Wer mal wieder erleben will, wie neutrale Berichterstattung
funktioniert, der kann ja mal den „Kurier“ hernehmen. Dort sieht
er dann, was das genaue Gegenteil davon ist.
Es geht mal wieder um das übliche Thema, um das von den Medien gerne
mal alternative Realitäten gestrickt werden. Und wie sich das
anhört, was die Schreiberlinginnen – es sind rein zufällig drei
Frauen, zumindest biologisch, beim Rest darf man heute ja keine
diskriminierende Einordnung in zwei vorgefertigte
biologistsich-sexistische Schubladen der patriarchalischen
Unterdrückergesellschaft mehr vornehmen – in ihrem verzerrten
Selbstbild als „objektiv“ betrachten, betrachten wir mal objektiv
in diesem
Erguss über die sogenannten „NGO‘s“.
„Sie
haben bisher tausende Menschenleben gerettet – dennoch stehen
Nichtregierungsorganisationen in der Kritik.“
Dennoch? Nein, deswegen!
Weil sie mit ihrem „Retten“ erst dafür sorgen, dass Schlepper
ihre Kundschaft in lecke Schlauchboote setzen und spätestens bei
Sichtkontakt mit dem „Retterschiff“ eine „Seenot“ künstlich
herbeiführen. Die „geraten“ nicht in Seenot, die organisieren
Seenot. Seenot als Geschäft, als Heftklammer zwischen der
Schlepperdienstleistung und dem Fährdienst. Seenot als
Zubringerdienst.
Eigentlich zum Kotzen, was das für ein makabres Spiel ist, aber noch
viel widerlicher ist, dass sich die auf ihrem gutmenschlichen
Helfersyndromtherapiewalkabout befindlichen Selbstdarsteller auch
noch im moralischen Recht wähnen, wenn sie den kostenlosen
Anschlussfährdienst für die Konsumenten einer menschenverachtenden
Schlepperdienstleistung spielen, deren Protagonisten es scheißegal
ist, ob ein paar hundert oder ein paar tausend Leute bei der Übergabe
verrecken, denn die Kohle wurde eh in Vorkasse eingetrieben.
Eigentlich ist es auch keine Kritik, in der sie stehen, sondern es
ist veritable Ablehnung, die über Verachtung durchaus in Wut bei
denen reicht, die mit den „Geretteten“ dieser Gestalten beschenkt
werden und deren Dankbarkeit für das üppige Aushalten mit
Steuergeld erleben dürfen.
„Italien
sowie andere EU-Staaten werfen ihnen etwa vor, das Geschäft der
Schlepperbanden zu befördern. Neben den Schiffen der italienischen
Küstenwache und jenen der EU-Missionen kreuzen derzeit zwölf
Schiffe von neun Hilfsorganisationen auf dem Mittelmeer. Ein Drittel
der in Seenot geratenen Migranten nehmen die NGOs an Bord und bringen
sie nach Italien.“
Eben. „Italien und EU werfen vor“ - und machen es nicht anders.
Gibt es ein Kopfgeld und haben die Angst um Einkünfte?
Egal. Was bleibt, ist die Frage, warum wenige Kilometer von libyschen
Häfen entfernt aus Seenot gerettete Menschen nicht in diese Häfen
verbracht werden (die die Geretteten übrigens aufnehmen müssen)
sondern hunderte Kilometer nordwärts nach Italien. Neutrale,
objektive Journalisten hätten das gefragt, aber mit vor
gutmenschlichem Stolz bebender Brust auf der Emotionsorgel
dahintastende Journalistinnen sind dazu scheinbar nicht in der Lage.
Auf die Tatsache, dass nochmal doppelt so viele Schlepperkunden von
der italienischen Küstenwache und den Frontex-Schiffen der
euphemistisch als „Europäische Grenzschutzbehörde“ bezeichnete
Schlepperhilfsorganisation auf Steuerkosten ihre Wunschdestination
geschenkt bekommen, möchte ich heute gar nicht eingehen.
„Trotz
ihres Einsatzes schlägt die EU-Kommission nun einen
"Verhaltenskodex" für NGOs vor. Für Mario Thaler,
Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Österreich, geht dies am
Problem vorbei, erklärt er im KURIER-Gespräch. "Anstatt sich
um die Seenotrettung der Menschen zu kümmern, was die ureigenste
Aufgabe der Europäischen Union wäre, wirft man mit Nebelgranaten."“
Was hat denn der geraucht? Wo steht denn bitteschön geschrieben,
dass es eine „ureigenste Aufgabe der Europäischen Union“ ist,
vor der afrikanischen Küste Humanfischerei zu betreiben und den Fang
in Italien abzuliefern? Als ob es nicht reicht, dass sich die Politik
selbst nicht an das Regelwerk hält, das sie verzapft hat, kommen
dann noch irgendwelche Klugscheißer Rothschen Ausmaßes und
reklamieren dort Verpflichtungen rein, die nirgends stehen.
Ich habe ja absolute Hochachtung vor der Arbeit ehrenamtlicher Ärzte,
aber bei dem Einen oder Anderen wäre es besser, er würde seine
Ärztliche Schweigepflicht auch auf jene Momente ausdehnen, wo ihm
jemand ein Mikro vor die Kauleiste hält. So wie es bei Journalisten
auch besser wäre, solche Aussagen zu hinterfragen und nicht nur
unkommentierte Propaganda zu verbreiten.
