„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Samstag, 8. Juli 2017

Neutrale Presse

Wer mal wieder erleben will, wie neutrale Berichterstattung funktioniert, der kann ja mal den „Kurier“ hernehmen. Dort sieht er dann, was das genaue Gegenteil davon ist.
Es geht mal wieder um das übliche Thema, um das von den Medien gerne mal alternative Realitäten gestrickt werden. Und wie sich das anhört, was die Schreiberlinginnen – es sind rein zufällig drei Frauen, zumindest biologisch, beim Rest darf man heute ja keine diskriminierende Einordnung in zwei vorgefertigte biologistsich-sexistische Schubladen der patriarchalischen Unterdrückergesellschaft mehr vornehmen – in ihrem verzerrten Selbstbild als „objektiv“ betrachten, betrachten wir mal objektiv in diesem Erguss über die sogenannten „NGO‘s“.

Sie haben bisher tausende Menschenleben gerettet – dennoch stehen Nichtregierungsorganisationen in der Kritik.“

Dennoch? Nein, deswegen!
Weil sie mit ihrem „Retten“ erst dafür sorgen, dass Schlepper ihre Kundschaft in lecke Schlauchboote setzen und spätestens bei Sichtkontakt mit dem „Retterschiff“ eine „Seenot“ künstlich herbeiführen. Die „geraten“ nicht in Seenot, die organisieren Seenot. Seenot als Geschäft, als Heftklammer zwischen der Schlepperdienstleistung und dem Fährdienst. Seenot als Zubringerdienst.

Eigentlich zum Kotzen, was das für ein makabres Spiel ist, aber noch viel widerlicher ist, dass sich die auf ihrem gutmenschlichen Helfersyndromtherapiewalkabout befindlichen Selbstdarsteller auch noch im moralischen Recht wähnen, wenn sie den kostenlosen Anschlussfährdienst für die Konsumenten einer menschenverachtenden Schlepperdienstleistung spielen, deren Protagonisten es scheißegal ist, ob ein paar hundert oder ein paar tausend Leute bei der Übergabe verrecken, denn die Kohle wurde eh in Vorkasse eingetrieben.
Eigentlich ist es auch keine Kritik, in der sie stehen, sondern es ist veritable Ablehnung, die über Verachtung durchaus in Wut bei denen reicht, die mit den „Geretteten“ dieser Gestalten beschenkt werden und deren Dankbarkeit für das üppige Aushalten mit Steuergeld erleben dürfen.

Italien sowie andere EU-Staaten werfen ihnen etwa vor, das Geschäft der Schlepperbanden zu befördern. Neben den Schiffen der italienischen Küstenwache und jenen der EU-Missionen kreuzen derzeit zwölf Schiffe von neun Hilfsorganisationen auf dem Mittelmeer. Ein Drittel der in Seenot geratenen Migranten nehmen die NGOs an Bord und bringen sie nach Italien.“

Eben. „Italien und EU werfen vor“ - und machen es nicht anders.
Gibt es ein Kopfgeld und haben die Angst um Einkünfte?
Egal. Was bleibt, ist die Frage, warum wenige Kilometer von libyschen Häfen entfernt aus Seenot gerettete Menschen nicht in diese Häfen verbracht werden (die die Geretteten übrigens aufnehmen müssen) sondern hunderte Kilometer nordwärts nach Italien. Neutrale, objektive Journalisten hätten das gefragt, aber mit vor gutmenschlichem Stolz bebender Brust auf der Emotionsorgel dahintastende Journalistinnen sind dazu scheinbar nicht in der Lage.

Auf die Tatsache, dass nochmal doppelt so viele Schlepperkunden von der italienischen Küstenwache und den Frontex-Schiffen der euphemistisch als „Europäische Grenzschutzbehörde“ bezeichnete Schlepperhilfsorganisation auf Steuerkosten ihre Wunschdestination geschenkt bekommen, möchte ich heute gar nicht eingehen.

Trotz ihres Einsatzes schlägt die EU-Kommission nun einen "Verhaltenskodex" für NGOs vor. Für Mario Thaler, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Österreich, geht dies am Problem vorbei, erklärt er im KURIER-Gespräch. "Anstatt sich um die Seenotrettung der Menschen zu kümmern, was die ureigenste Aufgabe der Europäischen Union wäre, wirft man mit Nebelgranaten."“

Was hat denn der geraucht? Wo steht denn bitteschön geschrieben, dass es eine „ureigenste Aufgabe der Europäischen Union“ ist, vor der afrikanischen Küste Humanfischerei zu betreiben und den Fang in Italien abzuliefern? Als ob es nicht reicht, dass sich die Politik selbst nicht an das Regelwerk hält, das sie verzapft hat, kommen dann noch irgendwelche Klugscheißer Rothschen Ausmaßes und reklamieren dort Verpflichtungen rein, die nirgends stehen.
Ich habe ja absolute Hochachtung vor der Arbeit ehrenamtlicher Ärzte, aber bei dem Einen oder Anderen wäre es besser, er würde seine Ärztliche Schweigepflicht auch auf jene Momente ausdehnen, wo ihm jemand ein Mikro vor die Kauleiste hält. So wie es bei Journalisten auch besser wäre, solche Aussagen zu hinterfragen und nicht nur unkommentierte Propaganda zu verbreiten.

