Linz ist eine bunte Stadt. Es liegt in vielen Ländern. Und es hat
verhaltenskreative Einwohner. Deshalb beschäftigt sich auch die
Polizei mit den unterschiedlichsten Linzern aus den
unterschiedlichsten Linzen, die doch eine große Gemeinsamkeit haben.
Weiß die „Presse“.
„Die
Linzer Polizei ermittelt nach blutigen Auseinandersetzungen, bei
denen mehrere Personen verschiedener Nationalitäten verletzt wurden,
eine davon schwer.“
Vorneweg was für die Korinthenkacker: eine „verschiedene“
Nationalität kann es nicht geben, nur eine „verschiedene“
Nation, aber die kann auch keiner mehr verletzen, denn wenn sie
„verschieden“ ist, ist sie ausgestorben.
Hochachtung verdient allerdings die Formulierungskunst des Autors,
der es wirklich schafft, aus blutigen Auseinandersetzungen zwischen
Ausländern eine blutige Auseinandersetzung zu machen, bei der
Ausländer verletzt wurden. Na, wer merkt den kleinen Unterschied?
Toll, oder?
„Die
Konflikte nahmen offenbar am Sonntagabend vor einem Club ihren
Ausgang, wie es in einer Presseaussendung vom Dienstag hieß.
Mittlerweile vermutet die Polizei einen Zusammenhang zwischen
mehreren Gewalttaten in der Stadt.“
Man könnte es auch klarer formulieren: Man vermutet offensichtlich,
dass es immer die gleichen Gestalten sind, die in Linz
aneinandergeraten und die Stadt bunt machen. Oder zumindest blutrot.
Die Stadt hat neue Bürger geschenkt bekommen, wertvoller als Gold,
hochgebildet und motiviert. Was hat Linz falsch gemacht, dass aus
diesen Goldstückchen anscheinend faule Früchtchen geworden sind? Zu
wenig Willkommen signalisiert, zu wenige Teddys geworfen? Wir wissen
es nicht, aber wir wissen, dass auch andere Städte in Österreich
und Deutschland den gleichen Fehler gemacht zu haben scheinen. Die
Bahnhöfe von Graz und Salzburg sind bereits ebenso interessant
geworden, und über den Wiener Praterstern schweigen wir mal lieber.
„Aufmerksam wurden die Ermittler auf eine mögliche Verbindung
nach einem Einsatz bei einem gewalttätigen Streit vor dem Linzer
Hauptbahnhof am Montagabend: Sechs bis acht Tschetschenen gingen mit
Schlagstöcken und einer Pistole bewaffnet auf einen 18-jährigen
Syrer aus Linz los. Er wurde verletzt und in der Uniklinik
behandelt.“
Also ich habe ja schon von Syrern aus Aleppo gehört, auch von
solchen aus Damaskus. Aber dass es auch in Syrien ein Linz zu geben
scheint, ist mir neu. Naja, man lernt nie aus.
Das Thema Tschetschenen kann man in Österreich eigentlich kaum noch
mit normalem Blutdruck diskutieren. Jahrzehntelange humanitäre Hilfe
gegen die von den bösen Russen brutal verfolgten armen muslimischen
Freiheitskämpfer, die für die Freiheit kämpfen, einen
friedensreligiösen Gottesstaat zu errichten wird gedankt mit
Bandenterror und Drogenhandel. Wir machen uns keine Sorgen wegen der
Türken mit Doppelstaatsbürgerschaft. Wir haben Tschetschenen.
„Die Täter konnten vorerst entkommen. Später wurde aber ein
26-jähriger Russe aus Linz festgenommen, der einen Baseballschläger
bei sich hatte.“
Aha, Linz liegt also doch in Russland.
Aber ich muss trotzdem mäkeln: „Die Täter“ konnten nicht
vorerst entkommen, sondern sie konnten entkommen. Ohne vorerst. Nur
entkommen. Die sind ja immer noch weg. Nur einer wurde einkassiert,
und da weiß man nicht, ob der dazugehörte.
Eigentlich kann er nicht dazugehört haben, denn er wird ja jetzt
hier als „Russe“ bezeichnet, laut dem vorigen Absatz waren es
aber „Tschetschenen“. Tschetschenen sind keine Russen, sondern
haben die Staatsbürgerschaft der Russischen Föderation. Trotzdem
bleiben sie Tschetschenen. Ja, ich weiß, das sind Feinheiten, aber
es sind entscheidende Feinheiten. Wir haben kein Problem damit,
zwischen Türken und türkischen Kurden zu unterscheiden, aber
zwischen Tschetschenen und Russen funktioniert das nicht?
„Er gestand, an dem Überfall beteiligt gewesen zu sein. Als
Grund gab er unter anderem eine Auseinandersetzung vor einem Club am
Sonntag an, bei der zwei Russen von mehreren Angreifern verletzt
worden sind.“
Ah, noch zwei Russen. Wo sind denn die Tschetschenen plötzlich hin?
Die mit dem Syrer? Der jetzt plötzlich von Russen überfallen wurde?
„Ebenfalls am Montagabend rückte die Polizei erneut aus, weil
im nahe dem Bahnhof gelegenen Volksgarten ein 18-jähriger Iraker bei
einem Streit von einem Unbekannten mit drei Messerstichen verletzt
worden war. Das Opfer war anfangs ansprechbar, wurde dann aber
bewusstlos und ebenfalls in die Uniklinik eingeliefert. Die Ermittler
gehen von einem Zusammenhang mit den davorliegenden Vorfällen am
Bahnhof und vor dem Club aus.“
Und dann noch ein Iraker. Ob aus dem irakischen Linz, wird leider
nicht erwähnt.
Ich gehe jetzt einfach mal rechtspopulistisch verhetzend davon aus,
dass, aus welchem Grund auch immer (Vorsatz? Doofheit?) als Russen
bezeichnete Tschetschenen in bereichernder Folklore auf Syrer und
Iraker losgehen. Und jetzt die alles entscheidende Preisfrage: Was
haben die alle gemeinsam?
Und nein, ich meine weder die Tatsache, dass es sich ausnahmslos um
Linzer handelt, noch die, dass sie sich ganz offensichtlich durch die
Bank im falschen Linz befinden.
2 Kommentare:
Es mag albern klingen, aber mein Interesse an Ihren und ähnlich gestrickten Texten (von Karl Kraus bis Michael Klonovsky meinetwegen) beruht zu einem nicht unwesentlichen Teil auf dem ästhetischen Genuß beim Lesen sauberer deutscher Sprache. Wie sieht es eigentlich damit bei der Gegenseite aus? Ein Gruß aus der Ferne!
Linz hat eine der groessten Tschetschenenkolonien Oesterreichs die laut Polizeikommandanten sehr problematisch ist! Das Hausblatt Oberoesterreichische Nachrichten berichtet ueber die beinahe taeglichen Uebergriffe sehr bescheiden und versucht halt mit dem Russenschmaeh sehr primitiv die Realitaet gesundzubeten! Schliesslich will man den neuen Schwarzen Machthabern nicht zu nahe treten und auch die FPOE ist stark in Deckung und weiss von nichts! Todschweigen hatMethode!
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