Er wächst ja geradezu über sich hinaus, unser Bundesopa. Seinen
ganzen Sulf in der „Zeit“ tue ich mir jetzt nicht an, das grenzt
an verschwendete Lebenszeit, aber in der „Presse“
wird eh darauf eingegangen und besonderes Augenmerk auf seine
Auslassungen zum eben unterschriebenen Integrationsgesetz gelegt.
„Der
Bundespräsident hat das Integrationsgesetz trotz inhaltlicher
Bedenken unterzeichnet. Es sei ihm zwar "extrem unbehaglich",
wenn er einer vollverschleierten Frau begegne, das gebe der Mehrheit
aber nicht das Recht, es zu verbieten.“
Meine Fresse, soviel Blödsinn in nur zwei Sätzen, das muss man mal
hinbekommen.
Erstmal hat er es mit inhaltlichen Bedenken unterzeichnet und
nicht trotz. Seine inhaltlichen Bedenken sind nämlich absolut
irrelevant, wenn es um die Unterzeichnung von Gesetzen geht. Seine
Unterschrift bestätigt nämlich nicht die Bedenkenlosigkeit des
Bundespräsidenten über den Inhalt sondern ist nur eine faktisch
notarielle Beglaubigung, dass dieses Gesetz auf verfassungskonforme
Weise entstanden ist. Der kann zum Inhalt bedenken, was er
will; ist das Gesetz verfassungskonform durch das Parlament
beschlossen, spielt seine Meinung dazu keine Rolle. Es steht ihm gar
nicht zu, inhaltliche Entscheidungen zu treffen. Jeder Gesetzesinhalt
muss vom Parlament beschlossen werden und kann höchstens durch das
Verfassungsgericht abgelehnt werden. Und der Bundesopa ist nun mal
weder Verfassungsrichter noch Wächter über die Verfassungsmäßigkeit
eines Gesetzestextes. Hätte ihm mal einer erzählen sollen, bevor er
das Amt angetreten hat. Wer sowenig Ahnung von Demokratie und der
eigenen Verfassung hat – ach was, ist ja ein Grüner, also
geschenkt.
Es ist wie mit der notariellen Beglaubigung eines Kaufvertrages. Der
Notar bestätigt nur, dass es nachweislich die beiden
Vertragsparteien persönlich sind, die aus freien Stücken
unterzeichnet haben, aber was in den Vertrag drinsteht, geht ihn gar
nichts an, und was er darüber denkt interessiert auch keinen.
Und der zweite Satz offenbart das komplette Unverständnis der
Materie überhaupt.
Man kann Vollverschleierung (in vollkommener Perversion der
Tatsachen) als freie Entfaltung der weiblichen Persönlichkeit
betrachten oder als Statement einer archaischen und gewaltaffinen
Ideologie. In beiden Fällen gilt: unser brückenbauender Superopa
hat es nicht begriffen.
Denn wäre es der erste Fall, dann dürfte die Mehrheit auch kein
Gesetz beschließen, das es Menschen allgemein verbietet, sich nackt
zu zeigen, nur weil das bei einigen Unbehagen auslöst. Was ist denn
dran am nackten Körper, dass man ihn nicht zeigen darf und
Exhibitionisten gar mit Strafe droht? Nach Meinung des obersten
Hahnes auf der politischen Hühnerleiter des Staates hat die Mehrheit
nicht das Recht, Gesetze zu beschließen, die einer Minderheit etwas
verbieten, nur weil ihr „unbehaglich“ dabei wird.
(Gilt das übrigens auch für Meinungsäußerungen? Darf die Mehrheit
kein Gesetz beschließen, das bestimmte Meinungsäußerungen
verbietet, nur weil ihnen bei deren Hören unbehaglich wird? So zum
Thema Holocaust oder so?)
Ist es aber der zweite Fall, und sichtbar die behübschend als
„Verschleierung“ euphemisierte Verstoffsackung steht als
Statement des Männchens zu einem fundamentalistischen Islam und
einem frauenverachtenden Weltbild sowie einem absoluten
Herrschaftsanspruch über den Inhalt des Wanderzeltes, dann ist
unser Alpengandalf dem Vernehmen nach der Meinung, dass die Mehrheit
nicht das Recht hat, Gesetze zu beschließen, die es Menschen
verbieten, Zeichen einer Ideologie zu tragen, die man als
unbehaglich, um nicht zu sagen, menschenverachtend und feindlich
empfindet.
Hat der den Staatsvertrag gelesen? Und das daraus abgeleitete
Verbotsgesetz? Das wäre nach dieser Logik ebenfalls illegitim.
Sascha, das Eis ist dünn unter deinen Designerschuhen!
Jedenfalls palavert er dann locker weiter, dass es ihn schon gejuckt
habe, das Gesetz nicht zu unterschreiben, er es dann aber doch getan
habe, weil er glaube, es wäre wohl nicht verfassungswidrig. Wie
gesagt, das einzuschätzen steht ihm nicht zu, das ist Aufgabe der
Verfassungsrichter. Und man wünscht sich fast, er hätte es nicht
unterschrieben, denn das wäre Amtsmissbrauch gewesen. Mit dem er ja
schon seit dem Wahlkampf zum Thema Regierungsbildung mit der FPÖ
heftig geflirtet hat.
Und da wird es jetzt interessant. Was ist eigentlich aus dem Thema
geworden?
