„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Dienstag, 24. September 2019

Äpfel und Birnen, Butter und Fleisch

Irgendwie habe ich den Verdacht, dass dieselben, die sich heute so über die hüpfenden Schulschwänzer von Fridays for Faulheit freuen, auch zu ihrer Schulzeit lieber dem Unterricht fern geblieben sind. Wie zum Beispiel die inzwischen auch von kleinsten Spurenelementen hirnbasierter Vernunft entkernte „Focus“-Redaktion, deren Schreibknechte (mit letzter Ausnahme Jan Fleischhauer) sich nicht nur damit begnügten, in der Schule nicht erst bei Kombinatorik und Logik sondern bereits im Frühstadium einfacher Algebra Mathematikunterricht als mentalen Südseeurlaub zu zelebrieren, sondern mit dem dadurch erträumten Unwissen auch noch massenreichweit anderen Leuten das Rechnen beibringen zu wollen.
Und dann kommt sowas dabei heraus.
Meine Güte, wie peinlich.

Um irgendwie auch etwas zum aktuellen Klimawahn beizutragen und den Bug voraus immer sichtbarer auftauchenden Verzicht nicht etwa als Folge von Misswirtschaft und Fehlpolitik der Großen Staatsratsvorsitzenden, sondern als freiwilliges Opfer auf dem Altar der Klimakirche der Heiligen Greta, gebenedeit seien ihre Zöpfe, aussehen zu lassen, rechnen uns diese Koniferen der Zahlenakrobatik knallhart vor, dass die Klimabilanz (was für eine Bullshitbingofloskel) von Butter weit schlechter aussieht als die von Rindfleisch. Weil ja ein Kilogramm Butter angeblich von wem auch immer auf Basis welcher Daten auch immer hochgerechnet 23,8 kg CO2 erzeugt. Derweil das Steak angeblich nur auf 13,3 kg kommt. Womit die Bösartigkeit der Butter bewiesen wäre.

Dass es sich bei diesem CO2 wahrscheinlich zu hundert Prozent um irgendwelche errechneten Werte handelt, die daraus hervorgehen, dass Tiere nun einmal natürlich gebundenen Kohlenstoff aufnehmen und nach der Verbrennung mit eingeatmetem Sauerstoff als CO2 wieder ausatmen, was ganz einfach der natürliche CO2-Kreislauf ist und damit auf den CO2-Gehalt in der Atmosphäre exakt überhaupt keinen Einfluss hat, darf vermutet werden.

Jetzt ist es aber so, dass ich kein wirkliches Problem damit habe, mir einen Einpfünder zu grillen, also ein halbes Kilo Steak zu verzehren. Liegt zwar schwer im Magen, aber der Weg dorthin macht keine Schwierigkeiten. Wenn ich das mit einem halben Kilo Butter versuchen würde, hätte ich Probleme. Selbst unter Zuhilfenahme von Verdauungsmedizin, single malt, würde ich das nicht einmal in Bruchteilen schaffen.
Die Frage ist: Warum ist das so?
Liegt es daran, dass wir aus innerer Weisheit heraus und im unbewussten Wissen um die höhere Klimaschädlichkeit der Butter diese nur in kleineren Mengen genießen mögen oder hat es etwa schon wieder so patriarchalisch-unterdrückerische Gründe, die sich durch die angebliche „Wissenschaft“ alter weißer Männer begründen lässt? Der in Spannung erstarrte Leser ahnt es: Ja, es hat. Und es lässt sich.

Wenn ich mir schon die Mühe machen wollte, so etwas Unsinniges wie einen „CO2-Fußabdruck“ berechnen oder herbeizaubern zu wollen, dann würde ich das zumindest nicht am Gewicht festmachen. Sorry, da kommt der technische Einkäufer durch, der genau weiß, dass zum Beispiel Aluminium nach Gewicht in der Regel teurer ist als Stahl, nach Volumen aber eher billiger. Techniker werden nämlich schon als Lehrlinge mit der Diskrepanz zwischen Sprechakt und Realität konfrontiert, wenn der Lehrmeister zum ersten Mal fragt: „Was ist schwerer, eine Tonne Stahl oder eine Tonne Aluminium?“ So erzieht man Menschen zum richtig Zuhören und vor dem Antworten Denken. Und lernt etwas über Dichte. Etwas, was in einigen Journalistenhirnen keinen sehr großen Wert zu erreichen scheint.
Ich würde also die Produktion von CO2 nicht an das Gewicht koppeln, da ein Kilo Butter nun einmal auch beim besten Willen nicht das Gleiche ist wie ein Kilo Rindfleisch, sondern an der Einheit, die die beiden miteinander verbindet, nämlich dem Brennwert. Butter hat nämlich einen weit höheren Brennwert als ein Steak, deshalb schaffen wir das Einpfünder-Spiel auch so gut: Ein halbes Kilo Steak hat keine 600 Kalorien, derweil man bei Butter schon über 3.500 steht. Mit 600 ist der Magen einverstanden, gegen geballte 3.500 wehrt er sich mit aller Kraft der umgekehrten Peristaltik.

1 kg Butter entspricht laut Nährwert-Wiki 7.170 Kalorien, 1 kg Rindersteak jedoch 1.170 Kalorien
Ich brauche also, um den gleichen Nährwert wie 1 kg Butter zu erreichen, mehr als 6 kg Steak.
Für den gleichen Nährwert bedeutet das also:
7.170 Kalorien aus Butter = 23,8 kg CO2
7.020 Kalorien aus Steak = 81,6 kg CO2
Ich kann eben nicht Äpfel mit Birnen vergleichen und deshalb auch nicht Butter mit Rindfleisch, sondern immer nur gemeinsame Eigenschaften wie zum Beispiel den Brennwert. Alles andere ist Mumpitz und ist „Argumentation“ von Schulschwänzern und Bildungsversagern für Schulschwänzer und Bildungsversager.

Ich werde mir heute so ein richtig schönes saftiges Steak gönnen, vom steirischen Almochsen, medium und mit einem Klacks selbstgemachter Kräuterbutter verfeinert. Kann ich mir leisten, da ich immer so brav Sonnenblumenmargarine auf meinem Jausenbrot esse. Da habe ich Gutpunkte am Klimakonto bei der Gretabank, die muss ich mal einlösen. Den Rest schenke ich mir selbst vom Gutkonto der journalistischen Mentalveganer, die zum Ausgleich ein paar Salatblätter mümmeln und dazu ayurvedischen Grüntee schlürfen.
Und einkaufen tue ich auch ganz brav ohne Plastik-Tragesackerl. In meinem SUV kann ich nämlich meinen Einkauf auch gleich in der Klappbox transportieren.
Mahlzeit!

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