Man
sollte es kaum für möglich halten, aber manchmal ist das
Beherrschen nur einfachster mathematischer Grundfunktionen wie der
Addition ganzer Zahlen auch außerhalb der Volksschulmauern nützlich.
Zum Beispiel wenn man erkennen will, was eine „Mehrheit“ sein
soll. Und es scheint auch ein Grundgesetz zu sein, dass sich Politik,
wie weiter oben bereits
erwähnt die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln,
meistens im „Mimimi“ erschöpft.
Unser
Ungewählter, der weiß, dass an dem Tag, an dem vorgezogene
Neuwahlen stattfinden, seine Kanzlerschaft beendet ist und er maximal
als Straches Juniorpartner und Vorkoster am großen Regierungsbankett
teilnehmen darf, wenn überhaupt, wehrt sich also mit Händen und
Füßen gegen Wahlen. Kann man verstehen, wirkt aber nach seinem
inzwischen einjährigen Permanentwahlkampf lächerlich. Aber egal,
steht das Wasser bis zum Hals greift man zur Not auch nach einem
alten Benzinschlauch als Schnorchel. Und so volltönt der Große
Fahrdienstleiter, wie man hier
nachverfolgen kann, dass er auf jeden Fall weitermachen will. „Zur
Not“ (der ist echt gut!) auch ohne ÖVP. Weil er den Kurz nicht
aushält.
Die
beiden haben nämlich ein grundlegendes Problem miteinander: Sie sind
sich zu ähnlich. Sie stehen gern im Rampenlicht, drehen sich
selbstverliebt wie kleine Diven im Tütü vor ihrem begeisterten
Publikum und genießen die verbalen Unterhöschen, die ihnen auf die
Bühne geworfen werden. Sie kündigen an, werfen jedem potenziellen
Auditorium die Parolen vor, von denen sie glauben, dass die das hören
wollen, machen sich zur One-Man-Show und versuchen ihre Parteien zu
Führervereinen umzuformen (was den Roten historisch bedingt leichter
fällt als den Schwarzen...). Eine geradezu lächerliche
Panoptikum-Vorstellung, eine bunt geschminkte und
aufmerksamkeitsheischend krakeelende „Austrias next
Vizekanzler“-Show, die sich Strache als (noch) schaumgebremster
Juror mit erkenntlichem Amusement geben kann. Er rotzt die beiden
Provinz-Diven gelegentlich Dieter-Bohlen-mäßig an und genießt die
Verstörung der Beiden, die um seine Gunst buhlen. Und das alles in
der Hoffnung, dass der Wahlpöbel nicht merkt, dass sie alle beide
nur Dampfplauderer sind, die schon die längste Zeit wenigstens einen
Bruchteil ihrer jeweiligen vollmundigen Ankündigen in konkrete
Arbeit hätten gießen können.
Meine
Fresse, was für eine Show spielt sich hier momentan ab! Hätte sich
das jemand vorstellen können, das wir sowas mal in Österreich
erleben?
Kurz
ist seit Jahren Regierungsmitglied und hat bis auf kantige Sprüche
und mehrere Nachweise, ein begnadeter Sprücheklopfer zu sein, der
zwar hervorragend argumentieren kann, aber die Erklärung schuldig
bleibt, warum er die ganzen bekrittelten Punkte, die (viele merken es
scheinbar nicht) meist in sein eigenes Ressort fallen, nicht einfach
mal abarbeitet, noch nichts wirklich Großes bewegt. Die „Schließung
der Balkan-Route“, das „Abschotten“ wie die grünen
Realitätsverweigerer das nennen, hat ein paar kleine Schwachpunkte.
Erstens hat dieses medial aufgebauschte Aufstellen eines Gittertores
an einem griechisch-mazedonischen Grenzbahnhof von der EU konzertiert
stattgefunden, um Merkel innenpolitisch kurzfristig den Arsch zu
retten. Das war eine einzige riesige Schmierenkomödie, Großes
Europapolitisches Schauspiel, eine win-win-Situation: Merkel hat ihr
Gesicht gewahrt und Kurz sich innenpolitisch im Erfolg gesonnt, der
kleine tapfere Asterix gegen die großen bösen Cäsaren aus Brüssel
zu sein. Zweitens ist die Balkan-Route alles andere als dicht, es
strömen zehntausende illegale Migranten im Jahr weiter zu uns. Wo
kommen die wohl her? Können die alle Beamen? (Dass es eine solche
Technik bereits gibt, ist erwiesen: Wenn man in dem Großen Roten
Elektronikmarkt zufällig einen Fachberater entdeckt, löst der sich
plötzlich in Luft auf und materialisiert in einer ganz anderen
Abteilung, in der er grundsätzlich nicht zuständig ist...) Oder
fliegen hier auch schon die „Flüchtlingsbomber“ den Nachschub
ein? Glaube ich nicht. Hier diffundieren ganzjährig Menschenmassen
durch die grüne Grenze, über die wir lieber nichts erfahren wollen.