"Unsere
ganze Arbeit wird in Abstimmung mit der Küstenwache durchgeführt,
mit der wir beste Beziehungen haben. Ohne sie machen wir keine
Einsätze, wir folgen den Anweisungen des Innenministeriums, in
welchen Hafen wir die Leute bringen.“
Genau. Und die Behörden weisen alle nach Lampedusa, selbst wenn sie
aus libyschen Küstengewässern kommen. Zur Erinnerung für alle, die
Geographie für überbewertet halten: Lampedusa liegt nicht vor der
libyschen Küste sondern der tunesischen. Da muss ein Kutter, der 20
km vor der libyschen Küste mit ausgeschaltetem Transponder am (mit
wem wohl) vereinbarten Seenotrettungstreffpunkt kreuzt, die
aufgefischten Geschenke nochmal über 200 km nordwärts verfrachten,
bis sie ihre Ladung auf Lampedusa oder Malta auskippen können und
zum nächsten Fähreinsatz zurücktuckern.
„Die
EU will etwa, dass in Seenot geratene Migranten so schnell wie
möglich durch libysche Schiffe gerettet und nach Libyen
zurückgebracht werden.“
Hört
sich löblich an, allein, mir fehlt der Glaube. Wenn die EU die Leute
nach Libyen zurückschicken wollte, hätte sie das längst tun
können. Alles, was Frontex auffischt, wird in Tripolis abgeliefert.
Spielt Libyen mit, kann es mit Unterstützung rechnen, wenn nicht,
sollte man vielleicht nochmal zur Motivierung einen Flugzeugträger
quer vor die Hafeneinfahrt legen.
„Davor
warnt aber die Menschenrechtsorganisation Amnesty International.“
Eh klar. Die warnen immer. Besonders vor den unmenschlichen
Haftbedingungen und der harten psychischen Folter gegen Gefangene in
Österreichs Gefängnissen. Immerhin gibt es Zweimannzellen mit nur
einem Fernseher und von manchen Fitnessgeräten nur eines für alle
und dann müssen sich arme Gefangene diskriminierend in Listen
einschreiben und warten bis sie dran sind...
„In
Libyen gibt es derzeit kein Asylrecht und kein funktionierendes
Asylsystem, Geflüchtete werden routinemäßig inhaftiert und
gefoltert.“
Zum ersten Teil des Satzes: woher kommen diese Leute nochmal? Die
halten sich zum Teil Monate, ja Jahre in Libyen auf, organisieren
dort ihren Transport und kommen scheinbar ganz gut über die Runden.
Aber sowie die einmal ein Schlauchboot berührt, eine Gummiwulst
zwischen den Beinen hatten, wird es brenzlig. Das mögen die Libyer
offensichtlich gar nicht, denn plötzlich werden die Durchreisenden
laut dem zweiten Teil des Satzes zu armen gefolterten Inhaftierten.
Nachweise zu dieser dreisten Behauptung erwarten wir jetzt mal nicht.
Wir wollen ja nicht übertreiben.
Auch das dümmliche permanente Wiederholen der Floskeln „Geflüchtete“
und „Flüchtlinge“ muss nicht mehr kommentiert werden. Dass das
keine Flüchtlinge sind, die nach Norden streben weil Libyen kein
Asylrecht hat, sondern Glücksritter und Eroberer, die ihren Teil vom
europäischen Reichtum plündern wollen, bevor die Kiste leer ist,
weiß jeder. Aber nur Ehrliche benennen die Dinge auch bei ihrem
wirklichen Namen.
„Dass
die EU mit der libyschen Küstenwache kooperieren will, sieht man
kritisch: "Ihre Aktionen erfüllen nicht einmal die
grundlegenden Sicherheitsstandards und führen oft zu Panik und zum
Kentern der Boote."“
Märchenstunde in Takka-Tukka-Land. Ausgerechnet die mit alten
aufgepimpten DDR-Ostsee-Fischkuttern im Mittelmeer herumschippernden
Hobbykapitäne wollen der libyschen Küstenwache, die durchaus über
moderne Kampfschiffe mit erfahrenen Mannschaften verfügt,
unterstellen, sie wären eben nur zurückgebliebene Drittwelt-Bimbos
– so sieht der moderne Rassismus aus, auf den diese Gestalten auch
noch stolz sind. Sie sind die Menschenretter, die moralischen
Propheten des gottgleichen Humanismus, die Abarbeiter der
Historischen Schuld, und sie werden diesen primitiven libyschen Affen
schon zeigen, wie wirrrklich rrrichtigerrr doitscher Humanismus
funktionierrt, jawolll!!
Was für eine Idiotie. Und anstatt das Ganze mal kritisch zu
betrachten, Fakten zu hinterfragen, Aussagen zu prüfen, wird das
Propagandagedöns irgendwelcher Wellkammisten vollkommen
unreflektiert als „Berichterstattung“ getarnt unter das
Medienvolk geworfen.
Was mich wirklich, ganz ehrlich, noch wundert, ganz besonders aber
nicht nur beim „Kurier“, ist, dass wirklich immer noch Leute
sowas kaufen. Man müsste ja fast schon Geld bekommen, als
Entschädigung, wenn man sich solche Lektüre antut...
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