„Telefonterror gegen Frau von Sigmar Gabriel“ informationsbalkt
n-tv reißerisch durch die Nacht, und so fragt sich der müde
Medienkonsument, was denn da geschehen sein kann. Haben die
ultrarechten Vollnazis der AfD ihre Waffen-SS gegen den helldeutschen
Kämpfer losgelassen, auf dass sie seine arme Frau am Telefon stalken
und mit Hakenkreuzigung bedrohen? Haben Pegida-Rentner eine sms mit
einem symbolischen Pappgalgen aus Dresden geschickt? Oder hat
Alexander Gauland himself ihr ein unmoralisches Angebot gewhatsappt?
Nein, nachdem der Stinkefinger-Siggi den Irren vom Bosporus
herausgefordert hat und sich beide eine fröhliche
Proleten-Pöbel-Challenge liefern, die im Sommerloch gerne mal die
wenigen wichtigen Themen unter sich begraben, glauben sich einige
Anhänger des Sultans berufen, nicht nur türkische Fahnen schwingend
durch alemannische Straßen zu marschieren sondern auch ihren Hass
und ihre Verachtung auf die teutonischen Köter zu artikulieren.
Etwas, was biodeutsche Vorstadtkinder in staatlichen Schulen täglich
in jeder Pause physisch durchleben können.
Nun bin ich ein erklärter Feind der Sippenhaftung. Die Frau von
Gabriel kann nichts dafür, dass ihr Mann ein nicht gerade
sympathischer Pöbelprolet ist, der immer noch glaubt, Diplomatie
wäre uninteressant, weil man sie nicht essen kann. Sie kann zwar was
dafür, dass der Typ ihr Mann ist, aber wer einen Wickel mit dem
Dicken hat, soll sich gefälligst gegen ihn und nicht die Angehörigen
wenden. Generell und Punkt. Auf Angehörige losgehen, das geht nicht.
Allerdings muss man sich jetzt mal zurücklehnen und herausfinden,
was denn jetzt wirklich passiert ist. Wenn man sich das hier
in der FAZ anschaut, bekommt man den Verdacht, es in diesem
Fall mit dem absolut entbehrlichen „Mimimi“ eines Mimöschen zu
tun zu bekommen.
„Die Polizei in Goslar (...) bestätigte am Dienstag, dass auf
dem Anrufbeantworter der Zahnarztpraxis der Frau am Montagmorgen ein
Anruf bemerkt worden sei, der sich auf Gabriels politische Tätigkeit
bezogen habe. Eine Überprüfung habe jedoch ergeben, „dass nach
erster Einschätzung keine Straftatbestände erfüllt sind“, hieß
es in einer Mitteilung.
(…) Eine
Gefährdungslage, „die über die allgemeine Gefährdungseinschätzung
des Bundesaußenministers hinausgeht“, lasse sich aus dem Telefonat
nicht ableiten.“
Schönes Beamtendeutsch. Sagt unter dem Strich: da war nix. Da hat
ein Anhänger des Osmanensultans eben angerufen und in der in diesen
Kreisen gern gelebten kreativen Formulierungskunst seinem Idol
nachgeeifert. Unschön, aber mit „Terror“ hat das absolut nichts
zu tun. Im Gegensatz zu anderen Angriffen gegen Politikerfrauen.
Denen mal eben das Auto abgefackelt wird oder das Küchenfenster mit
einem Pflasterstein eingeworfen.
Aber deren Männer sind eben bei der AfD, da ist der dicke Empörling
plötzlich ganz stumm, wenn sowas passiert. Was, da wird fast eine
schlafende Frau in ihrem Haus abgeheizt, und wird nur gerettet, weil
Nachbarn das direkt neben dem Haus brennende Auto bemerken und die
Feuerwehr rufen? Egal, ist eh, darf man gerichtlich festgestellt so
sagen, eine Nazischlampe.
Na Siggi, merkst du den Fehler? Erkennst du dein jämmerliches
Gegreine als die Peinlichkeit, die es ist?
Aber es kommt ja noch besser. Man kann davon ausgehen, und mich
wundert das jetzt nicht wirklich, dass diese Gestalten gar nicht mehr
merken, was sie da überhaupt absondern. Wenn das Thema nicht so
traurig wäre, könnte man den ganzen Tag drüber lachen. Ich meine,
Leute, gebt euch bitte mal diese Situation und denkt mal darüber
nach, ganz in Ruhe und am Besten im Sitzen:
Der Dicke steht auf einem Boot direkt neben seinem Kumpel Heiko Maas,
und es ist enorm wichtig darauf hinzuweisen, dass in diesem Moment
Heiko Maas neben ihm steht, genau der Heiko Maas, eh schon
wissen, der dabei auch noch bedröppelt in die Kamera schaut wie nur
Heiko Maas bedröppelt schauen kann, und der Siggi blubbert empört:
„Wenn die Spitze eines Staates anfängt, derartig gegenüber
Personen vorzugehen, gibt es leider Menschen, die meinen, sie hätten
das Recht, dann auch noch persönliche Bedrängnisse zu
organisieren.“
Ich liebe die modernen Zeiten, sie eröffnen einem Möglichkeiten,
ohne die das Leben seine skurrilsten Momente nicht konservieren
könnte. Man kann heutzutage in einem digitalen Bilderrahmen nämlich
Videos an die Wand hängen.
Dieser Moment mit den beiden, bei dem ich unwillkürlich an „Dick
und Doof“ denken musste, was ich allerdings niemals zugeben würde,
weshalb ich das auch hier lieber nicht hinschreibe, hat es sich
verdient, zur täglichen Erbauung gespeichert zu werden.
Da steht ein Genosse neben Maas und erklärt faktisch, dass das
Aufhetzen von Antifanten gegen Privatpersonen durch Repräsentanten
der Regierung ein Unding ist, und der Zensurminister verzieht keine
Miene.
Ja, genau dafür gibt es Wände und wurden Dinge wie Nägel und
digitale Bilderrahmen erfunden.
Herrlich!
1 Kommentar:
Ja, ja, das übliche Geschwätz halt. Alleine wenn keine Details veröffentlicht werden weiß der geübte Leser bereits, was es geschlagen hat.
Wahrscheinlich hat der Typ am Anrufbeantworter nur gefragt, ob sie ihrem eigenen Mann nicht auch einmal ein paar Zähne ziehen kann.
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