„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Freitag, 15. November 2019

Klebrige Meinungsfreiheit

Wenn Claus Kleber „über Ansprüche an Journalisten und Wahrheit in der Berichterstattung“ spricht, dann hat das was. So, als würde Claudia Roth über deutschen Patriotismus und die Bedeutung der Volkszugehörigkeit referieren. Oder Greta Thunberg über die Vorzüge des Nachverbrennungskatalysators und die Bedeutung der Automobilindustrie für den Wirtschaftsstandort.
Dass das Ganze in der Alpen-Prawda passiert, wundert nicht wirklich, zeigt aber herrlich diese Filterblase: da palavert ein linksextremer Hardcore-Propagandist von geradezu Schnitzlerscher Qualität in einem linksextremen Propaganda-Schmierblatt darüber, dass Journalismus wertneutral berichten muss. Das ist Situationskomik pur. So wie die permanent Selbstbeschreibung der marxistischen und linksradikalen Grünen als bürgerlich-liberale Umweltschützer.

Noch komischer wird es aber, wenn der Meinungs- und Haltungsspezialist Kleber zum Thema Meinungsfreiheit feststellt:
Man darf nicht behaupten, dass die Meinungsfreiheit eingeschränkt sei, nur weil man keinen Widerspruch erträgt.“
Einen Satz, in dem man klarstellen möchte, dass es keine Einschränkung der Meinungsfreiheit gibt, mit den Worten „Man darf nicht behaupten...“ zu beginnen, ist entweder abgrundtief naiv, was ich einem Menschen vom Format Klebers nicht unterstellen möchte, oder Chuzpe. Da verscheißert einer offensichtlich den Rest der Welt.

Meinungsfreiheit muss man benutzen: use it or lose it“, doziert der Herr Meinungsbildunsgbeauftragte; „use it and lose your reputation“ kommt ihm nicht über die Lippen. Kaltgestellte Ex-Kollegen, die die Meinungsfreiheit als Freiheit, eine andere Meinung als jene zu offenbaren, die ihnen vorgegeben wurde, missinternretierten und dann abgeschossen, vom Bildschirm verbannt, aus den Buchläden geräumt und abendfüllend verhetzt wurden und werden, erwähnt er selbstverständlich nicht. Die Filterblase soll ja keine Schlieren bekommen.

Ja, Herr Kleber, ich „use“ Meinungsfreiheit, und das ohne ein Jahressalär weit über einer halben Million sondern gratis, ohne ein mächtiges parteiunterstütztes Medienunternehmen im Rücken, denn dort ist bei mir nur die Wand – und deshalb muss ich befürchten, Besuch von Leuten zu bekommen, die Ihre Kommentare in linksextremen Hetzmedien wohlwollend kommentieren und sich bemüßigt fühlen, den Worten ihrer Haltungsstifter Taten folgen zu lassen, ebenso persönlich wie wirtschaftlich angegriffen zu werden und mit sinnlosen und kaum juristisch erfolgversprechenden aber trotzdem finanziell existenzbedrohenden Klagswellen überschüttet zu werden. Nein, ich werde wohl kaum das Schicksal türkischer oder gar nordkoreanischer Dissidenten erleiden, zumindest noch nicht, denn Deutschland ist auf einem Weg in interessante Zeiten, der selbst das für die Zukunft nicht mehr unmöglich erscheinen lässt. Menschen mit Millionen am Konto, einem Meinungskonzern als Basis und politischer Angepasstheit im Gepäck wie Claus Kleber werden wohl keinen Mangel an Meinungsfreiheit orten, denn sie haben ja die richtige Meinung.
Wie es denen geht, die die falsche Meinung haben, wird er wohl nie begreifen, obwohl er mit seiner gern auch mal verhetzenden Art der Berichterstattung selbst dazu beiträgt, für diese Menschen das Leben von Tag zu Tag gefährlicher zu gestalten.

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