Die
Grünen feiern einen fulminanten Erfolg. Nein, nicht das
Wiederreichen der Beliebtheit bei ihren Wählern, als sie noch
Chancen auf zweistellige Wahlergebnisse hatten, oder der Austausch
der unsäglichen Galionsfigur mit dem Charme einer
Schönheitsoperation gegen einen Menschen mit Realitätssinn, was ja
auch der Selbstaufgabe gleich kommen würde, sondern sie haben ein
Gericht gefunden, dass ihrem Wunsch, es dem Zuckerberg mal so richtig
reinzuwürgen, gerne nachgekommen ist. Was diesen sicherlich
beeindruckt. Falls er es überhaupt zur Kenntnis nimmt. Was auch egal
ist, denn es geht zwar um Facebook, aber eigentlich doch nicht.
Schauen
wir hier
mal nach, immerhin ist der „Standard“ ja besonders gerne bereit,
den gebeutelten Melonen auch mal einen Moment des Feierns zu gönnen,
bevor die nächste veritable Watschen verteilt wird.
„Einen
Meilenstein haben die Grünen im Kampf gegen Hasspostings erreicht:
Facebook muss solche Postings löschen und damit weltweit vom Netz
nehmen, nicht nur in einem Land sperren.“
Soll
ich gleich vorneweg mal was spoilern? Ja?? Okay: Es wird im gesamten
weiteren Text keine klare Definition geben, was ein „Hassposting“
überhaupt ist. Finde ich wirklich bemerkenswert, da hier eine Firma
dazu unter Strafandrohung verknackt wird, „Hasspostings“ zu
löschen, und zwar weltweit und sofort, ohne eine genaue Erklärung
abzugeben, welche Eigenschaften ein zu löschendes Posting überhaupt
erfüllen muss, um ein „Hassposting“ zu sein.
Wir
haben keine Ahnung, was wir dir verbieten, aber wenn du es trotzdem
tust, verklagen wir dich!
Gut,
okay, wir haben es hier mit Grünen zu tun, da wundert einen jetzt
das Fehlen jeglicher Logik und Klarheit nicht wirklich; ehrlich
gesagt hätte mich das Vorhandensein davon viel mehr verwundert. Aber
weiß das Gericht, was es da beschlossen hat? Oder weiß der
„Standard“, was das Gericht beschlossen hat, und schreibt vor
lauter überschwänglicher Freude ob des Sternchens für ihre
Lieblingspartei einfach nur Blödsinn? Unmöglich ist nichts, aber
trotzdem hat es diese Meldung gewaltig in sich.
Ich
spoilere gleich noch etwas: Es wird auch nirgends erwähnt, wie die
Rechtslage eines Autors ist, dessen Beitrag vom Angesprochenen als
unangenehm (und bei unseren Schneeflöckchen ist ja jeder Furz
bereits sprühender Hass) empfunden und daher weltweit gelöscht
wurde, und der sich zu unrecht behandelt fühlt und das Recht auf
Veröffentlichung seiner verfassungsmäßig zustehenden Meinung
einklagen möchte. Och, das ist den begeisterten Cheerleadern einer
virtuellen Bücherverbrennung egal, gelle? Da tanzt der
Sittenwächter-Mob um den Scheiterhaufen aus unbotmäßigem
Geschmiere renitenter Untermenschen, entartetem Gewäsch und by the
way auch systemkritischem Gelaber (oder in Neusprech: HateSpeech und
FakeNews) in der gleichen mentalen Verzückung wie seine Brüder im
Geiste schon vor acht Jahrzehnten und bekommt nicht einmal mit, auf
wessen Spuren er unterwegs ist.
Doch
weiter bei unserem grünen Chefschneeflöckchen, deren Unfähigkeit
zum Einstecken bei gleichzeitiger blutiger Stutenbissigkeit beim
Austeilen nicht nur die eigene Parteijugend bei ihrem zaghaften
Zwergenaufstand kennen lernen musste:
„Anlass für
das OLG-Urteil ist ein von den Grünen geführtes Musterverfahren
gegen über ein Fakeprofil ("Michaela Jaskova") verbreitete
beleidigende Äußerungen – "miese Volksverräterin" und
"korrupter Trampel" – über Parteichefin Glawischnig.“
„Wichtig war
laut Windhager auch die – ungewöhnlich deutliche – Feststellung
des OLG, dass es sich eindeutig um Hasspostings handelt.“
Also
ich als juristischer Laie bekomme da Bauchweh. Ein Gericht stellt
eindeutig fest, dass etwas ein „Hassposting“ ist, obwohl es dafür
keinerlei Definition gibt. Die angeführten Aussagen, die erstaunlich
harmlos klingen gegenüber dem, was Linke über Trump, Putin oder
LePen absondern oder gar dem, was der dafür beklatschte Jan
Böhmermann dem Operettensultan um die Ohren geschlagen hat, haben so
dermaßen gar nichts mit „Hass“ zu tun, dass einen allein der
vorgeschriebene Respekt vor dem Talar davon abhält, über das
Gericht tiefer gehende Fragen zu stellen.
