„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Sonntag, 8. Oktober 2017

Der Nächste, bitte!

Irgendwie habe ich das Gefühl, die komplette Mannschaft um den Kleinen Fahrdienstleiter mit der viel zu großen Uniform sitzt in einem Wartezimmer für mediale Hinrichtung, und täglich ertönt ein „Der Nächste, bitte!“ Hinter der nur schlampig schallgedämpften Tür hört man das fröhliche Wetzen der Messer der medialen Henker, die mit dem Schlachten nicht mehr hinterherkommen. Und der Kleine Eisenbahner tobt immer einsamer im sich verdünnenden Kreis der ihm treu ergebenen vulgo üppig geschmierten Schreiberlinge, dass seine ganze Partei eigentlich nur noch eine einzige Erdmännchenstadt der türkisen Maulwürfe sei, die alles unterwandert und wahscheinlich sogar noch seine Klospülung manipuliert und verwanzt haben.
Es wäre eine Posse, würde sich das in der Provinz abspielen, aber es spielt sich in der Bundespolitik ab; die rote Reichshälfte, die nur noch ein Reichsviertel war, zerlegt es gerade zu einem Reichssechzehntel. Die rote Titanic sinkt und egal, wie sehr sich die letzten Ratten an der Reling festbeißen, das Wasser steht ihnen schon bis zum Hals.

Gestern also hat es Rudi Fußi erwischt, den Billig-Filzmayer für Puls4, der gerne vor laufender Kamera den „unabhängigen Politikberater“ gemimt hat, obwohl jeder wusste, dass der in der Löwelstraße aus und ein ging und in jedem Kommentar in hingehaltene Mikrofone die rote Propagandalinie kreativ weiterzog. Er konnte mit Faymann nicht, das muss man ihm zugute halten, aber mit Gusenbauer sehr gut. Während seiner Zeit als SPÖ-Mitglied gründete er sogar eine interne Organisation am äußersten linken Rand der SPÖ, weil ihm die Große Koalition zuwider war. Zu neoliberal. Was ihn nicht hinderte, als Berater selbständig zu sein und sich beim TS zu verdingen. (Ob sein segensreiches Wirken dort den Niedergang beschleunigt hat und ob sich das TS dort keine Natter an die Brust gesetzt hatte, kann der Fränk ja untersuchen lassen; mich würde es an seiner Stelle jedenfalls sehr interessieren.)

Dieser Rudi Fußi also hat, wie es gestern auch die „Krone“ in Bildern präsentierte, eine unter dem Verdacht der Weitergabe der Informationen aus den kriminellen Schmutzkübelkampagnen, die die SPÖ bis heute als „Wahlkampf“ euphemisieren, stehende Dolmetscherin massiv bedroht und versucht haben, zu bestechen. Was er, das sei verraten, auf Nachfrage auch bestätigt hat.

Den Wortlaut kann an sich aus den Artikeln holen und ein eigenes Bild machen. Für mich erfüllen sie durchaus den Straftatbestand der Nötigung und gefährlichen Drohung. Ich hoffe, die junge Frau, die von Fußi nach seinen eigenen Angaben nur unter Verdacht massiv bedroht und mit Bestechung gelockt wurde, klagt jetzt dieser offensichtlich miesen Gestalt den Hintern weg.

Was mich ja wieder aufhorchen lässt:
Erstens behauptet dieses Subjekt, er wüsste nicht, ob die junge Frau, die er da bedroht, überhaupt der „Maulwurf der ÖVP“ wäre (Was sowieso keiner wissen kann, denn die Informationen, die aus dem Team Silberstein an die Medien gingen, müssen auf diesem Weg nirgends die ÖVP auch nur gestreift haben – es gibt weder Beweise noch Indizien, nur Behauptungen von von der SPÖ gekauften Schmutzkampagnenspezialisten.), deshalb setze er sie nur mal so unter Druck, um sie einzuschüchtern und herauszufinden, ob es überhaupt die Richtige sei. Allein ob dieser Darstellung hat dieser Typ jeglichen Anspruch auf respektvolle Behandlung verloren; mir fällt es schwer, einen Begriff zu finden, der sich nicht extrem an Fäkal- oder Gossensprache anlehnt, also nenne ich ihn einfach mal nur Fußi. Wenn dieser Skandal durch ist, reicht das als Schimpfwort. Jeder Mensch anderen Namens kann wegen Beleidigung klagen, wenn man ihn in Zukunft mit: „Du Fußi, du!“ anredet.

