Irgendwie gieren alle in der linken Hälfte Deutschlands, die nicht
mal mehr ein linkes Viertel ist, schon sehnsüchtig auf die alle
erlösende Wortmeldung des Messias. Sie laufen ihm schmachtend nach
und ersehnen den Moment, wo er ihnen ein Zeichen schenkt, vielleicht
eine Sandale auszieht. Und so ist es kein allzu großes Wunder, dass
bei der übergroßen Sehnsucht nach einem Pünktchen Programm, einem
Fünkchen Inhalt, einem Krümelchen Substanz in den unendlichen
Weiten der sozialistischen Leere jeder aufrechte Helldeutsche an den
Lippen des Heilands hängt und selbst die schnöde Bestellung einer
Currywurst als gloriosen Plan zur Bekämpfung des Hungers auf der
Welt abfeiert.
Und so wundert es auch nicht, dass bei t-online
die Begeisterungswogen hochschlagen und man selbst aus einem
geschriebenen Satz das freudige Beben des Herzens des Verfassers
herauslesen kann, denn der Große Zauberer von Würselen hat ein
Programm vorgestellt, das es in sich hat: Er hat einen
„Vier-Punkte-Plan“!
„So
will Martin Schulz die Rente sichern“
Wow, er hat ein Programm! Ach was, mehr noch, einen Plan! Einen
Vier-Punkte-Plan!
Hosianna! Halleluja!
„Erstens solle das Absinken des Rentenniveaus gestoppt werden.“
Ja, das ist gut! Das ist… äh, ja, äh, guuut. Sehr gut!
Doppelplusschulz. Vor allem der Teil mit dem gestoppten Absinken, der
hat so was Rettendes. Man stellt sich vor, wie das Rentenniveau auf
einem klapprigen chinesichen Billigschlauchboot mit Einwegmotor
Richtung Lampedusa dümpelt und dann kommt Fregattenkapitän Schulz
auf dem SPD-Katamaran (Die Pontons Gabriel und Steinmeier mit Kraft
als Querstrebe und Stegner als Wurfanker) angebraust und stoppt
rettend sein Absinken. Oder so. Denn irgendwie folgt dieser
großartigen Ankündigung – nichts.
Na gut, war ja nur der erste Planpunkt. Da müssten ja noch so
ungefähr drei kommen.
„Zweiten wolle er eine Solidarrente über dem Niveau der
Grundsicherung geben, damit Menschen, die ein Leben lang gearbeitet
hätten, nicht im Alter in Armut leben müssten.“
Oh, wie süß, er hat ja soooo ein gutes Herz! Er will geben, und
zwar eine Solidarrente für all jene, die ein Leben lang gearbeitet
haben. Warum Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben, danach
auf ein Rentenalmosen angewiesen sind, müsste man jetzt die Partei
fragen, die in den letzten Jahrzehnten die meiste Zeit das
Sozialministerium geführt hat.
Woher das Geld kommen soll, um diese Versprechen zu finanzieren, muss
einen Messias nicht kratzen. Hat ihn schon in Würselen nicht
gekratzt, das heute noch etwas von den Schulden hat, die dort seit
seiner erfolgsmageren Zeit als Bürgermeister abgearbeitet werden
dürfen.
Gut, inhaltlich also eine knallhart dahingeqäuäkte Forderung ohne
jeden Hinweis darauf, wie man die überhaupt erfüllen will. Oder
womit. Egal. Das hat der zweite Punkt einfach mit dem ersten
gemeinsam. Kann ja nur besser werden.
„Drittens werde es im Gegensatz zur Union mit den
Sozialdemokraten keine Anhebung des Rentenalters geben.“
Ja. Schön. Und wie will man das… ach ja, ich vergaß, einen
Propheten fragt man niemals nach dem „Wie“, wenn er ein Wunder
ankündigt. Was hätte Jesus blöd aus der Wäsche geschaut, wenn er
das mit dem einen Brot und dem einen Fisch probiert hätte und seine
Jünger hätten ihn mit blöden „Wie willste denn das
machen?“-Fragen genervt. Der hätte glatt vor Frust allein
gegessen, sich noch einen Kübel Wasser zu Wein gewundert und den
Rest verhungern lassen.
Also, der Heilige Maddin hat gequakt und seine Cheerleader haben
geweint vor Glückseligkeit wie Claudia Roth und sich auch den
letzten Punkt mit Verzücken in die Notizbücher gekritzelt:
„Und viertens wolle die SPD in der nächsten Legislaturperiode
einen neuen Generationenvertrag erarbeiten, der den Lebensstandard im
Alter sichere, sagte Schulz.“
Oh, sie wollen was tun! Sie hätten zwar seit Jahrzehnten mehr als
nur eine Gelegenheit gehabt, ordentlich etwas zu tun, aber das haben
sie nicht getan. Warum auch? Dann gäbe es ja jetzt nichts mehr
anzukündigen und zu versprechen.
Dieser „Vier-Punkte-Plan“ ist keiner. Nur weil es vier Punkte
gibt, ist es noch lange kein Plan.
Es wird nämlich nirgends beschrieben, WIE, sondern nur, DASS er die
Renten sichern will. Das ist kein 4-Punkte-Plan sondern ein
4-Punkte-Wunschzettel. Ach was, ein Vier-Punkte-Nichts!
Und die Überschrift, die verspricht, dass Schulz Lösungsansätze
bietet („So will Martin Schulz...“), kann dieses
Versprechen nicht halten. Denn der Artikel ist leer. Kein Wunder, es
existiert kein Plan, es existiert nur warme Luft, die Geräusche
macht, wenn man sie sprechend ausatmet. Also spult man die
Wunschliste ab, hängt ein leeres Versprechen dran, wiederholt das
Ganze nochmal und lässt den Leser mit der Erkenntnis zurück: Die
haben nichts zu berichten. Die Überschrift ist reiner Fake. Es gibt
keinen Plan, nur Parolen. Blabla. Wahlgetöse. Eine Sandale für die
Jünger.
Es bleibt dabei: Schulz ist inhaltsleer. Wie eine politische
Aufblaspuppe voller Nichts, angehimmelt von politisch Notgeilen, die
jedem gelegentlichen Luftentweichen und dem lustigen Quieken, das
dabei entsteht, lauschen, als hätte das Blasmariechen gerade eine
Nobelpreisrede gehalten.
Meine Fresse, wie peinlich das alles ist.
Und die wollen regieren.
1 Kommentar:
Köstlich!! Wo lernt man so schreiben? Will ich auch!!!
Kommentar veröffentlichen