„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Donnerstag, 1. Juni 2017

Hasenköttel

Die „B.Z.“, das Zentralorgan der Wortblasenpflasterung, hat es sich scheinbar zu Herzen genommen, dass Verniedlichungen nicht immer gut beim Leser ankommen und haut deshalb mal so richtig auf die Kacke. Man verzeihe mir die Wortwahl, aber es geht um einen „Shitstorm“.

Dieser Sturm aus Exkrementen richtet sich ja, verbal wie letzthin auch immer wieder real, in der politisch korrekten MDR („Merkelsche Demokratische Republik“) nur dann gerecht gegen einen Menschen, wenn dieser nur vorgibt, einer zu sein, in Wirklichkeit aber zu viele deutsche Großeltern besitzt, um noch wirklich als solcher vollwertig anerkannt werden zu können. (Die Frage „Wer schreibt denn solchen Käs‘, Mann?“ beantwortet sich selbst.)

Um so erschütterter ist die Redaktion dieses Schreckens der Fische und Schmalzbrote, als sich ein solcher „Shitstorm“ ausgerechnet gegen die Lichtgestalt der Grünen, die Hohepriesterin der Willkommenskirche, die Änderungsschneiderin unseres gesellschaftlichen Gewandes mit dem geradezu biblischen Potenzials zur Freude über jeden kleinen Webfehler darin, gerichtet hat. Nein, nicht Antonia Hofreiter, sondern deren geistige Halbschwester, Frau Göring-Eckardt.

Was bringt denn dieses mutmaßliche dreckige AfD-Untermenschentum aus Rassisten und Nazis dazu, so viel Exkremente über die biologisch abbaubar mit reinem Strom aus Windkraft gefönten Schopf der Obergrünen zu gießen?

Richtig! Ein kleiner Scherz!
Denn die miesepetrigen ewiggestrigen Spaßbremsen vom rechten Rand verstehen den subtilen Humor intelligenter Freigeister einfach nicht! „Liebe Kinderinnen und Kinder!“ begrüßte sie den fröhlich im Schmelztiegel der schulisch vermittelten 147 möglichen selbstgeschaffenen Geschlechter langsam vor sich hinköchelnden Nachwuchs beim evangelischen Kirchentag, ganz im Stile (wie sie wahrscheinlich überrascht nach mehrstündiger Recherche feststellen musste) eines DDR-Kinderliederzirkus‘.

Und den kennt ja nun aber jeder! Also jeder Nichtnazi zumindest. Woraus man eiskalt schließen könnte, dass alle, die DDR-Kinderlieder nicht kennen, Nazis sind. Obwohl, wie das jetzt mit den Dresdner Pegida-Opas ist weiß ich jetzt auch nicht. Scheinbar sind all jene, die DDR-Kinderlieder kennen, auch Nazis. Muss wohl doch an der korrekten Anzahl deutscher Vorfahren liegen. Und was die Grünen so allgemein von allem halten, was irgendwie „deutsch“ riecht, wissen wir ja, seit die Weihnachtsbaumkugel fröhlich hinter „Deutschland, du mieses Stück Scheiße!“-(wir kommen von dem Wort einfach nicht los, wenn es um die Grünen geht…)-Plakaten hergetrampelt ist und vergeblich darauf gehofft hat, dass der Herr Hirn vom Himmel regnen lässt.

Ach ja, wie sieht sie nun aus, diese kübelweise über die arme Bereicherungs-Kathi gegossene deutsche Scheiße?
Die AfD-Politikerin Joana Cotar twitterte etwa: „Begrüßung beim Kirchentag: 'Liebe Kinderinnen und Kinder' Ernsthaft jetzt?“

Was?? Die hat „ernsthaft“ gesagt? Das ist ja vollkommen… äh, ja was eigentlich? Scheiße?? Oder bezieht sich der „Shitstorm“ auf das „jetzt“? Ach, ich weiß; das Fragezeichen! Genau! Eine Hohepriesterin im Amte der Unberührbaren mit einer Frage zu behelligen, das ist Hetze pur! Ja, da sprüht der Hass aus dem Kommentar dieser Nazi-Schlampe! Ach nee, das war die andere. Die was glaubte, es wäre ein shitstorm, als „Nazi-Schlampe“ bezeichnet zu werden. Aber das wurde zum Glück hoheitlich klargestellt: das ist Humor. Also „Ernsthaft jetzt?“ ist Shitstorm, „Nazi-Schlampe“ ist Humor.
Deutscher Humor eben. Muss man international nichts mehr dazu sagen. Ein Volk, das in seiner Geschichte witzig fand, andere lebend auf Scheiterhaufen zu fesseln und dann Feuer zu legen, dem verzeiht man auch grobe Beleidigungen als kleinen Scherz.

