„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Dienstag, 25. Juli 2017

Einmal noch Haller

Ich habe mir, was irgendwie dem menschlichen Naturell entspricht und auch von den Medien (bei allem Druck der erste zu sein, der berichtet) häufiger gelebt werden sollte, im Laufe des Tages immer wieder Gedanken über die Haller-Studie gemacht, die ich hier noch anfügen möchte. Keine Sorge, dann ist es gut.

Besonders aufgefallen ist mir, dass es auch meinen Verdacht unterstreicht, dass die, wie gestern erwähnt kampagnengetriebenen, Leitmedien, nicht nur einseitig und abgehoben als Regierungspropagandisten und Volkserzieher aufgetreten sind anstatt diskursiv zu berichten und investigativ neutral zu recherchieren (Recherche fand eigentlich gar nicht statt, nur Zuruf), sondern durch ihr konsequentes Ausgrenzen jeglicher Andersmeinung, von der Ignoranz bis zur aktiven Löschung und Verbannung aus ihren Foren, genau jene Polarisierung und Spaltung erst herbeigeführt haben, die sie jetzt genau denen vorwerfen, die sie damals geschnitten haben.

Wenn Medien zum Beispiel über die großflächige Löschung von Kommentaren oder die Ignoranz jeder Wortmeldung, die nicht zu ihrem Erziehungsauftrag zu passen scheint, das Bild vermitteln: Ihr interessiert uns nicht, ihr habt nicht zu Wort zu kommen, ihr habt uns mit eurem Steuergeld zu bezahlen und ansonsten die Fresse zu halten!, dann führt das zwangsläufig dazu, dass sich die Menschen abwenden.

Und es führt dazu, dass sie im öffentlichen Raum verstummen. Denn wer miterleben muss, wie Medien jeden kritischen Kommentar löschen, Kritik per se als Zugehörigkeitsstempel zum rechtsextremen Rand ansehen und diesen dann zu einer Mischung geisteskranker zerfressener Untermenschen deklarieren („xenophob“, „islamophob“, „Hasskommentare“, „fremdenfeindliche Hetze“, „Rassismus“…), Arbeitgeber Menschen wegen Facebook-Postings fristlos feuern, SEK‘s die Wohnungen von Postern stürmen und nach Beweisen durchwühlen (man hat ja seine geheimen Nazi-Postings und Blogbeiträge zwischen den Unterhosen versteckt – die Polizei als Drohkulisse für unbescholtene Bürger hatten wir auch seit 1989 nicht mehr), man sich ruckzuck in einer Kiste mit Nazi-Wehrsportgruppen, angeblich terroristischen „Reichsbürgern“ und Asylantenheime anzündenden Nazihorden wiederfindet, dann stellt man sich die Frage: Darf ich das überhaupt noch öffentlich sagen, was ich denke?

Auch das hatten wir seit 1989 nicht mehr. Und die Medien haben das kräftig befeuert und befeuern es bis heute. So wird der Unsinn von der „Terrorgefahr durch Reichsbürger“ unreflektiert von den staatlichen Pressestellen abkopiert und verbreitet, obwohl sich jeder denken kann, dass es erstens hauptsächlich um sogenannte „Staatsverweigerer“ geht, aber „Reichsbürger“, da ist das „Reich“ drin und der Hitler und der ganze Nazikram (es lebe das Narrativ, nix gelernt aus der Studie, weiter wie bisher…) und zweitens deren „Straftaten gegen Behörden“ vor Allem aus der Weigerung bestehen, Steuern und Strafzettel zu zahlen oder Beamte anzupöbeln und anzuschnauzen, wie diese es gelegentlich auch mit renitenten Bürgern tun, und nicht mit der Machete in das Amt zu stürmen, und drittens wissen wir, dass es jetzt darum geht, ganz schnell einen „rechten“ Terrorpopanz aufzublasen, um vom real existierenden linksextremen Terror, wie er sich in Hamburg austobte, abzulenken. Ich habe mit den oft recht kruden Welterklärungsversuchen einiger „Weltbürger“ nichts am Hut, aber das sind zu 99,9% harmlose Spinner. Und die Handvoll richtig Durchgeknallten gibt es in jeder Gruppe; bei den Linksextremen waren das die mit den Feuerlöschern voller Säure, den zum Abwurf auf Menschen bereitgelegten Gehwegplatten und den Stahlkugelgeschossen.

