„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Dienstag, 17. September 2019

Steigende Militanz

Also irgendwie macht mich das Tempo, mit der der radikal-ultralinke klimasektierende Rand seine Radikalisierung und steigende Militanz präsentiert, atemlos.

Da ist diese von Grönemeyer in Goebbels-Manier und -Tonfall in seine frenetisch kreischende Fan-Gemeinde gebrüllte Aufforderung, „wir“ - und damit meint er offensichtlich eben sich selbst und seine Kreischhasen – müssten jetzt der Gesellschaft „diktieren“, wie sie zu funktionieren habe. Wie er diese Diktatur seiner linksradikalen und vor Begeisterung brüllenden Stiefeltruppen exekutieren möchte, hat er nicht erwähnt, aber das Aufpeitschen der Massen wird bei dem Einen oder Anderen sicher den Schalter in die gewünschte Richtung umgelegt haben, „aktiv“ zu werden. Dass sein herausgebrülltes „Keinen Millimeter nach rechts!“, das ja im Antifasprech nur bedeutet, keinen Millimeter Richtung des überall außer bei sich selbst georteten Faschismus, angesichts eines ins faschistoide abgleitenden Massenauflaufes politisch aufgehetzt grölender Aufgeputschter mehr als absurd ist und der offene Applaus eines radikalen Politikers wie Heiko Maas, der offene Sympathien für verfassungsfeindliche und zu linksextemer Gewalt aufrufende Musikgruppen schon mehrmals verdeutlicht und das erste stalineske Zensurgesetz im wiedervereinigten Deutschland durchgeboxt hat, auch nicht gerade nach Demokratie und Rechtsstaat riechen, scheint niemandem aufzufallen und wird auch von den Medien, die sich vehement des Vorwurfes der Systemhörigkeit entgegenstemmen, donnernd beschwiegen.

Noch gruseliger ist aber das Bild jener Wiener „Demonstranten“, die sich zu einer Reihe formiert haben und in exakter Kopie der aus der Verfilmung von Orwells „1984“ bekannten Geste die überkreuzten Arme vor das Gesicht rissen und ihre dumpfen Panik- und Endzeit-Parolen herausbrüllten. Als ob faschistoide Kampfgruppen keine wären, wenn sie als einziges Merkmal ihre verbindenden Symbole und Handbewegungen verändern, der Rest ihres Denkens und Handelns aber gleich bleibt. Sie recken nicht den rechten Arm vor sondern kreuzen die Arme mit geballter Faust. Sie könnten auch die Faust ausstrecken, die Blutraute machen oder eine Welle. Es spielt keine Rolle. Die radikalisierten Randgruppen gehen auf die Straße und zelebrieren ihr Kollektiv; ein gegenseitiges in die Masse Assimilieren und propagandistisches Aufpeitschen, wie man es vor fast genau hundert Jahren bei den ersten Aufmärschen der kommunistischen und nationalsozialistischen Jugendgruppen erleben musste. Und nur weil den Kommunisten heute keine Konkurrenz mehr den Rang ablaufen kann, wird es um keinen Deut besser. Auch wieder besonders putzig dieses komplette Verdrehen der Tatsachen, wenn eine sich zu einem kollektiven Brei verschmelzende Menge glaubt, dadurch besondere Größe und Individualität zu beweisen. Nein, es ist das genaue Gegenteil.

Und bei den Bildern der Belagerung der Frankfurter Automesse durch einige hundert radikale „Aktivisten“, die in den Medien zu „Zehntausenden“ hochgejazzt wurden wie zu besten „Stürmer“-Zeiten, fiel mir das nächste Anzeichen der zunehmenden Formung militanter Kampfgruppen auf: das gemeinsame Symbol. Passend zu den in Wien hochgeworfenen überkreuzten Armen trugen die mit Schutzanzügen uniformierten Belagerer von Frankfurt ein liegendes Kreuz auf ihren Transparenten und ihrer Kleidung. Es fehlen eigentlich nur die Haken daran, aber das sind Details, die man im Gros der Gemeinsamkeiten ignorieren kann.

Sie formieren ihr Kollektiv. Sie schaffen Symbole und Erkennungszeichen, toben zu propagandistischem Einpeitscher-Gebrüll, feiern sich für Brandanschläge wie bei den jüngst abgefackelten Autohäusern und Autos auf den Straßen – ja, liebe immer wieder angeblich irgendwelchen Anfängen Wehrende: so fängt es an. Und ihr wehrt nicht, sondern macht mit.
Das, was sich hier zusammenbraut, und das mit atemberaubenden Tempo, riecht nach Militarisierung. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch hier wie in El Paso ein solcherart Aufgepeitschter der Meinung ist, nur noch das Ermorden möglichst vieler Konsumenten in einem Einkaufstempel könne Umwelt und Klima retten. Und wenn der dann ausrastet werden die Medien wieder von einem „rechtsextremen Terroranschlag“ faseln.
Womit sie in einem Punkt recht haben, denn das, was landauf, landab irgendwelchen imaginären rechtsextremen Stiefeltruppen angedichtet wird, ist die gelebte linksradikale Praxis. Sie schließen von sich selbst auf Andere, und zur Not erfinden sie diese Anderen einfach oder erklären irgendwelche Gruppen zu diesen Anderen: Andersdenkende, Neoliberale, weiße Männer, SUV-Fahrer – egal.

Als überzeugten Individualisten, der selbst die Demokratie nur als notwendiges Übel zur Staatslenkung betrachtet, sozusagen in ihrer Ausformung als direkte Demokratie das kleinste notwendige Übel akzeptiert, beobachte ich solche Kollektivbildungen und deren steigende Radikalisierung mit Sorge. Es waren bisher immer die Kollektive, die zusammengeschweißten Massen, die brüllend ihren Einpeitschern zujubelnden und kreischend gegen Andere aufmarschierten, Gewalt verherrlichten und ihr Heil im Angriff gegen das Individuum und seine Freiheit sahen, die in Strömen von Blut endeten.
Individualismus hat noch niemals einem Menschen geschadet. Kollektivismus hat hunderte Millionen Tote gefordert.
Und sie marschieren wieder auf.

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