„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Mittwoch, 27. September 2017

Usedom

Ich möchte eine Lanze brechen. Für die Insel Usedom. Ich habe dort, und das bedeutet aus dem fernen Österreich eine ganz schön lange Anreise, in der Vergangenheit mehrmals Urlaub gemacht. Wunderschöne Zeltplätze mitten im Wald und doch nur wenige Meter von einem Sandstrand entfernt, der faktisch die gesamte Nordseite dieser schmalen Insel bildet. Ein Sandstrand, den man sich in Verbindung mit wärmerem Klima als Paradies vorstellen könnte, doch die Ostsee ist eher spröde und italienverwöhnten Adriaplanschern wohl zu kalt. Aber ich habe es genossen, zu Tageszeiten, als meine Zeltnachbarn erst schlafen gingen, auf stundenlange Nachtspaziergänge bis in den unvergleichlichen Sonnenaufgang von Koserow bis Heringsdorf zu gehen, die Stille, das Plätschern der Ostsee auf der Seebrücke und das Alleinsein unter einem klaren Sternenhimmel zu genießen. Schlafen konnte ich tags am Strand, als die Kinder meiner Zeltnachbarn um mich herum von unendlichen Sandmassen herausgefordert zu Baumeistern heranwuchsen.

Neben den Zeltplätzen gibt es wunderschöne Appartements und am Tag kann man Dinge aus dem Meer essen, die für uns Bergmenschen exotischer kaum sein können, und wer schon einmal in eine räucherwarme Flunder biss, der weiß, dass das, was man in den Alpen als Meeresfisch verkauft, damit etwa so viel gemein hat wie Hundefutter mit einem frisch gegrillten Steak. Es waren wunderschöne Urlaube jenseits der Hektik mediterraner Strandabfertigung auf dem Niveau norditalienischer Sonnenschirmreihen in militärischer Anordnung mit dazwischen herumhuschenden Anbietern von Massagen, Sonnencremes, Ledergürteln und unbemerkter Taschenerleichterung. Genau das ist es, was Usedom so genießbar macht: die Abwesenheit von Hektik, Halligalli und Trara; die Ruhe und Gelassenheit einer ausreichend frequentierten aber leicht pensionistenlastigen Oase der Ruhe.

Und eines hat mich die ganze Zeit eigentlich überhaupt nicht interessiert: Ob meine Zeltnachbarn oder Zimmervermieter Linke, Rechte, Grüne, Rote, Schwarze oder Blaue waren, was die beim letzten Mal gewählt haben und wie sie dem Islam, dem Judentum, dem Katholizismus, dem Hinduismus oder den Pastafari gegenüber eingestellt sein könnten. War egal und ist egal. Denn ich war mir sicher, dass das im Urlaub keine Rolle spielt. Und spielt es auch nicht.

Außer man ist ein Propagandist und Populist. Wie der islamophobenphobe Aiman Mazyek. Denn der ruft indirekt zum Boykott der Insel Usedom als Urlaubsdestination auf. Nachdem dort die AfD bei der Bundestagswahl nämlich stärkste Kraft mit über 32% geworden ist, was niemals an den auf Usedom stationierten mehrheitlich muslimischen jungmännlichen „Flüchtlingen“ und deren teilweise durchaus kreativem Verhalten liegen kann sondern nur an dem verkappten Nazitum und der krankhaften Islamophobie der Fischköppe liegen muss, kann er sich nicht mehr vorstellen, dort oder überhaupt in MeckPomm, das nun mal nichts dafür kann, Kanzleusenbrutstätte zu sein, weshalb ich mir meinen Urlaub auch nie durch die Herkunft von Königin Angela der Alternativlosen vergällen ließ, Urlaub zu machen.

Ich halte das erstens durchaus für verkraftbar für den Tourismus auf Usedom, zweitens gönne ich Herrn Mazyek von Herzen einen sehr langen Urlaub in der sonnig-warmen südlichen Heimat seines friedliebenden Glaubens und drittens ist das garantierte Fernbleiben von Herrn Mazyek und all seinen glühenden Anhängern die beste Werbung für diese wunderschöne Insel. Mit Ausflugsmöglichkeiten zu den majestätischen Kreidefelsen im Norden Rügens und den dahinter liegenden Feuersteinfeldern, oder hinüber nach Polen, wo der Sandstrand sich in Unendlichkeit und berghohen Dünen verläuft.