"Unsere ganze Arbeit wird in Abstimmung mit der Küstenwache durchgeführt, mit der wir beste Beziehungen haben. Ohne sie machen wir keine Einsätze, wir folgen den Anweisungen des Innenministeriums, in welchen Hafen wir die Leute bringen.“

Genau. Und die Behörden weisen alle nach Lampedusa, selbst wenn sie aus libyschen Küstengewässern kommen. Zur Erinnerung für alle, die Geographie für überbewertet halten: Lampedusa liegt nicht vor der libyschen Küste sondern der tunesischen. Da muss ein Kutter, der 20 km vor der libyschen Küste mit ausgeschaltetem Transponder am (mit wem wohl) vereinbarten Seenotrettungstreffpunkt kreuzt, die aufgefischten Geschenke nochmal über 200 km nordwärts verfrachten, bis sie ihre Ladung auf Lampedusa oder Malta auskippen können und zum nächsten Fähreinsatz zurücktuckern.

Die EU will etwa, dass in Seenot geratene Migranten so schnell wie möglich durch libysche Schiffe gerettet und nach Libyen zurückgebracht werden.“

Hört sich löblich an, allein, mir fehlt der Glaube. Wenn die EU die Leute nach Libyen zurückschicken wollte, hätte sie das längst tun können. Alles, was Frontex auffischt, wird in Tripolis abgeliefert. Spielt Libyen mit, kann es mit Unterstützung rechnen, wenn nicht, sollte man vielleicht nochmal zur Motivierung einen Flugzeugträger quer vor die Hafeneinfahrt legen.

Davor warnt aber die Menschenrechtsorganisation Amnesty International.“

Eh klar. Die warnen immer. Besonders vor den unmenschlichen Haftbedingungen und der harten psychischen Folter gegen Gefangene in Österreichs Gefängnissen. Immerhin gibt es Zweimannzellen mit nur einem Fernseher und von manchen Fitnessgeräten nur eines für alle und dann müssen sich arme Gefangene diskriminierend in Listen einschreiben und warten bis sie dran sind...

In Libyen gibt es derzeit kein Asylrecht und kein funktionierendes Asylsystem, Geflüchtete werden routinemäßig inhaftiert und gefoltert.“

Zum ersten Teil des Satzes: woher kommen diese Leute nochmal? Die halten sich zum Teil Monate, ja Jahre in Libyen auf, organisieren dort ihren Transport und kommen scheinbar ganz gut über die Runden. Aber sowie die einmal ein Schlauchboot berührt, eine Gummiwulst zwischen den Beinen hatten, wird es brenzlig. Das mögen die Libyer offensichtlich gar nicht, denn plötzlich werden die Durchreisenden laut dem zweiten Teil des Satzes zu armen gefolterten Inhaftierten. Nachweise zu dieser dreisten Behauptung erwarten wir jetzt mal nicht. Wir wollen ja nicht übertreiben.
Auch das dümmliche permanente Wiederholen der Floskeln „Geflüchtete“ und „Flüchtlinge“ muss nicht mehr kommentiert werden. Dass das keine Flüchtlinge sind, die nach Norden streben weil Libyen kein Asylrecht hat, sondern Glücksritter und Eroberer, die ihren Teil vom europäischen Reichtum plündern wollen, bevor die Kiste leer ist, weiß jeder. Aber nur Ehrliche benennen die Dinge auch bei ihrem wirklichen Namen.

Dass die EU mit der libyschen Küstenwache kooperieren will, sieht man kritisch: "Ihre Aktionen erfüllen nicht einmal die grundlegenden Sicherheitsstandards und führen oft zu Panik und zum Kentern der Boote."“

Märchenstunde in Takka-Tukka-Land. Ausgerechnet die mit alten aufgepimpten DDR-Ostsee-Fischkuttern im Mittelmeer herumschippernden Hobbykapitäne wollen der libyschen Küstenwache, die durchaus über moderne Kampfschiffe mit erfahrenen Mannschaften verfügt, unterstellen, sie wären eben nur zurückgebliebene Drittwelt-Bimbos – so sieht der moderne Rassismus aus, auf den diese Gestalten auch noch stolz sind. Sie sind die Menschenretter, die moralischen Propheten des gottgleichen Humanismus, die Abarbeiter der Historischen Schuld, und sie werden diesen primitiven libyschen Affen schon zeigen, wie wirrrklich rrrichtigerrr doitscher Humanismus funktionierrt, jawolll!!

Was für eine Idiotie. Und anstatt das Ganze mal kritisch zu betrachten, Fakten zu hinterfragen, Aussagen zu prüfen, wird das Propagandagedöns irgendwelcher Wellkammisten vollkommen unreflektiert als „Berichterstattung“ getarnt unter das Medienvolk geworfen.
Was mich wirklich, ganz ehrlich, noch wundert, ganz besonders aber nicht nur beim „Kurier“, ist, dass wirklich immer noch Leute sowas kaufen. Man müsste ja fast schon Geld bekommen, als Entschädigung, wenn man sich solche Lektüre antut...

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