Außer sie richten sich gegen die, die sich als Obrigkeit verstehen. Also die, die das Feuer legen an das Pack und die Nazi-Schlampen, das dunkeldeutsche Verbrecher-Gesocks. Die darf man nicht anzweifeln oder hinterfragen, so mit einem unschuldigen „Ernsthaft jetzt?“ Das ist Majestätsbeleidigung! So weit ist der Gedanke der Demokratie noch nicht bis zu den Fürsten durchgedrungen, dass sie jetzt als Angestellte des Pöbels durchaus von diesem auch kritisiert, ja im Falle permanent ausbrechender Dummheitsgeysire auch mal ausgelacht werden dürfen. Oder, wenn sie es ganz übertreiben, gar mit dem Spruch „Merkel muss weg!“ mit der Vergänglichkeit der eigenen Machtbefugnis konfrontiert werden.

Oder anders gesagt:
Das ist kein „Shitstorm“. Das ist nicht mal ein Hasenköttel.
Das ist eine harmlose Frage, zu deren geradezu nichtssagender Zurückhaltung man der Frau Cotar nur gratulieren kann. Die Frage, die sich mir als erste stellte, war die, ob die noch alle Kerzen im Kandelaber hat.
Die Reaktion der Grünen „Göre“ ist das übliche „Mimimi“ der Mimosen, die zwar kräftig austeilen, aber nichts ertragen können. Die in aller Öffentlichkeit hetzend anderen Straftaten und strafbare Absichten unterstellen können, ja es sogar als ihre heilige Pflicht betrachten, dies zu tun, selbst aber bereits dann, wenn ihr Auditorium nicht begeistert jubelt sondern nur betreten klatscht bereits einen Koller bekommen und mit Anschuldigungen um sich werfen müssen.
Und das Nichtmalwurstblatt „B.Z.“ macht daraus einen Riesenskandal und Shitsorm. Gerade, dass nicht von einer verbalen Terrorattacke gesprochen wird.
Zum Glück.
Sonst endet man noch irgendwo bei Ralf Stegner.

Vor kurzem hörte ich irgendwo bei einer dieser TV-Laberrunden, ich kann mir nicht wirklich alle archivieren, die „Populisten“ erkenne man daran, dass sie eben immer irgend eine peinliche Aussage tätigen und wenn man sie dann erwischt hat, nach einer faulen Ausrede suchen.
Zumindest erkennen sie die Zeichen. Nur ob sie richtig hinschauen, wer sie sendet, sei dahingestellt.

Göring-Eckhardt kann den ganzen Rummel um ihre Aussage nicht verstehen und hat ihre eigene Theorie, warum sie kritisiert wird:“

(Keine Sorge, es ist nicht die an die Praxis angelehnte Theorie, dass es einfach die logische Reaktion der Umwelt ist, dass jemand lacht, wenn man bei dem Versuch, besonders lässig und cool daherzukommen, blöd grinsend in eine Laterne rennt. Man mag ja darüber diskutieren, ob es die feine Art ist, jemanden zu verspotten, der am Boden liegt, aber da haben die Grünen eh ein paar Minuspunkte in ihrem Karma gesammelt, die das Schicksal eben immer wieder mal abarbeitet. Das zu begreifen würde Selbstreflexion voraussetzen und daher dieses gelebte praktische Beispiel des Dunning-Kruger-Effektes intellektuell weit überfordern. Dass die das „nicht verstehen“ kann, leuchtet mir ein. Aber sowas von absolut.)

„„Dass die AfD dieses Zitat aus dem Kontext löst und dafür nutzt, gegen mich zu hetzen, sagt viel über diese Partei aus. Wer inhaltlich blank ist, fängt an mit Dreck zu werfen,“ sagte sie der ARD.“

Richtig. Sieht man an der eigenen Strategie: Erst baut man Mist bis alle nur noch kopfschüttelnd darüber lachen können, dann findet man keine glaubwürdige Ausrede, und dann wirft man mit Dreck auf die, die einen für den Mist ausgelacht haben. Übrigens ist die Frage „Ernsthaft jetzt?“ ebenso wenig Hetze wie Scheiße. Man muss die eigene Denkart nicht ständig anderen unterstellen, auch wenn es schwer fällt, zu begreifen, dass andere Menschen wirklich anders ticken als man selbst.
Aber, liebe Grünen: Weiter so! So wird das was mit den <5% im September!

4 Kommentare:

gerd hat gesagt…

>>Göring-Eckhardt kann den ganzen Rummel um ihre Aussage nicht verstehen<<

Also mal ganz ernsthaft: Ich ahne, dass sie damit sogar die Wahrheit spricht. Das dürfte dann wohl den letzten dummen Wähler davon überzeugen wo er keinesfalls seine Stimme am 5.9. lassen sollte.