„Ich
bin nach wie vor überzeugt, dass wir eine grundsätzlich
pro-europäische Regierung brauchen."
Das wissen wir, wir kennen das Programm der Grünen und ertragen auch
gerade die Ausflüsse der Frau Lunacek zum Thema Brüsseler
Kaiserreich. Es spielt nur keine Rolle, was seine Überzeugung ist.
Es spielt nur eine Rolle, wie die Wähler entscheiden und was die
Parteihäuser dann untereinander ausverhandeln. Hat mit Demokratie
schon nur noch auf atomarer Ebene zu tun, da müssen die
Befindlichkeiten eines verknöcherten Zentralstaatsgläubigen nicht
auch noch dazwischenfunken.
„Ich beobachte, dass die FPÖ in den letzten zehn Monaten
schrittweise alte Positionen verlässt." Die FPÖ habe offenbar
erkannt, dass ein EU-Austritt in Österreich "absolut unpopulär"
ist. "Das ist gesickert, und ich hoffe, dass es so bleibt."
Hui, jetzt geht es an die Pirhouetten. Man dreht sich im Kreis, denn
die sich im Präsidentschaftswahlkampf unverhohlen um die Ohren
gehauene Hetze könnte sich jetzt als Bumerang erweisen. Wie will er
nach dem festen Versprechen, niemals einen FPÖ-Kanzler anzugeloben,
jetzt im Herbst die Kurve kriegen, wenn sehr wahrscheinlich ein
solcher vor ihm steht – und das mit einem glücklich grinsenden
roten Vizekanzler an der Hand? Es geht nur so: Er hat ja immer
betont, die FPÖ wegen ihrer Anti-EU-Politik abzulehnen, und jetzt
behaupten wir mal, wir hätten „beobachtet“ (Wie denn? Deren
Aussagen sind für ihn nach eigener Aussage gegenüber Hofer doch eh
alles Lügen und gefressene Kreide…) dass die gar nicht so Anti
wäre.
Ach ja, Surprise, Surprise, „rechts“ sind die auch nicht mehr.
Eigentlich nie gewesen. Was nach den Wahlkampfaussagen jetzt wirklich
seltsam klingt, aber gut, dass etwas aus dem Munde unseres
Präsidenten seltsam klingt ist etwas, an das wir uns schnell gewöhnt
haben. Der meint das nicht so. Der will nur spielen.
„Schwer
tat sich Van der Bellen damit, die FPÖ als "rechte Partei"
zu bezeichnen.“
Das ist neu. Was Umfragen und innerparteiliche Kämpfe (bis hin zu
kleinen
Prügeleien im Kanzleramt) bei den Roten doch ausmachen.
„Vom
Ausland gesehen mag das so sein, in Österreich sei man mit solchen
Zuschreibungen aber vorsichtiger.“
Ach. Seit wann?
„Die
FPÖ sei etwa weit davon entfernt, eine kriegshetzerische Partei zu
sein. Er spreche im Zusammenhang mit den Rechtspopulisten lieber von
nationalistischen Parteien.“
Oh. Erstens sind weder AfD noch FN „kriegshetzerisch“, also ist
das sowieso kein Kriterium, und zweitens hat sich, wenn ich mich
recht erinnere, ein gewisser Herr Van der Bellen im Wahlkampf aber
sehr wohl aus dem Fenster gelehnt, und die Prognose einiger Blauer,
dass eine Weiterführung der Politik im alten Stil, besonders
betreffs Migration, Sicherheit und Kriminalität, zu einem
Bürgerkrieg führen könne, so ausgelegt, als dass rechte Hetzer mit
einem Krieg drohen.
Aber macht nichts, das Wahlvolk ist eh mindestens ebenso vergesslich
wie der Herr auf dem Hofburgsessel, der sich sichtlich wohl dabei
fühlt, vom alten Geiste Maria Theresias umweht zu werden.
Ach ja, die alte Mizzi, die war nicht ohne. Die hätte ihre
Freude mit unseren muslimischen Goldstückchen gehabt.
„Kaiserin
Maria Theresia war eine strikte Katholikin, und machte es sich zur
Lebensaufgabe, die "Unsittlichkeit" zu bekämpfen. Zu
diesem Zwecke richtete sie ein sogenanntes Keuschheitsgericht mit
eigens abgestellten Kommissaren ein. Leidtragende waren hauptsächlich
die Wiener Prostituierten. Bei "Schädigung des Freiers"
oder seiner Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten drohten Abschneiden
der Haare und von Ohren, Teerung des Kopfes, Auspeitschungen vor der
nächsten Kirche oder im schlimmsten Fall und bei Rückfall die
Deportation. Bürger wurden, sofern sie nicht durch Bestechungen
davonkamen, in der Regel zu Geldstrafen verurteilt.
Mit aller Härte
bis hin zur Todesstrafe ging die Kommission gegen Ehebrecher,
Sodomiten, Homosexuelle und religionsüberschreitenden Sexualverkehr
vor. Im Prater wurde der Buschbestand in der Umgebung ausgedünnt, um
leichter ledige Liebespaare zu ertappen. Sie wurden dann zur Ehe
gezwungen, damit Kindstötungen vermieden werden. Aufklärung und
Naturrecht spielten bis 1776 keine Rolle - erst dann schaffte sie
unter dem Einfluss ihres Sohnes Joseph die Folter ab.“
Ach ja, die gute alte Zeit.
Kommt schneller zurück als man dachte.
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