„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Sonntag, 7. Mai 2017

Rechtsextremes Faschistenblatt

Mir ist heute ein rechtsextremes, brutal rassistisch Migranten verhetzendes Pamphlet in die Hände gefallen, das sich als Tageszeitung tarnt, um sein rechtsradikales Gift zu verspritzen und die Gesellschaft der Schon-länger-hier-Lebenden und der Frisch-Eingezogenen nachhaltig zu spalten.
Hoffentlich hat die Amadeu-Antonio-StasiStiftung dieses Blatt auf ihrem Radar und die Gewerkschaft ver.di gibt der Redaktion mal eine kleine Arbeitsanleitung, wie man renitent faschistische Journalisten erkennt und erfolgreich aus seinen Reihen verbannt.

Worum geht es? Wie inzwischen überall herumköchelt, haben eine Handvoll jugendlicher Noch-nicht-so-lange-in-Berlin-Lebender ihre neue Freiheit von den menschenverachtenden Zuständen in Afghanistan ausgiebig gefeiert und dabei, naja, vor überschäumender Freude ein wenig über die Stränge geschlagen. Nichts, so wird jede Empörungsbeauftragte der Grünen sofort bestätigen, was in biodeutschen Familien nicht jeden Tag und noch viel schlimmer passiert.
In ihrem Überschwang haben sie halt ein bisschen krakeelt und aus Versehen eine Radfahrerin umgeschubst, also nichts, was ein Aufsehen wert wäre oder gar die rassistische und dem Pressekodex widersprechende Erwähnung der Herkunft der Ausgelassenen rechtfertigen würde.

Umso schlimmer, was dieses offensichtliche Hetzblatt daraus macht.

Fünf randalierende Flüchtlinge – Polizei: „Die haben wir jede Woche hier!““

Und weiter geht es:

Erst randalierten die fünf Asylbewerber in der U-Bahn. Dann trat einer von ihnen eine Frau vom Rad. Vor ihrem Flüchtlingsheim wurden sie gefasst. Die Polizei musste sie freilassen. Wie immer.“

Merkt das jeder? Woran erkennt man die rassistische Hetze?
Richtig, die Wortwahl. Das kann jeder Blockwart der Maasschen Privatstasi bestätigen und wird jedem Zensor in den Untiefen der Fratzenbücher und Zwitscherbuden des Internets die Zehennägel aufstellen. Harte Wortwahl „randalieren“ sofort mit dem hämischen Hinweis „Asylwerber“. Aus dem harmlosen Schubser wurde ein „vom Rad treten“. Gefasst wurden sie, nochmal der rassistische Hinweis, vor „ihrem Flüchtlingsheim“. Und die Polizei „musste freilassen“. Mit dem süffisanten, hetzerischen Nachsatz „Wie immer.“

Die Polizeimeldung klingt banal. Fünf junge Männer machen Stress in der U-Bahn, später fliegt eine Frau vom Rad. Passiert in Berlin jeden Tag. Und trotzdem: Die Geschichte, die dahintersteckt, zwingt zum Nachdenken. Über das Gefühl der Hilflosigkeit. Über die Gewalt, die inzwischen zum Alltag gehört. Über die Regeln in unserer Gesellschaft, die offenbar nicht mehr gelten.“

Passiert in Berlin jeden Tag? Gefühl der Hilflosigkeit? Regeln unserer Gesellschaft, die offenbar nicht mehr gelten?
Na geht’s noch? Was muss das für eine Postille sein? Wahlkampfblatt der AfD? Oder gleich das Zentralorgan der NPD? Wenn die Polizeimeldung banal klingt, wird es wohl nur eine Banalität gewesen sein.
Aber es geht noch weiter:

Stellen Sie sich vor: Ein Gast beleidigt bei Ihnen zu Hause Ihre Familie. Er attackiert Ihre Frau. Sie würden ihn der Wohnung verweisen, keine Frage. Denn das ist Ihr Hausrecht.“

Da ist sie wieder, die mit unzulässigen Vergleichen agierende Hasspropaganda des rechten Randes, die auf unterstem Niveau populistisch die Emotionen der Leute aufheizen will! Daran erkennt man, das kann jede Apothekerzeitung argumentieren, die Hetze der Ausländerfeinde, indem einfach der Staat mit einem Haushalt verglichen, als Eigentum eines ominösen „Volkes“ dargestellt, auf primitive Weise zwischen „Die“ und „Wir“ unterschieden und dem „Wir“ ein Besitzrecht suggeriert wird. Fragen Sie Frau Kahane!

Da lobe ich mir Gruppen wie #ichbinhier, die sich vehement gegen solche Artikel und vor Allem „verhetzende“ Kommentare wendet, indem sie löblich die Kommentarspalte entert und sich gegenseitig „hochliked“. Nannte man früher Trolle, sind heute Gesinnungskämpfer im Namen des Guten, Meinungsguerilla gegen rächts. Vielgelobt und bejubelt zum Beispiel von der „Berliner Zeitung“ hier. Es müsste viel mehr Medien wie die „BZ“ geben, die sich stark gegen Rassismus und Hetze machen und weniger solcher Hetzmedien wir die mir vorliegende Zeitung.

