„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Donnerstag, 22. November 2018

Die Ordner-Schmiere

Ich durfte schon einige Ordnungskräfte von Security-Firmen kennenlernen und kann bestätigen, dass die gefühlte Dichte strunzdummer präpotenter Arschlöcher dort ein ähnlich hohes Level erreicht wie eine antifaschistische Protestveranstaltung der Jungen Grünen. Meine Sympathien mit Leuten, die zu dumm sind um die Befähigungsprüfung für den Polizeidienst zu bestehen und trotzdem gerne irgendwie eine Uniform tragen und die Lizenz zum präpotenten Auftreten bekommen wollen, halten sich in einem selbst für eine kniende Ameise überschaubaren Rahmen.

Trotzdem halte ich das, was gerade um diesen Ordner beim BVT-Ausschuss abläuft, für eine geradezu lächerliche Schmierenkomödie, die einmal mehr die Vernetzung der Medien offenbart, die allerdings weniger aus geplanter Zersetzungsarbeit als aus reiner Quotengeilheit und Opportunismus resultiert. Wer nicht mit den Wölfen heult, darf auch nicht mit den Wölfen fressen sondern wird selbst zerfetzt. Mediale Gruppendynamik. Und so fallen alle mit ein in das Heulen über den Nazi-Ordner, von dem keiner so richtig weiß, womit er sich diese Bezeichnung eigentlich verdient hat, was aber noch nie eine Rolle spielte.

So schnappatmen die „Oberösterreichischen Nachrichten“:
Der Skandal um einen rechtsextremen Security im BVT-Untersuchungsausschuss ist um eine Facette reicher.“

Im Prinzip haben sie Recht, denn der eigentliche Skandal ist die Skandalisierung zum Zweck der Optimierung der Verkaufszahlen und Clicks. Man bezieht sich gegenseitig auf Medienberichte der anderen und bildet damit eine in sich geschlossene Blase, durch die man diesen unwichtigen kleinen Wicht als Sau treiben kann. Denn wenn man sich einmal die Inhalte ansieht, dann ist da erwartungsgemäß das Gleiche wie immer: Nichts.

Der Mann, dessen Nähe zu einschlägigen Internet-Kreisen sich in seinen Social Media-Aktivitäten zeigt...“

Äh. Ja. Man hat also nichts als seine Internet-Aktivitäten. In „einschlägigen Kreisen“. Was immer das ist, aber es hört sich bedrohlich an. NLP-Grundschulung für Jungpropagandisten: versehe eine Nicht-Information mit den Vokabeln „zweifelhaft“, „einschlägig“ oder „umstritten“, dann geht dem Leser genau der kalte Schauer über den Rücken, für den der ganze Satz existiert.
Die triste Wahrheit ist, dass der durch nichts weiter aufgefallen ist als durch „Aktivitäten“, die übrigens, wie sich zeigen wird, auf einem recht niedrigen Level stattgefunden haben, in Internet-Kreisen, die erklärend als „einschlägig“ bezeichnet werden.

Im Sommer hat der Security offenbar auch den Zugang zum SPÖ-Pavillon am Heldenplatz kontrolliert, Abgeordneter Kai Jan Krainer erinnert sich, ihn öfters angetroffen zu haben.“

Och. Und was hat er da so gemacht? Mit erhobenem Arm ein Hakenkreuz-Tattoo gezeigt? Die roten Parteibonzen schikaniert? Oder einfach nur seinen Job, für den er engagiert und bezahlt wurde?

Schon am 8. Februar 2018 stand der (am 5. Februar eingestellte) Mitarbeiter der Sicherheitsfirma G4S erstmals in entsprechender Adjustierung an eine Parlamentseingang - obwohl die Zuverlässigkeitsprüfung erst veranlasst war.“

Gab es irgendwelche Probleme? Ist er durch irgendwas aufgefallen? Hat er seinen Job nicht / schlecht / schlampig / falsch gemacht? Gab es Reklamationen?
Die einzige Schlampigkeit liegt ja hier wohl bei der Firma, die das Ergebnis nicht abgewartet hat. Ein Skandal wäre es, wenn er kein entsprechendes Zeugnis bekommen hätte, aber:

Erst am 27. Februar teilte die Landespolizeidirektion Wien G4S mit, dass im Falle des Genannten "die erforderliche Zuverlässigkeit vorliegt"...“

Ach.
Äh.
Was jetzt.
Da die „einschlägigen Internet-Aktivitäten“ nicht bekannt waren und der Mann ganz offensichtlich keine irgendwie geartete Gesinnung offen nach außen gezeigt oder sich irgendwelcher illegaler Handlungen strafbar gemacht hatte und hat, und er deswegen rechtskonform zum Dienst als Ordner eingeteilt wurde, ist jetzt der eigentliche Skandal bitte was genau? Ich finde da nichts. Absolut Null. Kein einziger Grund spricht gegen seinen Dienst.