Überhaupt der inflationäre Einsatz von falschen Begriffen. Es wird noch immer, wider besseres Wissen, von „Flüchtlingen“ berichtet, wenn es um Einwanderer geht. Man behandelt auch jeden Einwanderer mit Wunschdestination wie einen „Flüchtling“; versehen mit allen Rechten aber faktisch keinerlei Pflichten. Man beharrt darauf, es mit Frauen und Kindern zu tun zu haben, auch wenn die Bilder nur junge Männer zeigen.

Ja, diese Diskrepanz zwischen Bild und Text. Da gab es Beispiele, ungarische Bahnsteige wo syrische „Familien“ ankamen, die nur aus Männern bestanden, es wurden Züge voller Fußmarschierender gezeigt, wütend brennende Autoreifen auf Grenzpolizisten Werfende, die eigenen Zelte samt den noch darin befindlichen Leuten Abfackelnde – aber die Rede war von verzweifelten, hochgebildeten und geradezu goldstückigen Menschengeschenken.

Bis heute wird so verfahren und es ist nicht umsonst dieser Eindruck bei den Menschen entstanden, dass die berichtete nicht mit der gezeigten, und die gezeigte nicht mit der erlebten Realität übereinstimmen. Und im Zweifel vertrauen die Menschen auf ihre Erlebnisse und glauben eher ihren Augen, die frech am Bahnhof marodierende Banden, Drogendealer, Beutelschneider und herumlungernde Gaffer sehen als den Berichten von dem einen Bäckerlehrling aus Gambia, der sogar nach zwei Wochen immer noch wiederkommt und sogar schon weiß, wie man „Mähl“ ausspricht, was beweist, wie hochmotiviert und lernbegierig alle Afrikaner sind.

Die Medien machen fröhlich weiter wie gehabt. Sie wurden einmal mehr in dieser Studie dabei ertappt, wie sie Mist bauen. Von unsereinem werden sie dabei eh schon die längste Zeit beobachtet. Dass die Beobachtungs- und die Studienergebnisse sich decken beweist nur, dass es „alternative Realitäten“ gibt – das Universum der Unteren und das Universum der Oberen. Und das gilt in vollem Umfang schon seit längerer Zeit. Wer auch nur leise anzweifelt, dass der Klimawandel ganz allein menschgemacht ist und von Merkel persönlich gestoppt werden kann, wenn nur alle genau das nachplappern und tun, was sie vorgibt, der kann was erleben. Der wird medial ebenso geschlachtet wie ein Kritiker an unkontrollierter Einwanderung.

Welche Schlüsse ziehen nun die Medien selbst?

Auf „nordbayern.de“ findet man zum Beispiel diese erstaunliche Schlussfolgerung:

Eine gute Berichterstattung zeichnet sich dadurch aus, dass sie beispielsweise in einem großen Hintergrundartikel erklärt, warum etwas geschieht, statt in einer Vielzahl kleinerer Meldungen Ereignisse im Sinne eines Chronisten nur zu verzeichnen.
Letzteres sei aber vor allem am Anfang der Flüchtlingskrise geschehen – die Vielzahl "kontextloser Nachrichten" habe zu einer Überforderung bei den Lesern geführt. Überspitzt formuliert: Ein paar Lücken mehr, dafür zusätzliche Erklärungen, hätten gutgetan.“

Ah ja, die Leser waren einfach nur überfordert, weil ihnen zu wenig erklärt wurde. Das lesen die aus einer Studie, in der kritisiert wurde, dass es eben keine Berichterstattung gab sondern nur abkopierte Agenturmeldungen und haufenweise Statements und Erklärungen durch Regierungspolitiker und selbsternannte Erklärbären.
Nein, mehr Recherche und objektive Berichterstattung und weniger Meinung und Erklärung wären gefragt.
Wundert es jetzt irgendjemanden, dass genau das Gegenteil dessen herausgelesen wird, was drinsteht? Man passt wieder den Inhalt umdeutend den eigenen Vorlieben an, anstatt diese auch nur für den Bruchteil einer Sekunde zu hinterfragen, und mutiert lieber noch weiter zum besserwisserischen Erklärbären, der uns höchstwahrscheinlich in einem Hintergrund-Erklärungspamphlet belehrt, dass das alles wegen dem weißen Mann und der Kolonialzeit und der Ausbeutung Afrikas und der mangelnden Toleranz und Offenheit und sowieso wegen Putin und Trump blablabla...

