2017

Fisch

Es gibt Zeitungen, die nimmt man nicht einmal, um auf dem Fischmarkt die Ware einzuwickeln, weil das selbst die Würde von toten Fischen noch verletzen würde.
Es schält sich für mich immer mehr heraus, dass die Berliner „B.Z.“ dazugehört. Nicht nur wegen ihrer ganzen neckischen Formulierungen von „Umgarnen“ oder „Avancen machen“, wenn Frauen von notgeilen Junghengsten aus dem Bereicherungsmilieu sexuell angetanzt werden, sondern auch wegen ihrem gigantischen Reißer um eine Lehrerin, die mit einem großen Kruzifix um den Hals gegen das Neutralitätsgesetz verstoßen hatte und deshalb aufgefordert wurde, das sofort abzunehmen, und die dann auch noch kackfrech mit einem „Ichthys“-Symbol auftauchte. Hatten wir hier, das Thema.
Nur nochmal zur Erinnerung, was die „B.Z.“ damals so schrieb:

Vor kurzem erst hat die Pädagogin nach einer Dienstanweisung der Schulleitung eine Halskette mit einem größeren Kruzifix abgelegt und damit deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. Jetzt allerdings hat sie wiederholt eine Kette mit einem Anhänger getragen, der einen Fisch zeigt.
Und zwar genau jenen Fisch, der als christliches Erkennungszeichen gilt: Es handelt sich um das aus zwei gekrümmten Linien bestehende Ichthys-Symbol, das einen Fisch darstellt und die Verbundenheit mit Jesus Christus ausdrückt.“

Und auch das Bild zu einem solchen Ichthys wurde mitgeliefert:

So weit, so Fake.
Jetzt, nachdem der evangelische Kirchentag mit all seinen politischen und käßmannschen Peinlichkeiten verklungen ist, auf dem sich die gleichen Politiker wichtigtuerisch christlich gegeben haben, die ihren Beamten das Zeigen von Kreuzen verbieten, ohne darin irgend einen Widerspruch zu erkennen, kommt der „Tagesspiegel“, auch nicht immer das Kampfblatt für Neutralität und investigativen Journalismus, lobenswerterweise aber mal mit der Wahrheit um die Ecke.

Das angebliche „größere Kruzifix“ (Habe ich nicht prophezeit, dass die bei der B.Z. mutmaßlich zu blöd sind, ein Kruzifix von einem Kreuz zu unterscheiden?) entpuppt sich als 28-Millimeter-Kreuzanhänger.
Und nicht nur das. Auch der Fisch… ach was, ich zeig‘s mal her:

Na, wer merkt‘s? Richtig. Nicht nur das Kruzifix ist kein Kruzifix, auch der Ichthys ist kein Ichthys. Der hat einen Strich zu viel. Das Christus-Symbol hat nämlich keine geschlossene Schwanzflosse. Wissen wir, wie bereits beim letzten Mal schon erwähnt, schon aus „Quo vadis?“.
Die ganze Aufregung also um was? Richtig: um nichts! Um Fake News. Made by Systempresse. Den wahren Hütern der Wahrheit und Garanten für intellektuell anspruchsvollen Qualitätsjournalismus.

Keine Recherche, falsche Behauptungen, aufgebauschtes und reißerisches Formulieren – exakt das, was man bei jedem kleinen privaten Facebook-Poster zum Schwerverbrechen hochstilisieren will, wird hier aus Redaktionsstuben geliefert.

Der „Tagesspiegel“ hat sich wenigstens mal die Mühe gemacht, persönlich mit der Lehrerin zu reden und nebenher herausgefunden, dass die allem Anschein nach sowieso irgendwem weiter oben im System des politischen Schulunwesens gewaltig gegen den Strich geht und bereits interne Verfahren am Hals hat. Da stinkt es gewaltig nach einem Rachefeldzug, um ihr das Leben zur Hölle zu machen bzw. den freiwilligen Abschied aus einer schwer kündbaren Position schmackhaft zu machen. Würde mich nicht eine Sekunde wundern, wenn selbst die angeblichen muslimischen Eltern, die sich beschwert hätten, frei erfunden wären.

Jetzt könnte man über religiöse Symbole diskutieren, und was dazu gehört und was nicht.
Der wichtigste Unterschied für mich: Christen ist es freigestellt, ein Kreuz zu tragen oder nicht; spätestens seit zwei Bischöfe am Tempelberg ihre Kreuze ablegten, um keine Muslime zu provozieren, dürfte jedem die Freiwilligkeit für jeden Christen klar sein. Beim Kopftuch, dessen Tragen von der Glaubensgemeinschaft der Muslime explizit eingefordert wird, sieht es da etwas anders aus. Man sollte unterscheiden, ob ein Symbol für Entscheidungsfreiheit oder für Zwang steht, aber egal.

Was diese Causa aber mal verdeutlicht: Es geht in die Hose. Jedes Verbot, jede Reglementierung, muss grundsätzlich immer am eigenen Graubereich scheitern. Jetzt wird getüftelt, wie viele Millimeter ein Anhänger groß sein darf, um noch als Schmuck durchzugehen oder ab wann es als religiöses Symbol gilt. Ausgeblendet wird (noch), wie es mit dem Passus um die „Weltanschauungen“ in diesem „Neutralitätsgesetz“ bestellt ist, wenn einer mit Sowjetstern oder Antifa-Zeichen am Shirt in den Dienst kommt. Das gibt noch eine Menge Spaß und Idiotie die nächsten Jahre.

Aber für Eines ist solcher Verbotsschwachsinn immer gut: Irgend einen Grund an den Haaren herbeizuziehen, um unliebsamen Leuten das Leben zur Hölle zu machen.
Ansonsten ist es für die Fisch‘.

3 Kommentare:

  1. so idiotische Schlagzeilen gibt es auch lokal
    über diese zb hab ich mich masslos geärgert
    https://www.meinbezirk.at/baden/lokales/kindergaertnerin-erregte-jungen-mann-allzu-sehr-d2077453.html

    so nach dem Motto der arme Mann, er kann ja nix dafür

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  2. Werte raindancer,
    ich war so frei Ihren link vor den Vorhang zu stellen, es ist einfach zu frech, was sich da abspielt. Danke für den link!
    MfG Fragolin

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  3. Beim Kampf gegen die Fische sprudeln staatsfeindliche Gedanken so richtig los. Allein mit dem Kreuz lassen sich Dinge gestalten, dagegen ist der Kampf gegen 88 usw. Kindergeburtstag. Die armen Schweine.

    Zu Ende der DDR waren übrigens kleine Stoffstreifen an der Autoantennen en vouge. Weiß bedeutete wohl "Ausreiseantrag" und war noch leicht zu bekämpfen, doch im anschließenden Farbspiel mußten die "Firma" das Handtuch werfen.

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