„Gesinnung“ ist (noch?) kein Verbrechen, die Gedanken sind frei und Diskriminierung aufgrund einer politischen Einstellung verfassungsfeindlich. Vor Allem und eigentlich nur dann wenn sie von Vertretern des Staates wie z.B. Abgeordneten wie dem Herrn Pilz ausgehen, der ja schon mehrmals gezeigt hat, sich um Geist und Inhalt von Verfassung und Gesetzen keine allzu großen Gedanken zu machen. Wer selbst das Entlangschrammen an der Legalität zur Handlungsmaxime erklärt hat und nur durch trickreiches Abtauchen (auch Mandatskauf ist illegal) in der Immunität davor geschützt ist, dafür auch mal gerichtlich zur Verantwortung gezogen zu werden, der sollte ja die Füße fein still halten; aber gegen einen kleinen Security-Hansel kann der mächtige Herr natürlich alle verfügbaren Keulen auspacken. Es gilt ja Stimmung zu erzeugen, Panik zu verbreiten und Hetze zu schüren in der linksradikalen Filterblase. Nicht umsonst ist der „Standard“ federführend in dieser Causa. Immer nur Klenk, das würde auffallen. Abwechslung muss sein.

Zudem hat der Mann auf einer rechtsradikalen Facebook-Seite auch einen Beitrag zur Affäre geteilt, dessen Inhalt potenziell nicht ohne Brisanz ist.“

Und was konkret? Was bedeutet „potenziell nicht ohne Brisanz“? Also ohne Brisanz, aber potenziell nicht? Oder doch? Oder wie? Ist es von einem Journalisten zu viel verlangt, in klaren Sätzen klare Fakten zu berichten, anstatt propagandistische Stimmungsmache mit Floskelbingo zu betreiben? Wer hat die Einschätzung abgegeben, diese FB-Seite wäre „rechtsradikal“? Ist sie rechtsradikal, weil ein angeblicher Neonazi wie dieser kleine Knilch dort „liked“, was ihn dann automatisch zum Neonazi macht, weil er ja rechtsradikale Seiten besucht?
Ich will keinen verschwurbelt angedeuteten Zirkelbezug sondern einfach verifizierbare Fakten. Bis jetzt gibt es nur die monotone Wiederholung des immer gleichen Nichts, das im „Standard“-Forum übrigens zu ganzen Hasstiraden geführt hat, deren Inhalte mindestens radikal und an einigen Stellen auch nicht ohne Brisanz sind. Da ich in diesem Forum auch „aktiv“ bin, kann man mich jederzeit als „aktiv in einschlägig linksextremistischen Foren“ bezeichnen. Blablablupp ohne Inhalt.

NEOS-Mandatarin Stephanie Krisper meint, es sei wohl kein Zufall gewesen, dass der Mann im BVT-Untersuchungsausschuss ein- und ausging.“

Natürlich nicht. Er ist Mitarbeiter einer Security-Firma mit einwandfreiem Leumund. Wenn die Neos-Tante da eine wilde Verschwörungstheorie sieht, dann kann das damit zu tun haben, dass sie die Machtstellung einer einfachen Ordnungskraft in einer Security-Firma nicht einschätzen kann: die können sich ihre Einsätze da nicht nach Lust und Laune aussuchen. „Du Chef, bitte lass mich das da beim Parlament machen, ich mag da so gern hin!“ Der bekommt einen Lachanfall und schickt den zur Objektwache in die Pampa.

Tatsächlich konnte der Sicherheitsmitarbeiter auch den Zeugenbefragungen problemlos folgen. Denn er war bei mehreren Sitzungen quasi als Aufpasser in den Journalisten-Raum eingeteilt, in den die Aussagen der Auskunftspersonen live übertragen wurden.“

