„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Freitag, 7. Juni 2019

Die Prasser und die Blender

Oh, die Empörung ist groß! Da hat es der narzisstische Kurz-Kanzler doch gewagt, das Familienfest Schönbrunn, das insgesamt 231.000 Euro Steuergeld gekostet hat, zum ÖVP-Event mit Kurzverehrung hochzuhypen. Bei allem berechtigten Kopfschütteln über den inzwischen geradezu lächerlichen Personenkult um Kurz muss man aber schon sagen, dass es sich um ein hundert-Jahre-Jubiläumsfest der Bundesgärten gehandelt hat, das auch ohne Kurz-Verehrung stattgefunden und dieses Geld gekostet hätte.
Im Gegensatz zum alljährlich stattfindenden Donauinselfest, das eine reine Wiener-SPÖ-Werbeshow ist, und das vom Steuerzahler mit dem Fünffachen dieses Betrages gestopft wird. Jedes Jahr. Und Millionen kommen von Großsponsoren dazu. Also eigentlich eine illegale Parteienförderung, wenn man eine riesige Belustigung im Namen der Partei von Spendern ausrichten lässt und vom Steuerzahler über die Stadt Wien dazubuttert. Findet das irgendjemand beanstandenswert? Oder pittoresk, dass ausgerechnet diese Partei sich aufregt?

Ebenso erstaunlich ist die Empörung der Roten über die „beachtlichen Kosten“ für ein ÖVP- und Kurz-Bejubelungs-Fotobuch zum Europäischen Ratsvorsitz in Höhe von 36.000 Euro, was immerhin über zweieinhalbtausend verschenkten Exemplaren entspricht. Immerhin hatte Österreich den Ratsvorsitz sechs Monate inne; JoyPäm kann alleine ihren tollen Wahlkampfberater von einer solchen Summe gerade mal sechs Wochen bezahlen. Dass etwas, was intern ein Lercherl ist, bei anderen „beachtliche Kosten“ sind, bleibt mir verschlossen.

Nicht, dass ich solchen Quatsch wie das Fotobuch und die Kurzbejubelung in Ordnung finde, von den kolportierten 100.000 Euro für Logo und Design der Ratspräsidentschaft will ich gar nicht reden; es würde allerhöchste Zeit, dass mit diesem Rausschmeißen von Steuergeld für Selbstbejubelung und Selbstbeweihräucherung von Politikern radikal Schluss gemacht wird. Übrigens ebenso wie die ganzen Vereinsförderungen für NGO‘s und Pipifaxvereine mit angeblich sozialer Tünche; spätestens nach der Causa Chorherr hätte man gegensteuern müssen. Die Selbstbedienungsmentalität ist weit verbreitet und hat, wie man am Strache-Geblubber sehen konnte, bisher vor keiner Partei Halt gemacht.
Dass ausgerechnet jene am Lautesten kreischen, die selbst weit größere Geldmengen sinnlos versenken, ist einfach nur heuchlerisch und lächerlich. Wie der Fahrer eines Vierzigtonners, der sich über die Abgase eines Smart aufregt.

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