Oder besser: sollen. Weshalb wir nichts darüber lesen oder hören,
aber gelegentlich erstaunliche Migrationszahlen randbemerkt erfahren.
Die Schließung der Balkanroute war ein Medienspektakel ohne
Substanz, also der einzige große „Erfolg“ unseres Jungspundes
eigentlich eine Nullnummer wie seine „Geilomobil“-Tour.
Und
Kern? Hat ein ganzes Jahr Kanzlerschaft gebraucht, um einen „Plan
A“ in einer Las-Vegas-reifen Selbstdarstellungs-Show zu
präsentieren, also überhaupt einen Plan zu haben. Leider hat dem in
seinen Mind-Maps kreativtechnisch die Seminare aus seiner
Bahnmanagerzeit nachspielenden Fahrdienstleiter keiner gesteckt (oder
wegen der in solchen Kreisen durchaus weit verbreiteten teflonesken
Beratungsresistenz: stecken können) dass bereits ein Plan existiert.
Nennt sich Koalitionspakt und wurde von beiden Seiten ausverhandelt.
Den hätte er nur weiter abarbeiten brauchen (oder besser: überhaupt
mal damit anfangen sollen) anstatt dem angeblichen Regierungspartner
einen eigenen Plan aus der eigenen Suppenküche vor den Latz zu
knallen und auszurichten, dass dies jetzt faktisch der neue Weg der
Regierung sei. In der Politik läuft es eben nicht ganz so einfach
wie im Eisenbahnbetrieb (oder beim Verbund oder innerhalb der
Paddei), wo der Chef eine Anweisung rausknallt, und egal wie unsinnig
die ist oder wie wenige Leute davon überzeugt sind, alle haben
gefälligst zu gehorchen. Politik funzt dann doch nicht so wie das
Management von geschützten Werkstätten. Und ein Jahr ist eine
genügend lange Lernphase, um das mal zu merken.
Was
den Wählern jetzt endgültig auf den Senkel geht ist dieses ewige
Nichtstun. Seit zehn Jahren wird jeder noch so weitreichend wirkenden
internationalen Entwicklung und jeder die kleinen Leute noch so
treffenden nationalen Entwicklung mit entschlossenem Nichtstun und
felsengleicher Starre begegnet. Es wird geredet, gelabert, Papier
vollgeschmiert, Mikrofone vollgesabbert, hingeredet, hergeredet,
hergerichtet, hingerichtet, Gesetze beschlossen, Pläne entworfen und
in ermüdender Regelmäßigkeit vor anstehenden Wahlen beliebiger Art
ein entschlossenes „Aber jetzt!“ gerufen, das in kurzer Zeit in
medialem Echo verhallt und dem gewohnten Hintergrundrauschen aus
selbstdarstellerischen ZiB-Auftritten und vollmundigen Ankündigungen
weicht.
Rot
und Schwarz haben es geschafft, dass die Leute von ihnen dermaßen
die Schnauze voll haben, dass die nächste Wahl sehr interessant
wird. Nachdem Van der Bellen auch dem Letzten klargemacht hat, dass
nur „keinen Blauen“ zu wählen nicht davor schützt, im Irrsinn
zu versinken, würde ich nicht einmal meine Hand ins Feuer legen,
dass eine Absolute für Blau unmöglich wäre. (Ob man sich sowas
wünschen sollte, steht auf einem anderen Blatt.) Dass die Beiden
aber jetzt mal wirklich anfangen so richtig was zu tun, kauft ihnen
keiner mehr ab. Mit diesen zwei Parteien passiert da nichts mehr. Und
ob es mit der dritten großen Partei besser wird ist auch noch nicht
draußen, denn zum Verhindern sind die anderen immer noch genug.
Es
gibt Momente, in denen man Erdogan versteht.
Ach
ja, Kern will ja jetzt auch ohne ÖVP regieren.
„Der
Kanzler will mit wechselnden Mehrheiten weiterregieren...“
Ach
ja? Mit welchen denn?
Nochmal
zurück zur Mathematik.
Der
Österreichische Nationalrat hat 183 Sitze.
SPÖ
52, ÖVP 51, FPÖ 38, Grüne 24, NEOS 8, TS 6, Wilde 4.
Rot-Blau
käme auf 90, also zuwenig. Aber wer packt sich zu denen? Grün zu
Blau nicht mal mit der Kneifzange. Höchstens die NEOS, nur um
wichtig mitspielen zu dürfen. Außerdem: Wenn sich die Blauen dafür
hergeben, nachdem sie selbst nach Neuwahlen geschrien haben, machen
sie sich lächerlich. Ob sie eine Klatsche bei der nächsten Wahl
riskieren, wenn sie jetzt so ganz oben auf dem Wellenkamm surfen?