Und?
Ich meine, wo ist jetzt das Problem?
Alles, was in den Presseraum kommt, in den übrigens auch Mitarbeiter rechter Medien freien Zutritt haben, die auch noch die geistige Fähigkeit besitzen, mit den empfangenen Informationen etwas anzufangen und das sofort zu protokollieren, ist öffentlich. Ein „unzensuriert“-Journalist kann dort mehr Informationen aufzeichnen und mitnehmen als der kleine Security-Mitarbeiter sich je merken kann. Bei den Befragungen mit Übertragung dürfen keine Informationen bekannt gegeben werden, die der Geheimhaltung unterliegen. Das geschieht in einem Verfahren ohne Öffentlichkeit. Das heißt, er konnte dort nichts erfahren, was nicht sowieso für die Augen und Ohren der Öffentlichkeit bestimmt war.
Hat der Typ eigentlich irgendwelche Aufzeichnungen gemacht, Aufnahmegeräte benutzt oder ist sonstwie aufgefallen? Gibt es irgendwas, wurde etwas zur Anzeige gebracht, muss die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen ihn einleiten, lag irgendeine Gefährdungssituation vor?
Oder stand der, entsprechend seiner Qualifikation und Aufgabe, einfach nur blöd und mit der Miene selbstgefühlter Wichtigkeit an der Tür herum und passte auf, dass niemand den Raum betritt, der keinen Presseausweis hat?

Bei der Facebook-Gruppe, in der der Mann hoch aktiv war und noch ist, handelt es sich nach Recherchen der NEOS um eine Formation namens "Unwiderstehlich Österreich".“

Kenne ich nicht; habe da mal oberflächlich reingeschaut und finde die in den Formulierungen grenzwertig, aber Hinweise auf „Neonazis“ habe ich da nicht gefunden. Aber erstens habe ich nicht tief recherchiert, ich habe nicht die Zeit der steuergeldfinanzierten Bürokräfte der „Neos“, und zweitens ist dieser Begriff eh schwammig genug, da ja von den linken Krakeelern sowieso jeder als Neonazi angeschrien wird, der nicht links von Rendi-Wagner steht. Also nehme ich das mal ebenso hin wie die Aussage, es würde sich um einen „Vertraueten Küssels“ handeln, was dann später darauf reduziert wurde, dass es wohl Hinweise gäbe, dass sich die zwei schon mal begegnet wären. Ich bin auch schon einer Menge Leute begegnet, es könnte sogar Küssel dabei gewesen sein, weil ich den nicht einmal erkennen würde, wenn der neben mir in der Tram sitzt. Hoffentlich bin ich für den nicht mal aufgestanden, sonst steht im entsprechenden BVT-Bericht wahrscheinlich, ich hätte ihm ehrfurchtsvoll meinen Platz angeboten. Und das als hochaktiver Besucher eines linksextremen Empörungsforums mit linksradikalen Tendenzen. Huibuuuh!

Der Security-Mann liket dort so gut wie jeden Beitrag...“

Ach, das ist „hochaktiv“? Er schreibt zwar selbst nichts (was ich verstehe, wenn ich wieder an die mir bekannten Ordner und deren geistigen Fähigkeiten denke) aber „liked“ alles Mögliche?
Übrigens, „so gut wie jeden“ ist wieder Bullshit, denn da sein Facebook-Alias inzwischen in den Medien verbreitet wird (Datenschutz war gestern, der endet an der Türklingel – Irrtum, wenn man denkt, von außen; nein, von innen betrachtet) kann man leicht nachvollziehen, dass „so gut wie jeder“ Quatsch ist. Bei der Handvoll Beiträge, die ich gesehen habe, kam der Name zweimal vor. Aber vielleicht haben die OÖN alternative Fakten zur Hand?

Unter Bezug auf "gewöhnlich gut unterrichtete Quellen" wird auf der "Unwiderstehlich"-Seite berichtet, dass der Zugriff auf die Festplatte der Leiterin des Extremismus-Referats kein Zufall gewesen sei: "Jetzt müssen die Funde ausgewertet und der Saustall BVT ausgemistet werden." Gerade die Untersuchungen bei Referatsleiterin Sibylle G. gelten als besonders heikel, weil bei ihr auch die Unterlagen über die Ermittlungen im rechtsextremen Bereich lagern.“

Eine eben noch als „rechtsradikal“ eingestufte Spinnerseite beruft sich also geheimnisvoll auf „gewöhnlich gut unterrichtete Quellen“? Wieso der Hinweis auf das „gewöhnlich“, denn das impliziert ja gerade, dass diesmal eben nicht? Plötzlich sind die gestern noch als Fake News bezeichneten Ausflüsse geheimnisvoller Verschwörungsdetektive die Grundlage für eine beispiellose Medienhatz auf einen kleinen Security-Mitarbeiter?

