Man
kann zu Xavier Naidoo ja stehen, wie man will; ich finde seine
esoterischen Ergüsse grenzwertig. Aber er sagt was er denkt und lebt
das, was man in einer funktionierenden Demokratie als
Meinungsfreiheit bezeichnet. Und so rotzt der Weltverschwörungsbarde
ein freches Liedchen über jene fettgefressenen und selbstvergessenen
Volks-Zertreter heraus, denen er in guter alter Manier des
Luther-Jahres eine Klärung der Machtverhältnisse durch Mistgabeln
an den Hals wünscht. Und wer regt sich als Erste auf?
Claudia
Roth.
Ja,
genau dafür hat uns der Große Schöpfer des Universums eine Zunge
geschenkt: Damit wir uns sowas darauf zergehen lassen können.
Claudia Roth tobt über Xavier Naidoo, weil der, festhalten:
plumpen
und gewaltverherrlichenden Pegida-Sprech
verwende, der die
gesellschaftliche Verantwortung, gerade gegenüber den
jüngeren Fans, kläglich vermissen
lässt. Denn Kunst
sei zwar frei, aber... an dieser
Stelle muss man nicht weiterlesen, denn bei der Freiheit der Kunst
oder der Freiheit der Meinung gibt es kein Aber,
denn wenn es ein Aber
gibt, ist es keine Freiheit mehr. Meinte die Empörungsbeauftragte
der Grünen ja auch bei Jan Böhmermann. Aber der rotzte ja nur gegen
den Großsultan, aber Naidoo rotzt gegen unsere Obertanen, und siehe
da, da sitzt die buntbehängte Weihnachtsbaumkugel ganz oben.
Zumindest noch, denn wenn die Grünen so weitermachen, sollte sie
sich beruflich neu orientieren.
Auch
andere toben, zum Beispiel der verdeckte Drogenbeauftragte der Grünen
Volker Beck, der in dem Song Tatbestandsmerkmale von
Volksverhetzung sieht. Wenn ausgerechnet Volker Beck von
Tatbestandsmerkmalen spricht, dann hat das genauso ein „G'schmäckle“,
wie eine Claudia Roth, die Künstler zu Verantwortung ruft.
Denn, falls es
jamend vergessen haben sollte, es gab da mal eine ultralinke
Punkband, die solches grölte:
„Bomber
fliegen, Panzer rollen,
Polizisten schlagen, Soldaten fallen,
Die Chefs schützen, Die Aktien schützen,
Das Recht schützen, Den Staat schützen.
Vor uns!
Polizisten schlagen, Soldaten fallen,
Die Chefs schützen, Die Aktien schützen,
Das Recht schützen, Den Staat schützen.
Vor uns!
Macht kaputt, was
euch kaputt macht!“
Oder
der damals amtierende Bundeskanzler sich in der Liedzeile wiederfand:
Die
Staatsgewalt wurde nicht gerade freundlich dargestellt und auch die
Politiker bekamen ihr Fett weg, ja , sogar Gewaltverherrlichung wurde
gebrüllt:
„Doch
der Einsatzleiter brüllte: "Räumt den Mariannenplatz,
damit meine Knüppelgarde genug Platz zum Knüppeln hat!"“
damit meine Knüppelgarde genug Platz zum Knüppeln hat!"“
„Sag mir eins,
ha'm die da oben Stroh oder Scheiße in ihrem Kopf?“
„Wenn
die das Rauch-Haus wirklich räumen,
bin ich aber mit dabei und hau den ersten Bullen,
die da auftauchen ihre Köppe ein.“
bin ich aber mit dabei und hau den ersten Bullen,
die da auftauchen ihre Köppe ein.“
Klingen
so Texte, die von künstlerischer Verantwortung und Bewahrung der
freiheitlich-demokratischen Grundordnung strotzen? Oder ist das
gewaltverherrlichendes Anarchisten-Gegröle? Wo war da der Protest
einer Frau Claudia Roth?
Ach
ne, die war ja da noch gar nicht in der Politik. Die war da noch
Managerin einer wild grölenden anarchistischen Punkband, deren
Einstellung kaum von der heutiger „Staatsverweigerer“ abwich. Die
Band hieß „Ton Steine Scherben“, und alle oben angeführten
Textpassagen kommen von dieser Band, deren Managerin eben jene
Claudia Roth war, die sich heute über Xavier Naidoo aufpudelt.
Fettgefressen
und selbstvergessen eben.
Der
„Welt“-Artikel gibt aber noch ein Schmankerl her. Man begründet
die „rechtspopulistische“ Tendenz des Barden ohne mit der Wimper
zu zucken mit einem Spruch aus dem „Morgenmagazin“, wo er 2011
den Ausspruch tätigte:
„Wir sind nicht
frei. Wir sind immer noch ein besetztes Land.“
Na
potzdunnerlittchen, erstens ist das so ziemlich die gleiche Denkart,
die vor Jahrzehnten bereits „Ton Steine Scherben“ artikuliert
hat: die BRD als Marionette der USA. Das war mal so richtig
ultralinkes Kerndenk, und plötzlich ist das ein Beweis von
„Rechtspopulismus“? Waren die Punker der Achtziger also verkappte
Nazis, oder sind die Rechten jetzt die neuen Linken oder wie meinen
die das? Und zweitens deckt sich das ja mit der Aussage eines Herrn
Schäuble, der immerhin im
gleichen Jahr 2011 tönte:
„Und wir
in Deutschland sind seit dem 8. Mai 1945 zu keinem Zeitpunkt mehr
voll souverän gewesen.“
Ui, der Rollifahrer ein verkappter Verschwörungstheoretiker und
rechtsextremer Hetzer? Und der sitzt in der Regierung? Oh, schnell,
holt die Empörungsfeuerwehr, wo ist Frau Roth wenn man sie mal
braucht...
Zum Abschluss noch ein paar Worte aus dem Artikel zu Naidoos neuem
Album:
„In den Online-Bewertungen des Albums klatschen viele Nutzer
jetzt Beifall. Sie bezeichnen Xavier Naidoo als „deutschen
Patrioten“, die Söhne Mannheims als Mutige, die den Mumm hätten,
„gegen den Strom und das abgehobene Establishment zu schwimmen“.“
Komisch,
dass man mit sowas Erfolg haben kann, oder, Frau Roth?
Wie
viele Platten haben „Ton Steine Scherben“ damals verkauft? Und an
welche Leute?
Ach,
schon vergessen? Vergessen, was man selbst gemacht hat?
Oder
um es mit „Ton Steine Scherben“ zu sagen:
„Sag mir eins,
ha'm die da oben Stroh oder Scheiße in ihrem Kopf?“
Scheint
so. Aber vielleicht sind sie auch nur fettgefressen und
selbstvergessen.
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