„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Montag, 16. Januar 2017

Mediensprech



Gleich heute früh, als Opener für einen neuen Trump-Bashing-Tag, wie wir wohl noch viele erleben werden, erklärt die Moderatorin des n-tv Auslandsreports, dass Trump auf Fragen des CNN-Reporters mit "Euch antworte ich nicht, ihr seid fake news!" geantwortet habe (die Übersetzung von "fake news" in "Lügenpresse" verkniff sie sich natürlich), weil er es eben nicht vertrage, kritisiert zu werden.

Fake news eben. CNN hat Trump nicht kritisiert sondern ehrabschneidende, ja sogar staatsgefährdende Lügenmärchen über ihn verbreitet, und das genüsslich in der Hoffnung, ihn noch kurz vor seiner Amtseinführung absägen zu können. Trump war nicht „beleidigt“, weil er „kritisiert“ wurde, sondern er hat jenen, die über ihn Lügen verbreitet und ihn diskreditiert  haben, klargemacht, dass sie nicht mit seiner Zusammenarbeit rechnen dürfen. Nicht Trump ist der Täter und die armen Medien das Opfer, sondern umgekehrt.
Aber was will man von einem deutschen Medium erwarten? Ich weiß ja nicht, ob das Maas-Männchen sein Wahrheitsministerium schon gegründet hat und alle Kommentare erst von dieser Behörde freigegeben werden müssen, bevor sie auf Sendung gehen dürfen. Frau Kahane und viele ihrer Kampfgefährten können ihm sicher wertvolle Anleitungen dafür geben. Seit der Regierungsbeteiligung im Berliner Senat sind alte DDR-Genossen und ihre Nachfahren auch bundesweit wieder salonfähig und ihre Erfahrungen wieder gefragt.

Aber zurück zu unseren Medien und Trump. Worüber muss jetzt der Michel informiert werden? Dass Trump es gewagt hat, über Merkel herzuziehen und den deutschen Autobauern Strafzölle anzudrohen?

Trump ist nicht über Merkel "hergezogen" als er (wie die Praxis beweist vollkommen zu recht) ihre "Flüchtlingspolitik" als abschreckendes Beispiel der Selbstaufgabe eines Staates kritisierte, das sind die typischen NLP-Kampfphrasen der Propagandisten. Hätte Obama was gesagt, hätte er Merkel kritisiert. Sagt Trump das Gleiche, dann zieht er über sie her. Sagt Putin das Gleiche, dann greift er sie an. Wertende Formulierung muss sein, immerhin ist es nicht angebracht, deutsche Konsumenten unkommentiert mit Informationen zu versorgen. Man muss ihnen immer sagen, wie sie es aufzunehmen und zu verstehen haben. Mediensprech eben.

"Mein Kampf" darf nur in einer "kommentierten Version" herausgegeben werden, wo in 35.000 Kommentaren von Historikern, Politologen und Zeitzeugen erläutert wird, wie der Inhalt jetzt genau zu verstehen ist. Nicht, dass ich was gegen diese Version habe, aber ich finde es bezeichnend, dass nur diese eine Version überhaupt erlaubt ist.

Die wenigen Abschnitte, die ich kenne, haben in mir den Verdacht entstehen lassen, es mit dem Versuch eines Kleinhirnträgers zu tun zu haben, die Kompliziertheit der Welt einfach auf eine Formel zu reduzieren, wobei er - historisch durchaus konform mit z.B. amerikanischen Denkschulen - alles auf eine einfache Rassenformel knallt, was für sich allein natürlich nicht funktionieren kann. Es ist so, als wollte man das Weltklima auf CO2 reduzieren und alle anderen Faktoren einfach ausblenden. Die Lösung sah ähnlich aus, nur statt der Vernichtung des CO2 und der Beherrschung seiner Produktion verschrieb sich der kleine Rotzbremsengefreite der Vernichtung der Juden und der Unterwerfung aller anderen Rassen. Klingt und ist menschenverachtend und widerlich, kommt aber bei bestimmten Leuten heute noch gut an, so wurde "Mein Kampf" nach der Regierungsübernahme Erdogans in der Türkei zu einem hunderttausendfach verkauften Bestseller. Ach, wussten Sie nicht?

Komisch ist auch, dass noch keiner bei den Schriften Lenins, der Mao-Bibel oder gar dem Koran auf diese Idee gekommen ist. Wo doch jede kleine Regionalzeitung glaubt, sie müsse Informationen so wertend aufarbeiten, dass der Konsumentenpöbel auch kapiert, wie er das aufzunehmen hat. Ich warte nur noch, dass ein findiger Redakteur die Seiten so gestaltet, dass auf der linken Seite ein lachender grüner Smiley darauf hinweist, es hier nur mit positiven Meldungen zu tun zu haben, wie z.B. der Bereicherung durch Geflüchtete, den neu geschaffenen Betreuungsjobs für die Pamperung der Geflüchteten und ein paar Jubelmeldungen über die heroischen Pläne unseres Yes-we-Kern!, endlich "die Reichen", also kleine Selbstständige, EPUs und KMUs, ordentlich zur Kasse zu bitten um mit dem Geld, zusammen mit den Einsparungen durch Schul- und Krankenhausschließungen, die Geflüchteten noch willkommener heißen zu können, während auf der rechten Seite unter einem grimmigen roten Smiley die Negativmeldungen zu sehen sind, also Trump, der es wagt, über die gloriose Invasionspolitik Merkels herzuziehen, Putin, der in einem kleinen Hinterzimmer an einem chinesischen Nachbau des Commodore 128 sitzt und sich in die Rechner der deutschen Bundestagsabgeordneten hackt oder Orban, der mit der Maurerkelle in der Hand persönlich eine Mauer quer durch die EU baut. Petry, die AK47 im Anschlag auf der Flüchtlingsjagd an der deutschen Grenze von 1937, unterstützt von Strache und LePen, die ihr die vor den grausamen Kriegen und Verfolgungen in Frankreich und Österreich fliehende Afghiraksynafris direkt vor die Kalashnikov treiben. Man könnte diese Zeitung dann "Der Offensivspieler" nennen, denn "Stürmer" würde wohl doch zu offensichtlich klingen.