Darin heißt es weiter:

Am Flüchtlingsheim im ehemaligen Wilmersdorfer Rathaus (Anmerkung: das hat was!) können Beamte die Angreifer festnehmen. Alle kommen aus Afghanistan, sind zwischen 19 und 22 Jahre alt, haben in Deutschland Asyl beantragt. Und alle sind der Polizei bereits bekannt. Mehrfach fielen sie wegen sogenannter Rohheitsdelikte auf. Dazu zählen Raub, Körperverletzung, Misshandlung, Bedrohung.“

Wie heißt es so schön im Pressekodex? Herkunft und Geschichte sind irrelevant und zu verschweigen, um den rechten Hetzern und islamophoben Ausländerhassern keine Munition zu geben? Und was passiert hier? Na?? Es wird eine nicht existente Bedrohungslage konstruiert, diffuse Ängste in der Bevölkerung geschürt; schon bald werden die ver.di-Fragebögen, ob Kollegen schaudernd erzählen, sie würden ihre Frauen auch nicht mehr gerne in der U-Bahn allein fahren lassen, und so ihren Fremdenhass zeigen, in den Berliner Redaktionsstuben ausgelegt werden müssen.

Nach Alkoholkontrolle und Identitätsprüfung lässt die Polizei sie gehen. Wie jedes Mal. „Die haben wir jede Woche, müssen sie immer wieder laufen lassen“, sagt ein Beamter, „das ist frustrierend.“ Wer zuletzt lacht, ist der Täter.“

„Wie jedes Mal“. Natürlich, das alte Vorurteil vom unantastbaren Flüchtling muss aufgewärmt werden. Der hämisch lacht, nachdem er seine brutale Tat vollbracht hat. Erinnert das nicht an die menschenverachtende Propaganda des „Stürmer“ gegen die Juden? Die sich angeblich laut Nazi-Propaganda nach den Verbrechen gegen die Volksdoitschen irgendwo im Keller bei einer ihrer Seancen händereibend halbtot gelacht haben?

Ajmal H. (20) soll die Frau vom Rad gestoßen haben. Er nahm schwerste Verletzungen, vielleicht sogar ihren Tod in Kauf. Doch gegen ihn läuft jetzt lediglich ein weiteres Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung.“

Meine Güte, es ist ja nichts passiert! Kennen wir doch vom Treppentreter oder den S-Bahn-“Schubsern“. Ist das Opfer nicht tot, ist auch nichts passiert. Also was soll diese miese Hetze?

Er kommt nicht in U-Haft, weil sein Opfer Glück hatte. Nicht mit dem Kopf auf dem Gehweg aufschlug. Nicht auf die Fahrbahn fiel. Nicht von einem Auto überrollt wurde.“

Hätte hätte Fahrradkette! Wünschen sich da rechtsextreme Gesinnungsgenossen von Franco A. Den Tod eines Opfers, nur um ihren Herzenswunsch in Erfüllung zu sehen, die Schutzerflehenden hinter Gitter sperren zu können? Wie tief kann man sinken?

Die Polizeistatistik für 2016 zählt nüchterne Fakten auf. Mit der großen Zahl der Flüchtlinge stieg im vergangenen Jahr auch die Zahl der Straftaten durch Asylbewerber – um mehr als 25 Prozent (auf 17.180).“

Genau, jetzt werden wieder Statistiken missbraucht um es so darstellen zu lassen, als ob es so wäre, wie es ist! Das wäre doch mal ein Fall für „Correctiv“!

Wie also umgehen mit den Tätern? Ihr Verhalten müsse sich negativ auf das Asylverfahren auswirken, sagt Benedikt Lux (35), Innenexperte der Grünen: „Sinnvoll wäre auch, die jungen Männer sofort in unterschiedliche Wohnheime zu verlegen.““

So weit geht es schon, dass die rechten Hetzer die Politik vor sich hertreiben. Dabei genügt es doch vollkommen, die jungen Männer woanders hin zu verlegen. Nach Köln zum Beispiel. Dann würden die nie wieder in Berlin-Wilmersdorf randalieren.

SPD-Politiker Frank Zimmermann (59) fordert: „Wer hier Asyl beantragt, muss sich an die Regeln halten. Wenn die Täter feststehen, müssen sie ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.“ Wie oft haben wir diese Sätze schon gehört.“

Ja, wie oft? Wie oft haben wir diese Hetze gegen Schutzerflehende schon erleben müssen? Wie oft werden noch arme, harmlose feiernde Morgenländer von miefigen Dunkeldeutschen verhetzt, in den Knast oder gleich zurück nach Kabul gewünscht?
Da wünscht man sich so mutige Journalisten wie die von der „Berliner Zeitung“ herbei. Die würden ein solches Pamphlet nie und nimmer zulassen!
Ich muss denen, glaube ich, einmal einen Tipp geben.
Ach ja, wie heißt das rechtsextreme Schmierblatt, dessen Redaktion hoffentlich von aufmerksamen Werbefachleuten vor den Kunden bloßgestellt wird, um es von Werbeeinnahmen abzuschneiden wie Tichy oder Achgut oder Jouwatch oder wie diese ganzen „Rächten“ so heißen?
Hoppla.

Ist es nicht erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit hier in einem Tonfall berichtet wird, der abziehbildlich wortgleich in einem kritischen Online-Medium zum Aufjaulen der üblichen Empörungsautomaten führen würde? Wenn zwei das Gleiche sagen, ist es trotzdem nicht Dasselbe. Der eine bekommt die Antifa auf den Hals, der andere...?

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