Gestern
habe ich mir mal wieder so ein bisschen „Hart aber fair“ angeschaut, und es kam
das Brüllerthema Martin Schulz, der Gottkanzler, der Superschulz, der Messias
aus Würselen. War recht langweilig und die einzige interessante Frage kam
ausgerechnet von Hannelore Kraft, die dem CDU-ler aus dem Wanderkönigshof
namens EU-Parlament, der gerade ein Dossier gegen Schulz zusammengestellt hat,
einfach die Frage stellte, warum er denn dann für Schulz als
EU-Parlamentspräsident gestimmt habe, wenn er doch wusste, was für ein
grauslicher Typ das wäre. Der Punkt ging neidlos an sie.
Die
„Welt“
nimmt sich des Themas an.
Was
mir aber bei der Sendung auch auffiel, war der bestellte Auftritt eines
Schulz-Cheerleaders, eine kleine unbedarfte Frischgenossin, die angeblich
gleich am Tag nach Schulzens großartigem Erweckungsauftritt jubelnd der SPD
beigetreten ist.
„Ich
habe mich von dieser Euphorie, dem Kampfgeist, der
Leidenschaft mittragen lassen“ … „Es ist einfach ein neuer Trend, der
entfacht worden ist, und das reißt viele mit.“
Das auch bei den
später verlesenen Internetstimmen vor Allem Frauen aus dem Häuschen vor
Verzückung sind scheint der Tatsache geschuldet zu sein, dass Frauen gern nach Gefühl
und weniger nach Fakten entscheiden. Und junge Frauen scheinen bereits dermaßen
Opfer bildungspolitischer Hirnwäsche zu sein, dass sie sich nur noch gut
fühlen, wenn es so richtig besinnlich politisch korrekt abgeht.
„Könnte
es also einfach daran liegen, dass Schulz cool ist? „Ja, auf jeden Fall, das
sieht man ja. Es werden ja sogar Parallelen zu Chuck Norris gezogen.““
Ja, das hatten
wir schon. Hawking glaubt, das Universum würde expandieren. Dabei flüchtet es
nur vor Schulz. Hahaha.
„Doch
während man bei US-Actionschauspieler Chuck Norris immerhin weiß, wofür dieser
steht (so man den Roundhousekick als Programmpunkt gelten lässt), ist das bei
Schulz anders. Befragt nach dessen Programmpunkten, kann die Studentin nur vage
Antworten geben, was vielleicht nicht einmal so sehr ihr selbst vorzuwerfen
ist, sondern auf ein strukturelleres Problem hindeutet.“
Das
alles für sich geht ja noch, denn es zeigt ja nur, dass es eben Menschen, vor
Allem junge und dabei vor Allem weibliche gibt, die ganz ohne jede Faktenlast
aus einem guten Gefühl heraus einen Typen anhimmeln, dessen Action und Coolness
etwa der des ärmelbeschonerten Protokollführers des Hintertupfinger Kleintierzüchterverbandes
entspricht. Sie lassen sich weder von seinem Ruf, ein geldgieriger
selbstverliebter Apparatschik zu sein, noch von seiner geradezu Steinbrückschen
Glaubwürdigkeit davon abbringen, ihn für toll und cool zu halten, und stören
sich keine Sekunde daran, dass Schulz rein thematisch eigentlich für gar nichts
steht.
Doch
den Brüller erwähnt die „Welt“ leider nicht mehr, der war nämlich für mich das
Tüpfelchen auf dem i, das Sahnehäubchen der Selbstentblößung des kleinen
Mädchens, als sie mit ernstem Gesicht nachlegte, Schulz sei eine glaubwürdige
Figur und das sei wichtig in dieser Zeit des Postfaktischen.
Und
keiner hat’s gemerkt. Die hat wirklich drei Minuten lang erklärt, ihre
Entscheidung wäre vollkommen gefühlsbetont, eine reine emotionale Geschichte,
Auswuchs eines Mädchenschwarms und hätte nichts mit Inhalten zu tun, was
faktisch die komplette Definition von postfaktisch ist – und springt dann mit
Anlauf in die Lacke aus Emotionsschlamm und Gefühlsduselei, die sie selbst
produziert hat.
Wenn
in dieser Republik etwas postfaktisch ist, dann sind das die ganzen
emotionsgesteuerten, von Regeln, Gesetzen, Verträgen, Inhalten, eben Fakten abgekoppelten Entscheidungen der
Politik, und dann kommt ein weiterer Protagonist der emotional gesteuerten Inhaltsleere
und emotional gesteuerte Jungmädchen machen ihm begeistert kreischend den Cheerleader
– ihr seid das Postfaktische Prinzip
schlechthin!
Und
merkt es nicht mal. Wie auch, ist ja auch ein Fakt. Und damit für euch
unsichtbar.
Pippi
Langstrumpf ist dagegen knochentrockene Realistin.
Und
dieses Schulz-Groupie ist Studentin.
Ich
habe vergessen, für was eigentlich. Ich kann‘s mir aber denken.
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