Doch zurück zum erklärten Lieblingsobjekt der propagandistischen Floskelautomaten für die Seite mit dem roten Smiley, Donald Trump.
Er wagt es also, jemanden, der über ihn Lügengeschichten verbreitet hat, als Lügner zu bezeichnen.
Ja, als was denn sonst?
Welchen Name wäre passender? „Qualitätsmedien“?

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Da sich alle immer wieder bemüssigt fühlen: lesen Sie das Buch doch mal ganz. Und dann berichten Sie, wo die Stellen zu finden sind, die von "Judenvernichtung" und "Eroberung von Lebensraum im Osten" handeln. Und wenn Sie schon dabei sind, zitieren Sie doch mal ein paar Gedanken über Presse und Parteien und Demokratie. Danke.

Fragolin hat gesagt…

Werter Anonym,
ich besitze das Buch nicht und werde es mir auch nicht zulegen (es gibt andere Baustellen, an denen es sich wirklich lohnt, sich mit den Behörden anzulegen), aber die Stellen, die ich gelesen habe, waren damals zeitgeistige, aber heute inakzeptable Rassenkunde und zumindest aus heutiger Sicht recht krude.
Ich will auch nicht über das Buch diskutieren, es gibt dringendere Themen, aber die Tatsache der erzwungenen Version mit Kommentierung passt in das Bild der wertenden Berichterstattung, die ich anprangern möchte. Es darf hier bei uns keine Information ohne Denkrichtungsvorgabe weitergereicht werden. Sonst wird sie zu "fake news" gestempelt. Das ist mein Thema.
MfG Fragolin

raindancer hat gesagt…

ich bin dafür den Koran und die Bibel mit Comicbildchen rauszugeben ..mit Kommentaren durchwegs von atheistischen weiblichen Kabarettisten!
Das wär ein Kassenschlager ..allerdings bräuchten die Buchhandlungen wohl die Kobra als Angestellte ...wegen unserer lieben Nachbarn, die die erst kürzer hier wohnen

Anonym hat gesagt…

Werter blogherr,
mehr als Ihre Antwort wollte ich gar nicht lesen. Mich stört, ja nervt mittlerweile der ständige Bezug auf gewisse Jahre mit dem "das hatten wir schon mal" von Leuten, die gar nicht dabeigewesen sein können und demzufolge nur gefilterte Schilderungen wahrgenommen haben und diese als Beleg herumposaunen. Heute ist eine andere schlimme Zeit, in der möglicherweise - auch Frau Steinbach spricht ja von Absicht bei den Geschehnissen seit 2014! - einem ganzen Volk oder besser den europäischen Völkern die Heimat entfremdet und zumindest in teilen weggeschenkt werden soll. da ist jeder Vergleich mit der schlimmen Zeit absurd. Wegen "des Buches" kann es mittlerweile ja keinen Ärger mehr mit Behörden geben, der Vorwand mit den jetzt ausgelaufenen Urheberrechten (und ein solcher war es die ganze Zeit) diente doch nur dem Zweck, das Buch zu zensieren, ohne durch Zensur Interesse zu wecken. Man hätte womöglich Dinge finden können, die die tolle Parteiendemokratie der Jetztzeit in einem etwas weniger rosigem Licht erscheinen lassen. Wichtig ist mir, dass das Behauptete nicht drinsteht und immer vergessen wird, es aus dem Kontext zu betrachten. Sie haben vollkommen recht, dass die immer stärker und schneller anlaufende Zensur in Form von Meinungslenkung mit Zuckerbrot und Peitsche dem Bürger ins Bewusstsein gelangen muss, damit er sich wehrt. Sehr schön dazu gerade der Leitartikel bei metropolico.org. Die Anmaßung des Herrn Lammert zuletzt in der FAZ spricht auch im genannten Sinne für sich, wenn es auch durchweg kritische Kommentare gab. Erschreckend aber, dass diese Kommentatoren den wirklichen Aussagegehalt offenbar gar nicht erfasst haben: Lammert sagt ganz deutlich: wer Staatsvolk ist, bestimmt der Gesetzgeber, und die Deutschen als Volk gibts gar nicht. Wenn doch, ists auch egal, weil sie als Souverän mit Gestaltungs- und Entscheidungsmacht nicht mehr erwünscht und gebraucht werden. Und in nicht fermer Zeit werden alle die, die als angebliche Flüchtlinge oder Asylberechtigte ein GASTRECHT auf ZEIT gewährt bekamen, zu neuen Deutschen gemacht und werden aus Dankbarkeit immer CDU wählen, auf dass im Politbetrieb alles beim Alten bleiben kann. Sicheres Geld mit Versorgung und all die anderen Annehmlichkeiten. Die meinen das wirklich ernst.
Danke