Frolleinwunder hat gesagt…

Lieber Blogwart, nur fürs Archiv: Die "B.Z." aus "West"berlin gehört zu Springer; die "OSt"berliner "BErliner Zeitung" (auf die der link verweist) mittlerweile zu DuMont. Ist vollkommen egal, jedenfalls aber nicht dasselbe.

Und dann würde ich gern wissen, was und wer damit gemeint ist:
"Ein Volk, das in seiner Geschichte witzig fand, andere lebend auf Scheiterhaufen zu fesseln und dann Feuer zu legen, dem verzeiht man auch grobe Beleidigungen als kleinen Scherz."

Fragolin hat gesagt…

Werte Frolleinwunder,
dass es in Berlin zwei „Berliner Zeitungen“ gibt ist irgendwie lustig, danke für den Hinweis, vor Allem, da man auf den ersten Blick jetzt nicht wirklich qualitative Unterschiede feststellen kann, auch was die Tauglichkeit zum Einwickeln toter Fische anlangt. Dass es mit dem Zoo und dem Tierpark einmal Westberliner und einmal Ostberliner Tierbeschau gibt, mag man ja schon wegen der Unverrückbarkeit der Immobilien noch verstehen, dass aber selbst im Medienbereich noch immer Westberliner und Ostberliner Zeitungen existieren, zeugt von einer wahrlich nachhaltigen Wirkung der ehemals angeblich zum Trocknen senkrecht aufgestellten Stadtautobahn.

Der sarkastische Seitenhieb auf die lustige Scheiterhaufenkultur des deutschen Mittelalters was aufgelegt.
Selbst in einer im „Projekt Gutenberg“ abgelegten Ausgabe des „Malleus maleficarum“ aus dem vorigen Jahrhundert (ja, ich meine damit das Zwanzigste) bedauert der Bevorwortende die Meinung eines früheren, eher negativ bewertenden Rezensenten (faktisch die Vorvorfahren der amazon‘schen Einsterngeber), mit den launigen Worten: „Hauber muß keinen Sinn für Humor gehabt haben; sonst hätte er über die Tirade gegen die Weiber gelacht!“
Jo, ist schon witzig dieser „Hexenhammer“! Sowas wie: „Also schlecht ist das Weib von Natur, da es schneller am Glauben zweifelt, auch schneller den Glauben ableugnet, was die Grundlage für die Hexerei ist.“, sorgt neben den Empfehlungen für kreative Methoden der härtesten Bestrafung durch Erlangung des körperlichen Todes immer wieder für Erheiterung.
Dieses und das Zelebrieren von Hexen- und Judenverbrennungen am Hauptplatz als launiger Veranstaltung zur Volksbelustigung im Hinterkopf habe ich mir den sarkastischen Seitenhieb darauf erlaubt.
MfG Fragolin

Frolleinwunder hat gesagt…

Lieber Blogwart, als Ostmärker können Sie den Zeitungsmarkt dieses bezaubernden und bereicherten Fleckchens selbstverständlich nicht ausführlich kennen, zumal, wie Sie richtig bemerken, ein Unterschied mittlerweile kaum auszumachen ist. Auch wenn die "Berliner" (nicht die "B.Z.") schon immer klatschmohnrot war, hatte sie lange Zeit doch Niveau. Das Wegsterben der schon-länger-gelebt-habenden Leserschaft versuchte man mit immer west-linkeren Meinungspressen zu kompensieren. Der Erfolg davon war nur ein ständiges Weiterverramschen bis hin zum DuMont. Aber wie gesagt, alles egal. Ach ja, Fisch einwickeln: Mein Eindruck war immer, die B.Z. hatte etwas gröberes PApier und mehr Druckerschwärze, also war die OStware aus gesundheitlicher Sicht etwas besser geeignet.

Ich hatte fast vermutet, dass Sie bezüglich des Scheiterhaufens an ein lustiges Völkchen aus der Levante dachten, die Geschichte mit dem Hexenhammer ist aber auch schön. Nur leider ist wohl die Pogromhäufigkeit in hiesigen Landen deutlich niedriger also anderswo gewesen und haben "das Volk" wohl weder das Eine noch das Andere mehrheitlich goutiert.
Den Scherz aus dem Vorwort des Hexenhammers find ich dennoch gelungen, wenn auch die zugrundeliegende Behauptung eher falsch ist. Man sehe sich gerade die furchtbaren Weiber in der Politik an, die sind die schlimmsten Unbelehrbaren und Fanatiker.
Der andere Teil passt aber da nicht hinein.