Danke, Herr Mazyek! Ehrlich und aufrichtig! Sie haben mit Ihrer billigen populistischen Hetze die Erinnerung zurückgebracht und ich überlege, all das im nächsten Sommer meinen Kindern zu zeigen. Ich kann Usedom nur empfehlen.


3 Kommentare:

raindancer hat gesagt…

gut dass der LINK dabei war
mein erster Gedanke war: where TF is usedom
ich fahre nicht freiwillig ins Merkelland und auch nicht freiwillig gegen Norden..
Nun werden mir auch die südlichen Länder verwehrt, meine liebsten: Italien, Frankreich, Griechenland, Spanien
alles wird zum Niemandsland

Frolleinwunder hat gesagt…

Mit der Einschätzung der Insel sind Sie nicht alleine; trotzdem schön, das bei Ihnen zu lesen!
es funktioniert aber auch andersherum. Der Flachländer ist umgeworfen von der Pracht der Berge Österreichs, wenn sich die Tauern majestätisch in die Himmel heben und wie Bausteine von Riesen aussehen. Deutschland hat sehr viele wunderschöne Ecken, es lohnt sich, sie alle zu sehen.
Bei der Gelegenheit: wollte der liebe Ayman nicht alle Musels veranlassen, Deutschland zu verlassen, wenn die pöhse AfD in den Bundestag einzieht? Auch er also nur ein Schaumschläger?
Na, auf jeden Fall wäre das doch eine witzige Werbung dort oben: Genießen Sie die Ostsee - garantiert Mazyek-Frei!

Eine ketzerische Bemerkung zum Schluss:
Wo grenzt den Usedom an Polen? ;-)

Fragolin hat gesagt…

Werte raindancer,
ich würde mich nie auf eine Richtung festlegen und habe Urlaube schon immer gern dort gemacht, wo sich keine teutonischen Ballermassen eimersaufend sukzessive die rudimentären Hirnzellenreste aus dem Oberstübchen spülen und "Schpasss!!" haben wollen. So habe ich es auch heuer genossen, in südungarischen Weinbergen bei der Lese zu helfen, anstatt in südspanischen Touristenbunkern anderen Leuten beim grölenden Weinvernichten zuzusehen. Hatte den Vorteil, dass dort zaunbegründet auch keine sogenannten "Flüchtlinge" aufkreuzten.
Wer die Schönheit baltischer Sandstrände genießen will, kann dies auch in den alten ostpreußischen Gebieten rechts von Usedom tun, jenseits Merkelstans und ihrer verhaltenskreativen Partygäste. Die Küste zwischen Swinemünde und Narva ist geradezu unendlich, und die historischen Hansestädte und Burgen des Deutschen Ordens interessante Ausflugsziele.
MfG Fragolin

Werte Frolleinwunder,
leider ist die angebliche Aussage, die Moslems alle heimzuschicken (was er bei aller präpotenten Selbstüberschätzung sowiseo nicht könnte), wenn die AfD in den Bundestag einzieht, ein Fake. Das Original kommt von einer Satireseite und hat nichts mit der Realität zu tun. Bis jetzt droht damit auch nur der Chef der IKG, denn Juden scheinen ein Problem damit zu haben, wenn jemand ein Problem mit Muslimen hat. Wird schon seinen grund haben, wer will, soll gehen. Die Besten tun es schon (wenn auch aus anderem Grund) , wenn sich da ein paar Unwichtige anhängen soll es auch egal sein.
Aber Ihre Idee mit der Werbung hat einen gewissen Charme. Es gibt ja auch Urlaubsorte, die damit werben, Kinder- und Halligalli-frei zu sein. Warum also nicht Bereicherungsfrei? Oder Islamfrei? Da würden zwar einige wieder heulen und toben, aber seien wir dochmal ehrlich, einige heulen und toben doch immer.
MfG Fragolin