Die
Große Raute hat sich nach Saudi-Arabien begeben und die Aktuelle
Kamera, äh, tagesschau.de
liefert die Regierungspropaganda dazu. Denn es ist ja nicht so, dass
Saudi-Arabien ein komplett demokratiefreier wahhabitischer
Gottesstaat ist. Nein, wir wissen, dass es nur den richtigen Glauben
braucht, und schon ist 2+2=5. In Saudi-Arabien werden vergewaltigte
Frauen als Ehebrecherinnen nach dem Freitagsgebet gesteinigt, aber
eben nicht jeden Freitag. Ist das nicht toll?
Und
so jubelt Karl-Eduard von Knips unter neuem Pseudonym:
„Diejenigen,
die am lautesten gegen die Saudis wettern, sind häufig die, die das
Land am wenigsten kennen. Anstatt fundierter Urteile bieten sie
überholte Vorurteile.“
Und
da geht bei mir schon wieder das Aufzählen los...
Erstens:
Was es nicht alles gibt, wo Leute am lautesten wettern: gegen Trump,
ohne ihn zu kennen, gegen Syrien, ohne je dort gewesen zu sein
(Selbst die „Tagesschau“ übernahm die Nachrichten über
Giftgasangriffe oder auch jüdische Raketenangriffe direkt von
AlNusra und ihrer „syrischen Beobachtungsstelle für
Menschenrechte“ aus Mittelengland, ohne auch nur eine Sekunde vor
Ort gewesen zu sein.), gegen Ostukraine, Russland, Afghanistan oder
Ungarn, ohne es aus persönlicher Erfahrung zu kennen. Müssen sich
alle jede Kritik verkneifen, die keine persönliche Erfahrung haben?
Da wird das Eis unter den Füßen der Regierungspropagandisten aber
dünn. Das Gleiche kann man jetzt nämlich auch für Lob einfordern.
Zweitens:
Die Leute, die niemals vor Ort waren und sich trotzdem erfrechen,
eine eigene Meinung zu haben, haben sie hauptsächlich durch jene
Informationen, die ihnen von den Medien übermittelt wurden. Und wer
sind diese Medien hauptsächlich? Richtig, ARD und ZDF, Bild und
Spiegel. Also bitte, fasst euch doch mal an die eigene Nase: wäret
ihr Pinocchios, wäre die auch lang genug um sie sogar im Dunkeln zu
finden.
Drittens:
Wenn die Medien wahrheitsgemäß über die Zustände in dem Land
berichten, in dem Frauen nicht einmal Auto fahren dürfen und das
übrigens eine klare Rechtstrennung nicht nur zwischen Mann und Frau
sondern auch zwischen Saudi und Ausländer kennt, von Gläubigen zu
Ungläubigen mal ganz zu schweigen, dort also etwas Staatspolitik
ist, gegen das sich das Weltbild vom rechten NPD-Rand wie ein
multikultureller Kindergeburtstag unter Regenbogenfahnen darstellt,
dann kann man sich durchaus ein Urteil bilden.
Viertens:
Welche Kompetenz muss ein Jubelschreiberling ihrer Hosenanzüglichkeit
noch mitbringen, außer der Fähigkeit, ihren Speichel zu lecken und
dabei so zu tun, als wäre es der eigene der von der Zunge tropft?
Denn allein diese zwei Sätze sind ein glänzendes Beispiel dafür,
wie man im zweiten Satz den ersten Satz zerlegt. Denn der erste Satz
ist ein ganz einfaches Vorurteil, wie es im zweiten Satz abgelehnt
wird. Ein Journalist mit Hirn hätte sich den zweiten Satz gespart
und dafür den ersten einfach wieder gelöscht – hätte keiner
gemerkt.
Aber
der Propagandaauftrag war scheinbar wichtiger.
Aber
so schnell gibt die neutrale Wahrheitsschau nicht auf.
„Merkels
Sache ist das nicht.“
Weiß
Putin das auch? Oder Trump?
„Sie
hat in Dschidda genau zugehört und hingeschaut.“
Ach.
Wieso tut sie das zuhause nicht?
Und
wieso bekämpft sie zuhause jene, die das bei ihr tun?
Und
wieso tut sie es nicht bei ihrem Lieblingssultan?
