„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Donnerstag, 19. Januar 2017

Die Fragolinburqa



Die Anonymität im Netz soll fallen, denn aus der Anonymität heraus könnten die Leute unschöne Dinge tun, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen.
Soll ich den Gedanken mal weiterführen?

Auch Parlamentarier können unschöne Dinge beschließen, Höherversteuerung oder Meinungsverbote, Invasionslegitimierungen oder Geldverbrennung für lächerliche Prestigeprojekte auf Kosten anderer. Ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen.
Wie wäre es denn, grundsätzlich im Parlament nur noch namentlich abzustimmen und das Abstimmungsverhalten dem Wahlkreis vorlegen zu müssen? Na??

Auch in einer Wahlzelle kann ich unschöne Dinge tun, AfD wählen zum Beispiel oder Grüne, bäh. Oder sogar NPD, wer sich vor gar nichts graust. Ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Weil Anonym.
Wie wäre es denn damit, die anonyme Wahl abzuschaffen? Na, liebe Demokratiefreunde? Ich glaube, der Herr Maas hätte kein Problem damit, hätte er?

Anderer Gedankengang:

Die Begründung, warum Anonymität im Netz fallen soll, ist ja bekanntlich die, dass der Netznutzer sich hinter einer Rüstung versteckt, um Konsequenzen abzufedern. Sagen aber ausgerechnet die, die in der Rüstung ihrer Machtposition stecken. Der kleine um die Reste seiner Meinungsfreiheit Kämpfende soll unbewaffnet und im Büßerhemd in jene Manege treten, in der von einer inseraten- und gefälligkeitsgekauften Medienmeute über private Jagdvereinsstiftungen und die Polizeitruppen bis zur gesamten Justiz schwerbewaffnet die Verteidiger jener aufmarschieren, die aus Herrscherpositionen heraus, die sie unangreifbar machen, den Kleinen ausrichten, sie wären Feiglinge.

Mit praller Windel ist leicht stinken. Oder: Aus einem aufmunitionierten Panzer heraus lässt es sich leicht gegen einen kleinen Mann mit einer Einkaufstasche rotzen. Von dem zu verlangen, sich des letzten minimalen Schutzes zu entschlagen ist erbärmlich.
Nicht der Kleine, der sich hinter einem (sowieso für die Behörden leicht durchschaubaren) Pseudonym versteckt, sondern der Mächtige, der von seinem hohen gepanzerten Ross herab dem Kleinen das Visier entreißen will, ist der erbärmliche Feigling!

Und außerdem schreien hier genau jene mit dem Unwort des letzten Jahres Umschriebenen nach Konsequenzen für jeden Furz, den der kleine Mann lässt, die selbst das Wort Konsequenz gar nicht kennen – man lässt sich vom Geld genau dieses kleinen Mannes mästen, aber wenn man dann so richtig Mist gebaut hat, Geld aus dem Fenster geworfen („elbphilharmoniert“) oder anderweitig seinen Wählern geschadet hat, dann gibt man keinen Cent davon zurück sondern legt höchstens seine Ämter nieder, um sich auf einen fett dotierten Versorgungsposten zu schleichen. Und diese Gestalten wollen von uns fordern, wir sollten ihnen ungeschützt entgegentreten? Wie wäre es mal mit der umgedrehten Situation – uns gegenübertreten ohne Personenschutz und gepanzerte Limousine? 

Ich kann mich da an das Bild eines hosengefüllten angstgepeinigten Maasmännchens erinnern, der vor trillerpfeifenden Demonstranten von Bodyguards geschützt in seinen Dienstpanzer geflüchtet ist und mit Vollgas durch die Stadt davonrauschte. Keine Sorge, das hat der Knilch den Sachsen nie verziehen. Aber der will, die geballte Justiz und sein Amt im Rücken einfachen Bürgern vorschreiben, sie müssten vor ihm die Hosen runterlassen?

In einer Demokratie lässt nur einer die Hosen runter, und das ist der Politiker! Verstanden?!

Und solange selbstisolierende radikalmuslimische Frauen (nehme ich mal an, man sieht es ja nicht) in einem Stoffkäfig in der Öffentlichkeit wandeln dürfen, darf auch ich mit der Fragolinburqa verhüllt in der Öffentlichkeit auftreten.

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