Die „Leipziger Volkszeitung“ schreibt zum Inhalt der Studie:

Bis dahin (Silvester in Köln, Anm.) hätten sich Andersdenkende bereits übergangen oder ausgegrenzt gesehen, heißt es in der Studie. Statt integrativ zu wirken, habe der Informationsjournalismus die Frontenbildung verschärft. Die von den Journalisten beschriebene Wirklichkeit sei sehr weit entfernt von der Lebenswelt eines großen Teils ihres Publikums, fügte der Leipziger Medienwissenschaftler Haller hinzu. Die Befunde würden die große Entfremdung belegen, die zwischen dem etablierten Journalismus und Teilen der Bevölkerung entstanden sei.“

Gut. Irgend eine Wertung? Irgend eine Reflektion? Irgend eine Meinung dazu?
Oder auch nur eine offene Kommentarfunktion?
Fehlanzeige. Totale Lernresistenz.
Wir nehmen zur Kenntnis, jaja, passt schon, weiter so.

Laut „Migazin“ wischen die Journalistenvertreter das Ganze eh erwartbar mit dürren Argumenten vom Tisch:

Cornelia Haß, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju), äußerte sich kritisch zu den Ergebnissen. Weil die Studie nur die Hälfte der Medienlandschaft abbilde und die öffentlich-rechtliche wie private Medienlandschaft außer Acht lasse, sei sie nicht repräsentativ.“

Es wurden ja auch nur Printmedien untersucht, und der Teletext macht die öffentlich-rechtlichen Sender nicht automatisch zu welchen. Und dabei wollen wir nicht einmal darauf hinweisen, dass bei der Auswertung deren Verhaltens das Urteil noch weit katastrophaler ausgefallen wäre.
Warum Journalisten übrigens die Ergebnisse von Umfragen unter einer Handvoll Leute als repräsentativ verkaufen oder sogar den einen Steinewerfer auf einen Flüchtlingsbus als repräsentativ für eine ganze Region darstellen, während sie eine streng wissenschaftliche Untersuchung zehntausender Artikel (!) in einer satten Mehrheit der Printmedien als „nicht repräsentativ“ vom Tisch wischen, bleibt leider unerklärt, aber man kann es sich denken. Und die wollen darüber urteilen, wann etwas Fake ist und wann Fakt.

Wie in den letzten zwei Tagen angemerkt, stecken sie sich die Finger in die Ohren und pfeifen laut, anstatt zu lernen. Die Bodenhaftung ist weg, die schweben entkoppelt vom Boden der Realität weiter auf der Wolke des Selbstbeweihrauch-Duftes dahin und weigern sich mit jeder Faser, etwas anderes als die Bestätigung der eigenen Unfehlbarkeit zur Kenntnis zu nehmen. In den Redaktionsstuben kleiner Lokalblätter werden noch ein paar Köpfe rauchen, zu nah ist man noch den Stöcken und Steinen auf dem Boden der Realität, aber in den höheren Tempeln wandeln die Hohepriester der Deutungshoheit weiterhin ungerührt auf ihrem Pfad der Volksbelehrung dahin.

Eine besondere Pirhouette leistet sich die „taz“, die es ernsthaft schafft zu schreiben:

Aussage der Studie sei jedoch keinesfalls, dass die Medien versagt hätten, so Haller. Es gehe um Dysfunktionen in der Berichterstattung, gemessen an dem normativen Anspruch, eine „gelingende gesellschaftliche Verständigung“ zu ermöglichen.

Äh. Könnte mir bitte jemand den Unterschied zwischen „Dysfunktion“ und „Versagen“ erklären? Mir ist das jetzt nicht ganz klar. Wenn ein Geldautomat meine Karte häckselt, keine Kohle rausrückt aber das Konto auf Null bucht, ist das zwar eine Dysfunktion, kann aber nicht als Versagen bezeichnet werden? Oder ist einfach „Dysfunktionisten“ der neue Begriff für „Versager“?
Naja, hört sich ja irgendwie besser an.
Mediendysfunktionisten.
Hat was. Aber Versager klingt ehrlicher.