„Sie
hat festgestellt: Saudi-Arabien ist ein Land im Umbruch. Heute ist
dort sehr viel mehr möglich als noch vor ein paar Jahren.“
Toll,
dass sie in ein paar Stunden „Gespräche“ mit natürlich rein
zufällig vorbeischneienden Alltagssaudis ein komplettes Bild der
dortigen Gesellschaft abliefern kann.
Religionsfreiheit,
Eigenständigkeit der Frau, Gleichberechtigung aller, die Möglichkeit
abweichender Lebensentwürfe oder sexueller Ausrichtungen gehören
jetzt nicht gerade dazu und auch an der Todesstrafe für Beleidigung
des Propheten oder Herabwürdigung des Islam oder der Kritik am
Königshaus wird jetzt nicht gerade gerüttelt, aber ansonsten, puh,
ja, da brummt es. Also, wo genau kann man jetzt diesen Umbruch
feststellen?
Interessant
ist nämlich, dass der Schreiberling jeglichen Nachweis schuldig
bleibt. Er empört sich zwar, dass sich Leute erfrechen, sich ein
Urteil zu bilden, wo es doch so viele tolle Argumente gäbe um sie
als Vorurteile zu entlarven, lässt dann aber den tumben
Medienkonsumenten argumentativ im Vakuum stehen. Man pöbelt zwar
jeden an, der sich trotz mangelnder Informationen ein Urteil zu
bilden wagt, verzichtet aber großzügig darauf, die Leute zu
informieren.
Äh,
was genau war jetzt nochmal der Auftrag des öffentlich-rechtlichen
Zwangsgebührenfernsehens? Die Information der Menschen oder das
Verbreiten von Jubelmeldungen und Parteipropaganda der Regierenden?
„Gerade
bei der Rolle der Frauen, so die Kanzlerin, habe sich viel geändert
- das hatte Merkel von den saudischen Unternehmerinnen gehört, mit
denen sie sprach.“
Oh
ja, die dürfen Unternehmerin sein. Also die Arbeit als Unternehmerin
machen. Natürlich muss ein Mann das mit Unterschrift genehmigen. Und
ihr jeden Vertragsabschluss tätigen. Denn Frauen dürfen nicht nur
ohne Einwilligung eines Mannes nicht arbeiten sondern auch keine
Verträge abschließen oder eigene Konten führen. Vom Autofahren
reden wir lieber nicht. Und daran ändert sich auch bis heute nicht
viel.
Also,
auch hier, bitte mal eine konkrete Nennung der Dinge, die sich
geändert haben sollen. Ausgerechnet die Aussage jener Frau, die der
Meinung ist, gegen die destruktive Kraft eines religiösen Weltbildes
wie dem der Saudis würden Weihnachtsgeschichte und Blockflötenmusik
helfen, ist mir persönlich nicht genug. Ich hätte gerne Fakten. Wer
kann sie liefern, wenn nicht einmal die Hauptnachrichtensendung des
Bundesweiten Verbandes der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten
dazu in der Lage scheint?
Gibt
es überhaupt welche? Oder sind die „alternativ“ und daher lieber
verschwiegen?
Was
soll's, es geht in diesem Ton weiter. Keine Argumente, keine Fakten,
nur Jubel über die weise Politik ihrer Alternativlosigkeit, die sich
mütterlich-besorgt bereit erklärt, die Saudis auf ihrem schweren
Weg in eine glanzvolle Zukunft zu begleiten.
Kein
Wort davon, dass die Saudis eher ein kräftiger Kunde der
Waffenindustrie sind und sich gerade einen Hochtechnologie-Grenzzaun
mit Wachtürmen und Drohnen made in Germany haben in die Wüste
betonieren lassen, gegen den Trumps Mauer zu Mexiko wie ein besserer
Bauzaun wirkt, oder dass sie Hauptinvestoren in vielen deutschen
Konzernen und by the way auch in der Deutschen Bank sind, dass sie
Deutschland gerne islamistische Entwicklungshilfe in Form hunderter
geschenkter Moscheen für Merkels Gäste liefern und und und.
Aber
alles ist toll. Alles ist super.
Und
nicht jeden Freitag wird gesteinigt.
Da
wissen Assad, Putin, Trump und Orban und ähnliche Feinde der
Freiheit wenigstens, was sie falsch machen: Sie kaufen den Deutschen
zu wenige Waffen ab und sind zu wenig in DAX-Konzernen beteiligt.
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