Sehr
wohl können diese Aussagen als persönliche Beleidigung und
Unterstellung einer Straftat und damit schwere Rufschädigung
gewertet werden. Das sind bereits einklagbare Straftatbestände und
haben gar nichts mit „Hass“ zu tun und nebenbei erwähnt auch
nichts mit „Facebook“. Eine Klage gegen den Autor, einen
Gerichtsbescheid zur Offenlegung der Identität des Posters durch den
Provider, fertig.
Nebenbei
erwähnt verstehe ich den Ärger über solch deftige Aussagen, aber
wer sich als Politiker dermaßen in der Öffentlichkeit präsentiert,
muss auch was wegstecken können. Aber darum geht es ja auch nicht.
Es geht ja um mehr.
Es
werden die Aufsteller virtueller Litfaßsäulen faktisch verknackt,
alle halbe Stunde um sämtliche Werbeträger herumzulaufen und zu
kontrollieren, ob irgendwer dort irgendeinen Zettel hingehängt hat,
der jemanden beleidigen könnte. Es ist, als ob der Vermieter von
Werbeflächen verantwortlich gemacht wird, wenn der Mieter der
Werbefläche halbnackte Mädchenhintern zeigt und damit
wichtigtuerische Selbstdarsteller zum „shitstorm“ treibt. Selbst
dann, wenn er die Werbefläche kostenlos für jeden Interessierten
zur Verfügung stellt.
„Eine Reihe
wichtiger Fragen ist aber noch offen: So hat das OLG Wien die
Löschung aller identischen Postings angeordnet – aber noch keine
Entscheidung getroffen, ob ein Hostprovider auch sinngleiche Inhalte
suchen und vom Netz nehmen muss.“
Dazu
ein paar Fragen: Was genau bedeutet „identisch“? Wann ist es
nicht mehr identisch? Ein Wort vertauschen, Satzzeichen anders
setzen, etwas Umformulieren...? Was sind sinngleiche Inhalte? Wie
genau wird „Sinngleichheit“ juristisch definiert? Hat es den
gleichen Sinn, wenn nur Synonyme für den gleichen Sachverhalt
genommen werden, also „Doppel“ statt „Trampel“? Oder auch,
wenn man ein anderes Wort verwendet, wie „Karawankenmamba“, und
für empfindsame Mimosen damit auch beleidigend wirken könnte? Wie
soll Facebook Postings sinngleichen Inhaltes finden, wenn es gar
keine Definition davon gibt?
Und
gilt das dann in jede Richtung? Also auch, wenn über Strache oder
Strolz oder sonstwen hergezogen wird? Über „Nazi-Schlampen“ zum
Beispiel?
Wie
verträgt sich das mit dem Einsatz des „shitstorms“ als Waffe der
politisch Korrekten gegen alles, was ihnen nicht passt? Was ist ein
„shitstorm“ anderes als eine ganze Welle von Hass? Ist politisch
korrekter Hass besser als politisch unkorrekter? Und was ist Hass
überhaupt? Wie kann jemand zweifelsfrei die Gefühlslage eines
Menschen auf Basis einer hingetippten Aussage ferndiagnostizieren,
ohne sich damit selbst unglaubwürdig zu machen?
Es
wäre alles so lächerlich, wenn damit nicht an den Grundfesten
unserer aufgeklärten, offenen Gesellschaft, nämlich der Freiheit
der Meinung und der Kunst, gemeißelt würde. Und das ausgerechnet
von den Grünen. Freiheitskämpfer als Faschisten, das hat was.
Also
ich würde das Problem an Stelle von Facebook anders lösen und
allen, die mit Löschungsforderungen und Klagsdrohungen kommen sofort
den Account sperren. Dann können sie auch keine unangenehmen
Reaktionen mehr bekommen, weil sie keine unangenehme reaktionen
provozierende Aktionen mehr setzen können.
Denn,
wenn jemand wie die Grünen rotzt:
„Bisher müsse
sich das Unternehmen jedenfalls den Vorwurf gefallen lassen, "die
weltweit größte Hassplattform" zu sein.“
und
dann gleichzeitig diese „Hassplattform“ für ihre eigene
Parteidarstellung nutzt, und zwar kostenlos!, dann
würde ich die sofort rausschmeißen. Achtkantig.
Also
dann, liebe Melonen, ich gratuliere euch von Herzen für diesen
Erfolg. Einen Erfolg dabei, mit Hilfe eines wohlgesonnenen Gerichtes
einen Pudding an die Wand zu nageln. Eure Hoffnung, kostenlose
Plattformen dazu zu bringen, auf euren Zuruf vorsichtshalber jeden
dissidenten Text virtuell zu verbrennen, könnte sich erfüllen. Es
könnte aber auch nach hinten losgehen. Denn wenn Zuckerberg morgen
seine Kosten-Nutzen-Rechnung anschaut und sich zurücklehnend
übermittelt „Liebe Österreicher, wenn ihr sowas bei der nächsten
Wahl in die Regierung bringt, drehen wir unser Fratzenbuch landesweit
ab!“ - dann könnte es passieren, dass die Grünen nicht einmal
mehr die Stimmen ihrer eigenen Funktionäre bekommen.
Ob
sie dann noch feiern?
Ich
weiß nicht, aber ich sicher...
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