„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Mittwoch, 18. April 2018

Affentheater

Da herrscht allgemeine Verwunderung: in Moscheen der ditib und der atib, also den Kanzeln des osmanischen Sultans und Khalifen in spe, marschieren kleine muselmanische Soldaten auf und feiern das heldenhafte Gemetzel vor den Toren Konstantinopels im Ersten Weltkrieg nach, so richtig mit modernen Camouflage-Klamotten und Knarren, während züchtig bekopftuchte Jungfern im Volksschulalter Heldenlieder trällern und die kleinen Kämpfer Allahs anhimmeln.
Jetzt könnte man sich empören und so tun, als würde hier die Welt einstürzen, aber sehen wir es mal nüchtern: da ist nix Neues unter der Sonne. Das findet schon seit Jahren statt.
Das schreiben sogar die Türken selbst:

Der Zeitpunkt, an dem dieses Affentheater losgetreten wird, wirft Fragen auf, da solche Aufführungen seit Jahren, wenn nicht gar seit Jahrzehnten stattfinden.“

Mit „Affentheater“ ist natürlich nicht das Herumgehopse der kleinen Soldaten des osmanischen Sultans und derer frisch bezogenen Matratzen vom Kinderchor gemeint, sondern die islamophobe Hetze des dekadenten Westens gegen den nationalistischen Stolz des Türkentums.

Es ist nun mal so, dass die konservativen und nationalen Strömungen in den türkischen Moscheegemeinden durchwachsen vertreten sind; eigentlich gibt es nur diese Strömungen und damit auch die Religiosität und den Nationalismus - wobei Nationalismus von der Gesellschaft in Deutschland oder Österreich geflissentlich mit der eigenen Geschichte verknüpft wird. Dafür kann jedoch der türkische Nationalismus nichts, dass die Deutschen oder Österreicher mit Patriotismus oder Nationalismus anderes assoziieren.“

Es kann den Türken auch herzlich egal sein. Aber nur, solange sie sich nicht in Deutschland und Österreich aufhalten. Ihre nationalistische Religiosität können sie gern im Reich des Sultans ausleben, aber nicht hier! Ich würde mir das Gedöns der Erdowahn-Cheerleader anhören, wenn in einer Kirche in Ankara (das sind diese Häuser, die der Staat Türkei im vorigen Jahr enteignet und übernommen hat) im Rahmen eines Kindergottesdienstes kleine Soldaten auftreten, die die Schlacht am Kahlenberg und den Sieg des katholischen Entsatzheeres über den Großwesir Kara Mustafa abfeiern.

Und ein Schmankerl aus der Ischfickdischcommunity habe ich auch gefunden, weil Sätze zerlegen so viel Spaß macht:

Ähnlich wie bei der ekelhaften Beschneidungsdebatte vor einigen Jahren und jetzt durch die Kopftuchdebatte, wird derzeit auf besonders perfide Art und Weise die vermeintliche Sorge um das Kindeswohl vorgeschoben, um gesellschaftlich stigmatisierte und in ihren mutmaßlichen Gesinnungen missliebige Menschen in ihren grundlegenden Rechten zu beschneiden...“

Ach, eine Debatte um die Beschneidung von Kindern ist ekelhaft, aber die Beschneidung der „grundlegenden Rechte“ von Eltern, die ihre Kinder körperlich verstümmeln oder in Uniformen stecken wollen, die darf nicht sein? Holla die Waldfee, das Kindeswohl, das die körperliche Unversehrtheit des Kindes vor die kranken Riten der radikalreligiösen Eltern stellt, muss man nicht vorschieben, das steht von ganz alleine vorn.
Auf das weinerliche Mimimi der „gesellschaftlich Stigmatisierten“ gehe ich nicht weiter ein. Wer sich demonstrativ durch Erscheinungsbild und Äußerungen selbst auf eine andere Stufe stellt als den geringgeschätzten Rest, kann nicht mehr für voll genommen werden, wenn er dann zum Greinen anfängt.

Fakt ist, dass da Kinder im Volksschulalter in einer Moschee eine Schlacht nachgespielt und kleine Mädchen islamisch bekopftucht dem zugejubelt haben. Auch wenn sofort beim Auftauchen von Bildern im Netz das Ganze empört (wie sonst) von den verlängerten Armen der türkischen Religionsbehörde des Khalifen in spe von sich gewiesen wurde, weil man wusste ja nicht und hätte ja nicht ahnen können – bullshit, Taqiya, Geblöke, denn bereits oben wurde in einem türkischen Medium offen zugegeben, dass das schon seit Jahren so läuft, und außerdem muss sowas vorher geprobt werden. Kinder rotten sich nicht plötzlich in Uniformen und Matratzenbezügen zusammen und zelebrieren eine hundert Jahre zurückliegende Schlacht unter dem Absingen spontan einfallender Lieder. Die haben das gelernt und geübt. Und die dabei sitzenden Eltern und Verwandten wussten auch ganz genau, was ihre Sprösslinge eingeübt haben.

Die Ausrede ist natürlich Heldengedenken an die Schlacht um Gallipoli:
Die Osmanen gewannen die Schlacht, ein Gemetzel mit 100.000 Toten, am 18. März, der bis heute in der Türkei als heldenhafter Sieg der muslimischen Verteidiger gegen das christlich-westliche Kreuzfahrertum (die sind irgendwann vor tausend Jahren steckengeblieben, es hilft nichts) gefeiert wird und den Bannerträgern des radikalmuslimischen Despoten Erdogan als Motivation gilt. Dieser verschob die Feierlichkeiten aber auf den April, um im Taumel der Sieges- und Gedenkfeier etwas anderes zu verstecken, zu dem er nicht gerne Stellung bezieht, weil er es, anders als der Rest der Welt, als heldenhaftes Meisterstück seiner djihadistischen Vorfahren gilt: der feige Genozid an mehr als einer Million Armeniern, dem am 25. April gedacht wird. Die Freude der radikalen Muslime am Aufschlitzen von Christen hat eine lange Tradition.

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