Haller selbst wurde auch vom „Deutschlandfunk“ interviewt, wo man durchaus erkannte, dass man die Stimmen der kleinen Leute vergessen hat. Und als Beispiel ein Propagandabild von drei jungen „Welcome“-Püppchen bringt. Sie haben nichts begriffen, gar nichts. Diese Propagandabildchen waren immer präsent: die lachenden, klatschenden, feiernden jungen „Guten“. Oder griesgrämige, schimpfende, alte und als Versager und Abgehängte titulierte „Böse“.
Aber zu Wort kamen sie nie. Und kommen sie bis heute nicht.

Und wenn die dann ihre eigenen Zeitungen, Blogs und virtuellen Flugblätter produzieren und sich gegenseitig informieren, dann werden sie dämonisiert und der Lüge bezichtigt. Und als besonderer Drüberstreuer tönt es dann aus der realitätsentkoppelten Filterblase der Abgehobenen, die Erlebenden hier unten am Boden der Realität würden sich in Echokammern einkapseln. Liebe Pressefritzen, ihr seid herzlich eingeladen, diesen meinen Text in jeder eurer Zeitungen vollkommen honorarfrei abzudrucken, ich bestehe nur auf der Nennung meiner Urheberschaft. Nur zu, Ihr schafft das, holt uns raus aus der „Echokammer“ unserer Blogs und schenkt uns Platz auf Eurem Meinungsforum. Aber Ihr ertragt es ja nicht einmal, einen auf einen unserer Texte verlinkenden Kommentar nicht zu löschen. Nein, von Euch wird auch noch großspurig höhere Sorgfalt der Recherche von den gratis und privat Schreibenden verlangt als von den immerhin damit Geld verdienenden Medienhäusern. Die Fachleute verlangen von den Laien, dass diese die Arbeit besser machen, als sie es selbst hinbekommen. Und wenn sie es schaffen, bewerfen sie sie mit Dreck.

Diese Studie beschreibt nicht nur vergangenes Medienversagen. Sie offenbart auch das heutige (siehe Themen wie Bootsmigranten, Klimagipfel, Trump, „Hatespeech“) und lässt Böses erahnen, was noch auf uns zukommen wird. Inzwischen kommt ja auch noch die Klagswelle gegen kleine private Blogger wie den „Blauen Boten“ oder „Hadmut Danisch“ dazu; die Medien werden sich nicht ändern, ganz im Gegenteil, sie werden den Kampf im Gleichschritt mit ihren Freunderln in der Politik verschärfen und immer größere Geschütze gegen die Konkurrenz auffahren. Denn immerhin erheben sie den Anspruch, dass nur sie die einzig legitimen Verbreiter von Meinung sein dürfen.

Die Kiste ist ziemlich verkeilt. Aber egal, wie schlimm es für die Leute noch kommen wird: die Medien haben ihren Bonus langfristig komplett verspielt. Auf Dauer werden sie die Verlierer sein.
Und das ist offensichtlich gut so.

1 Kommentar:

Sokrates9 hat gesagt…

Fragolin ich glaube sie ueberschaetzen das Niveau der heutigen Redakteure und Journalisten! Eben der neuen Mittelschule entkommen oder sogar absolviert, stolz darauf vermeintlich sinnerfassend lesen und sogar Artikel schreiben zu koennen (copy and paste)@ vieleich noch mit der Erkenntnis dass ein Hochschulstudium mit Prioritaet
Genderkonform zu zitieren auch nicht viel bringt, pilgern die neuenJournalisten -nie kritisch denken gelernt- mit einem flotten linken Spruchauf den Lippen-gelernt indiversen Wie bewerbe ich mich richtig Schulstunden in diverse Redaktionen! Dort wird ihnen dann APA Meldungen vorgelegt und sie muessendafuer neue Ueberschrift erfinden! Damit sind die voll ausgelastet!, Recherche? Nie gelernt! Cui bono.? Audiatur at altera pars? Lateinisch oder italienisch?.. Somit unbekannt! Das ist das heutige Niveau der diversen Zeitungs / TV Artikel!