Rot-Grün-Pink
wären gar nur 84. Und das TS wäre unglaubwürdig, sich dem
Fundamentalsozialismus dieses Triumvirats des linken Randes
anzuschließen. Also da geht sich auch nirgends etwas aus, was man
als „Mehrheit“ definieren könnte.
Also
würde in dem Moment, wo Kern die Schwarzen vor die Tür setzt,
unausweichlich eine Minderheitsregierung dahinvegetieren, deren
fleißiges Arbeiten selbst das Level der letzten Jahre und Monate
noch unterbieten würde, auch wenn man sich das schwer vorstellen
kann.
Und
wie sieht das unser Dampflokplauderer?
„Ob
man dies als Minderheitsregierung bezeichnen will, sei eine
Geschmacksfrage.“
Nein,
es ist eine Rechenfrage. Ich hatte gehofft, dass ein Kanzler mit
Matura das wenigstens begreifen würde, aber ich stelle wohl immer
noch zu hohe Anforderungen an unser Bildungssystem.
Schön
ist es ja sowieso, sich die Eckmarken anzuschauen, um die die Roten
sich gerade ihr Universum biegen. Wie Schieder zum Beispiel:
„Kurz
hat klargemacht und aufgedeckt, warum die letzten Monate permanent
blockiert worden ist.“
Und
ihr glaub, dass euch die Leute dieses „schwarze Blockierer“-Märchen
abkaufen? Für das Nichthandeln und herumpfuschen in Nichtreformen
mit Nichtnutzen sind sehr wohl beide Seiten verantwortlich. Und diese
Strategie, Marke: „Wenn du nicht sofort alle meine Wünsche
erfüllst, bist du ein böser Blockierer!“ wird schon lange
durchschaut. Die Roten stellen eine unverschämte Forderung nach der
anderen, von denen sie wissen, dass die meisten von jedem halbwegs
denkenden Menschen abgelehnt werden müssen, und nehmen das als
Begründung für Arbeitsverweigerung. Abgelutscht. Mimimi.
„Kern
verlangt darüber hinaus eine Entschuldigung von Kurz und der ÖVP.“
Eben.
Noch mehr Mimimi. Mimimimimi.
Und
selbst? Lässt er seinen eigenen Sohn ausreiten, um Kurz anzupinkeln.
Ein echter Manager hat ja für jede Drecksarbeit seine Leute, das
nennt sich dann Delegieren. Und wenn die dann ihre Drecksarbeit
erledigt haben, stellt sich der Herr vor sein G'scherr:
„Und
Kern warnte Kurz davor, seine Familie in die politische
Auseinandersetzung zu ziehen. Hintergrund: Die ÖVP hatte Kerns Sohn
Niko heftig kritisiert, weil dieser Kurz in einem später gelöschten
Tweet mit dem ugandischen Diktator und Massenmörder Idi Amin
verglichen hatte.“
Hahaha!
Ist der gut oder ist der gut? Der wirft seinen eigenen Sohn in die
Schlammschlacht und lässt ihn recht geschmacklos Kurz anrotzen, und
„warnt“ dann den Angerotzten davor, seinen Schlammwerfer „mit
hineinzuziehen“.
Also
Papa Kern, wenn du deinen eigenen Spross nicht genug im Griff hast,
dass der (Wer hat ihn eigentlich erzogen?) sich zu Wort meldet und
dabei unterhalb der Gürtellinie herumfuhrwerkt, dann ist das aber
schon dessen eigenes Problem. Der ist ja wohl erwachsen, oder? Also
genug des „Mimimi“. Ist ja wirklich jämmerlich dieses Gegreine.
Zum
Schluss lässt der Kanzlerdarsteller hintenrum Kurz ausrichten, er
möge doch zurücktreten:
"Wenn
er nicht will, soll er sofort zurücktreten. Wir haben noch
Optionen."
Genau
das denke ich mir die ganze zeit über ihn selbst. Wenn es dir nicht
passt, geh doch zurück zu deiner Modelleisenbahn im Maßstab 1:1 und
spiel dort weiter. Wir Wähler haben auch noch Optionen. Lass uns nur
zu den Wahlurnen, wir zeigen dir gerne, welche...
1 Kommentar:
Was soll die Option für den Wähler sein? Mag sein, daß die FPÖ mit ca. 30% stärkste Kraft wird. Und weiter? Die restlichen 70% teilen sich auf das Gehabte auf. Ein Newcomer in der Art eines Team Stronach ist nicht in Sicht. Bei der nächsten Wahl verschieben sich die Akzente ein bißchen, ohne daß sich grundlegend etwas ändert. Und dann wird irgendwie weitergewurschtelt wie bisher. Weiter auf dem Weg in den Abgrund. Liegt dieser Pessimismus jetzt an meinem fortgeschrittenen Alter? ("Früher war's besser, alles wird schlechter"?) Sehe ich alles zu schwarz? Vielleicht wird eh alles gut. Allein, mir fehlt der Glaube an den Endsieg...
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