Zweitens behauptet dieser Fußi, es handle sich um Mails aus dem Schmuddelkollektiv Silberstein, die er auch in Kopie erhalten hätte, und das wären eben seine höchstpersönlichen Mails. Sorry, aber wenn das Kopien waren, können also auch andere betroffen sein. Und woher will dieser Fußi wissen, selbst wenn er der einzige Empfänger einer CC war, dass es keine anderen BCC-Empfänger gab? Woher will der wissen, wie viele Leute und wer genau Kopien bekommen haben?
Diese Aussage ist also komplett inhaltsleer.

Drittens droht er in den WhatsApp-Nachrichten ganz offen und mehrmals, „die Partei“ würde der jungen Frau den Arsch wegklagen, sie durch die Arena ziehen und ein Leben bescheren, das sie so nicht führen wolle. Nicht er, sondern die SPÖ. Er würde ihr Schmiergeld zahlen und Schaden abwenden, wenn sie sofort mit ihm kooperiere, ansonsten würde die SPÖ sie fertig machen. Was genau versetzt diesen Fußi in die Lage, der Frau vorherzusagen, was die SPÖ mit ihr anstellen werde? Naja, als Insider aus dem „Wahlkampf“-Team wird er wohl wissen, wovon er redet. Und meine Quellen der internen Strukturen der SPÖ bestätigen ohne zu zögern, dass es in diesem Intrigantenstadel keine noch so kleine Sekretärin gibt, die alles wichtige kopiert oder elektronisch sichert, weil es in jeder Minute wichtig sein kann, Beweise in Händen zu halten. Da hat man schneller ein Messer im Rücken stecken, als man „Brutus“ hauchen kann.
Dieser Fußi kennt die Interna. Der droht real, das ist kein Bluff. Die haben nur nicht damit gerechnet, dass die Kleine zurückschlägt und das Ganze an die „Krone“ weitergibt anstatt eingeschüchtert zu kuschen und sich willig als Bauernopfer auf den Altar des SPÖ-internen Reinwaschungstempels zu legen.

Viertens behauptet dieser Fußi allen Ernstes, er habe weder irgendwelche Verbindungen noch Geschäftsbeziehungen zur SPÖ oder zum BKA (in Österreich „Bundeskanzleramt“). Da frage ich mich schon, was der im „Wahlkampf“-Team der SPÖ zu suchen hat, wenn er mit denen nichts zu tun hat. Und wie der Kern dazu kommt, immer wieder Fußis Reden vorzulesen. Oder verstehen wir das alles falsch und der „Maulwurf“ bei Silberstein, Puller, Fußi und widerlichen Konsorten arbeitet eigentlich für die SPÖ und hat Fußis Reden an das Büro Kern geleakt, und der Kleine Eisenbahner mit der viel zu großen Uniform hat die dann einfach vorgelesen, als ob es seine wären?

Dieser Fußi ist (oder besser: war) ja nicht nur „Politikberater“ sondern ist (oder besser: war) ja auch Kabarettist. Wie er den Leuten diesen Witz zu erklären versucht, ist leider nicht zum Lachen. Zumindest habe ich die Stelle nicht gefunden.


Ach ja, eines noch zum Drüberstreuseln: Die SPÖ ventiliert bereits im Voraus, sie werde die Wahl anfechten, weil sie in ihrem Wahlkampf so behindert würde. Das ist Demokratie im Selbstbild der Roten: Wenn sie es vergeigt haben, haben sie als Trumpf ja immer noch treue Genossen in bestimmte Positionen gehebelt, die die Notbremse ziehen können.
Aber ob sie so viel Rechtsbeugung zusammenbringen, das Verfassungsgericht zu beeinflussen, bleibt abzuwarten. Auch, ob sie es wirklich wagen, nach der bisherigen Katastrophe Murphys Law herauszufordern. Das wäre nämlich kein Schuss ins Knie mehr sondern direkt ins Hirn.

Und noch einen, weil er so schön aufgelegt ist: Dass die roten Bonzen zur Kommunikation mit einem internationalen Schmuddelkampagnenspezialisten, der in einfachem Englisch kommuniziert, eine Dolmetscherin brauchen, die die Mails übersetzen muss, sagt alles über die hohe Kompetenz der Parteigranden und ihrer „Experten“ aus. Was sind denn das für Pfeifen dort? Die können nicht mal Englisch? Se wörld is tu smoll for them. Schießt die auf den Mond.
Der Nächste, bitte.

Und als Letzten: Viele Leute kann der Kleine Fahrdienstleiter in der viel zu großen Uniform nicht mehr um sich haben. Die sitzen entweder im Knast, liegen im Spital, wurden gefeuert oder es wird sich von denen einfach nur „distanziert“ - und der Rest sind nach den Wahnvorstellungen des Oberhirten des Roten Tempels verkappte ÖVP-ler.

„Was ist nur aus der SPÖ geworden?“
„Die ist, was sie schon immer war, nur der Vorhang ist kaputt.“

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