„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Montag, 16. Oktober 2017

Rot-Blau

Wie tönte unsere Pizza-Prinzessin bei ihrem Busenfreund im Rotfunk vor sechs Wochen?

Wenn er Zweiter werde, gehe er in Opposition. Und eine rot-blaue Koalition sei Lichtjahre entfernt. Mit diesen beiden Aussagen wartete SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern am Montagabend im ORF-Sommergespräch auf. Zwei klare Botschaften, mit denen Kern sechs Wochen vor der Nationalratswahl noch das Steuer herumreißen möchte.“

Tja, das liest sich hier nur einen Tag nach der Wahl anders:

Nach vierstündigen Beratungen beschlossen Präsidium und Vorstand, mit allen infrage kommenden Parteien über eine etwaige Koalition zu reden. Das heißt: Auch Rot-Blau ist eine Option.“

Und die „Standard“-Poster? Tja, die sind plötzlich ganz handzahm. Rot-Blau, das wäre jetzt nicht gerade eine Traumkoalition, aber naja, immer noch besser als der böse Basti, und Schwarz-Blau ist sowieso des Teufels, da marschieren die Nazis auf, aber Rot-Blau würde das verhindern…
Den Kanzler zu stellen ist es wert, alle Parteibeschlüsse und Feindschaften über Bord zu werfen. Gestern trennten sie noch „Welten“, heute schon wird über den Preis einer „Welt“ in Silberlingen verhandelt.

Und was aufgefallen ist: im ganzen Wahlkampf habe ich nicht ein Plakat von Strache gesichtet, das wie gewohnt mit Hakenkreuzen, Nazirunen oder Hitlerbärten verziert war. Die Sozen haben ihre Stiefeltruppe scheinbar an der Kandare gehalten. Was auf zwei Dinge hinweisen könnte: erstens, dass diese Option schon immer in den Köpfen der Roten war und zweitens, dass sie solche Sudelaktionen auch in der Vergangenheit durchaus auf Parteiweisung steuern konnten.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Werter Fragolin,

wie ich bereits beim geschätzten Mitblogger Le Penseur kund getan habe, hat jede Konstellation schwarz-rot / rot-blau / schwarz-blau für die beteiligten Kontrahenten Vor- und Nachteile:

Schwarz-rot: Vorteil FPÖ: Kann weiter unbelastet Opposition machen. Vorteil SPÖ: Die Pfründe bleiben erhalten. Nachteil FPÖ: Wieder nicht in der Regierung. Nachteil SPÖ: Wieder in der ungeliebten Koalition mit der ÖVP.

Rot-blau: Vorteil SPÖ: Kern bleibt Kanzler plus Bonus: Ohrfeige für Kurz. Vorteil FPÖ: Die linken Sturmtruppen bleiben zu Hause, die Nazikeule wird bis zur nächsten Wahl nicht geschwungen. Nachteil SPÖ: Die Wiener SPÖ wird sich spalten (OK, das allein wäre diese Koalition schon wert, Anm.). Nachteil FPÖ: Ein Teil ihrer Wähler wird zur ÖVP wandern.

Schwarz-blau: Vorteil SPÖ: Kann wunderbar auf dem Naziklavier spielen, inkl. regelmäßigem Antifa-Sturmtruppenaufmarsch. Vorteil ÖVP: Einfachster Koalitionspartner. Nachteil FPÖ: Kurz könnte sie wie Schüssel in Grund und Boden intrigieren.

Was wäre für unser Land am besten? Einfach: Absolute für die FPÖ, aber das wird's leider in absehbarer Zeit nicht spielen.

Herzlichst (und vielen Dank für Ihren Blog),
Tomj

Karl hat gesagt…

Der letzte Absatz bringt es auf den Punkt, werter Fragolin!
Auch ich habe kein einziges zerstörtes FPÖ-Plakat heuer gesehen. Das war ein absolutes Novum.
Man kann also davon ausgehen, dass solche Vandale in der Vergangenheit tatsächlich "bestellt" wurden. Vermutlich mit unseren Steuergeldern finanziert.
So weit sind wir schon gekommen. Mir wird übel.....

Rizzo Chuenringe hat gesagt…

"..dass sie solche Sudelaktionen auch in der Vergangenheit durchaus auf Parteiweisung steuern konnten."

Das wusste doch schon Schiller:

Mut zeiget auch der Mameluk
Gehorsäm ist des Sozen Schmuck!

heartofstone hat gesagt…

Da offensichtlich Dirty Campaigning sogar zu einem, kleinen, Stimmzuwachs führt, werden sich die anderen Parteien in der nächsten Wahlauseinandersetzung nichts schenken. Mögen die Spiele beginnen ...