Dieser Beitrag wurde von dem Security-Mann, der sich auf Facebook "Baldur Wien" nennt, ebenso geliket wie der jüngste Artikel, der sich mit ihm selbst befasst. Da ist dann unter anderem von "Kloaken-Journalisten" die Rede und wie harmlos die Geschichte sei, sei der Mann doch sicherheitsüberprüft gewesen.“

Wie gesagt, ich halte die Ausdrucksweise dort für grenzwertig, aber im Grunde muss man denen Recht geben: der Mann war sicherheitsüberprüft, das ist ein Fakt, sogar vom gleichen BVT, das dort im U-Ausschuss Thema ist, und er kam nirgends an irgendwelche Daten oder Namen, die nicht öffentlich sind, hat sich bei seiner Arbeit keinerlei Fehlverhalten zuschulden kommen lassen und ist auch sonst nicht aufgefallen.

Der Subtext zum verlinkten Video in dem Artikel spricht den eigentlichen Skandal an, ohne es zu merken:
„Der rechtsextreme Security-Mann mit Neonazi-Verbindungen, der im heiklen BVT-U- Ausschuss im Parlament arbeitete, ist seinen Job los - aber unklar ist , an welche Informationen er im Zuge seiner Tätigkeit gekommen ist.“

Es wird großzügig auf das sonst penibel eingehaltene „mutmaßlich“ verzichtet – eine „Enthüllung“ im „Standard“ ersetzt inzwischen jegliche juristische Erkenntnis. Es wird behauptet, er hätte „im“ BVT-U-Ausschuss gearbeitet, was eine glatte Lüge ist, denn er war nicht „im“ Ausschuss sondern hat draußen im Medienraum die Tür bewachen dürfen. Es wird in erleichtertem Tonfall festgestellt, dass er gefeuert wurde, obwohl es nicht bekannt ist, ob er überhaupt irgendwas Unrechtes getan hat und was jetzt überhaupt sein Vergehen sein soll, außer Beiträge zu „liken“, in denen von „Kloakenjournalisten“ die Rede ist. Will man ihn hier widerlegen, indem man sich wie einer benimmt? Denn seriöse Berichterstattung geht anders.

Gibt es in Österreich neuerdings ein Berufsverbot wegen „Aktivitäten“ in „einschlägigen Interntekreisen“? Reicht es bereits aus, einen Beitrag zu „liken“, um seinen Job zu verlieren? Gibt es Hinweise, welche Inhalte „geliket“ werden dürfen und welche nicht? Wie sieht es mit linksradikalen Hasstiraden aus, mit „indymedia“ und der „einschlägigen“ Antifa? Oder Verbindungen zu islamistischen Hasspredigern? Es gibt inzwischen ausreichend Security-Firmen mit sehr hohem Anteil an Tschetschenen und Türken muslimischen Glaubens – sind da welche dabei, die Türkeifahnen schwenkend für „ihren“ Erdowahnsinnigen durch Wiens Straßen marschiert sind und demokratiefeindliche Parolen skandiert haben? Weiß das jemand? Interessiert das irgendwen?

Der Mann mag vielleicht ein Ungustl sein, er mag privat Ansichten haben die unappetitlich sind, aber dass hier mächtige Medien und im Machtrausch ihrer Millionenförderungen tobende Oppositionspolitiker einen kleinen, intellektuell wahrscheinlich nicht überbeleuchteten Ordner in die Arbeitslosigkeit getrieben haben und sich noch diebisch darüber freuen, das ist für mich der eigentliche Skandal.
Und diese Wichte sind es, die immer wieder tröten, wie widerlich sie es fänden, wenn man sich an den „Schwächsten in der Gesellschaft“ austobe.
Heuchler. Wenn der Schwächste die falsche Gesinnung hat, benehmen sich diese Medien und Politiker wie genau der hetzende Mob, vor dem sie angeblich immer warnen, nur diesmal auch noch aus der Sicherheit der Unangreifbarkeit heraus.

Und wieder können sie nur von sich auf Andere schließen.
Deshalb sehen sie überall Arschlöcher.

1 Kommentar:

Xaver hat gesagt…

Herr Fragolin, für die genannten 'Kloakenjournalisten' ist Ihre Seite hier gewiss auch rechtsextrem. Die Blockwarte und Nazis unserer Zeit sind längst zurück und sie bezeichnen sich heute als "die Guten und Anständigen", während sie Existenzen von Menschen vernichten, die sich juristisch nichts schuldig gemacht haben. Aber wenn einer dieser frauenverachtenden Bückbeter (achtung geschützte Tierart)jemanden absticht, oder ein Mädchen vergewaltigt, dann sind genau die gleichen Heuchler wieder am Schirm und verlangen, man solle nicht vorverurteilen und sich an die Fakten halten. Dort ist dann alles mutmaßlich.
Diese Welt ist zu einem Irrenhaus verkommen. Es kann es mir nicht vorstellen, daß das alles lange gut gehen wird.