„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Freitag, 21. April 2017

Daily News

Ich liebe „google news“. Da werden die wichtigsten Schlagzeilen aufbereitet und vorsortiert, damit man nur die wichtigen Sachen erfährt. Da muss man als Medienkonsument nicht mehr denken und weiß, was Wichtiges passiert in der Welt, denn was aussortiert wurde ist ja unwichtig, oder?

Was wurde denn gestern so alles berichtet und was nicht?
Zum Beispiel USA. Welche Themen brennen den Menschen mehr unter den Nägeln, tränenrührige Anti-Trump-Geschichten vom Fake-News-Grabbeltisch oder Meldungen über blutige Terroranschläge?
„Google news“ kennt die Antwort und präsentiert ein Märchen aus tausendundeinem „Stern“. Garantiert faktengecheckt, intellektuell anspruchsvoll und qualitativ hochwertig, wie man es von den Tempeln der Einzigen Wahrheit gewohnt ist:

Friedlich in den Tod durch angebliche Amtsenthebung Trumps“

Und was können wir unter dieser schwülstigen Überschrift lesen?

Mit einer Lüge hat die Ex-Frau eines schwerkranken Mannes in den USA dem 75-Jährigen offenbar den Abschied aus dem Leben erleichtert.“


Dürfte nicht die erste Exfrau sein, die ihren Exmann mit einer Lüge ins Jenseits befördert hat. Vielleicht hat er sich auch nur gedacht: „Nicht mal am Totenbett kann die Alte die Wahrheit sagen, ich mach jetzt einfach mal das Licht aus“, und hat den mentalen Stecker gezogen.


Michael Garland Elliott sei "friedlich" zu Hause gestorben, nachdem ihm seine mittlerweile beste Freundin Teresa Elliott erzählt hatte, dass US-Präsident Donald Trump des Amtes enthoben worden sei, heißt es in einem in der Zeitung "The Oregonian" veröffentlichten Nachruf.“


Ja, und eine stadtbekannte Frau, die von ihrem Ehemann regelmäßig grün und blau geprügelt wurde, setzte in unserer Kleinstadt nach seinem Dahinscheiden „in tiefer Trauer“ ein „er war mein Leben“ in den Nachruf.
Wenn es wahre Kloaken der Lüge gibt, dann sind es Nachrufe. Aber für den „Stern“ und die „google news“ ist das nicht nur die Wahrheit, nein, sie ist in ihrer Bedeutsamkeit auch wert, weltweit veröffentlicht zu werden. Das interessiert die Leute doch brennend, wenn in einer Lokalzeitung in Oregon ein Märchen in einem Nachruf steht.
Was denken sich die Verantwortlichen für Nachrichtenauswahl eigentlich?


Ihr Ex-Mann sei über den Wahlsieg des rechtspopulistischen Immobilienmilliardärs entsetzt gewesen, sagte Teresa Elliott aus dem Bundesstaat Oregon mehreren US-Medien. Der im Bundesstaat Virginia geborene Mann war dem Nachruf zufolge ein Liebhaber der deutschen Automarke Porsche und spielte wie Trump auch gerne Golf. Nachdem er von der vermeintlichen Amtsenthebung Trumps gehört habe, habe er "sanft seinen Atem ausgehaucht", hieß es in dem Nachruf.“

Frage: Wen interessiert dieses Geplappere?

Andere Frage: Wen hätte das interessiert, was noch so im „Stern“ stand, aber von den „google“-Redakteuren als uninteressant ausgefiltert wurde?

Drei Tote durch Schüsse in Kalifornien – Tatverdächtiger festgenommen.“

Nein, kein weißer Waffennarr vom KKK, der mal eben auf Negerjagd gegangen ist – das wäre garantiert ganz oben in den Schlagzeilen gestanden. Nein, Schubumkehr: der gleiche Hass, der gleiche Rassismus, aber der erlaubte.

Warum mir das sauer aufstößt? Weil just vor zwei Tagen im TV, ich weiß nicht mher ob n-tv oder n24, eine nächtliche Doku über den „schwarzen Widerstand“ in den USA lief, wo ein hochbewaffneter Schwarzer im Tarnanzug, der mit einer schwarzen Bürgerwehr durch die Stadt zieht, als „Friedensaktivist“ betitelt wurde. Man brauche sich die gleiche Montur und Ausrüstung an einem Weißen vorstellen und kann sich sicher sein, dass „Friedensaktivist“ so ziemlich das Letzte wäre, mit dem man ihn untertitelt.

In dieser Doku wurde auch die ganze Zeit betont, dass der ganze giftsprühende Hass und die latente rassistische Aggression der schwarzen „Bürgerrechtler“ ja absolut verständlich wäre und deshalb auch zu akzeptieren. Just am gleichen Tag in unserem TV, als in Fresno ein Schwarzer seinen auch auf Facebook hinausgesprühten Hass auf Weiße (der zu keiner Sperrung führte) auslebte und drei unschuldige Menschen brutal ermordete, weil sie die falsche Hautfarbe hatten.

Denkt man sich.
Aber es kommt noch anders.
Denn man benutzt diesen rassistischen Hass als Vorwand, um etwas anderes im Textbrei zu verrühren, damit es nicht allzu offensichtlich wird:
Der Mann hat „Allahu akbar!“ geplärrt, den allseits bekannten Schlachtruf jener Muslime, die irregeleitet glauben, die Schriften des Propheten wörtich erfüllen zu sollen bedeute, die Schriften des Propheten wörtlich erfüllen zu sollen. Denn, was im „Stern“ schon verschämt verschwiegen wird, es waren nicht einfach „drei Weiße“ sondern wie man bei „Jouwatch“ lesen kann ganz konkret:

Der Verdächtige ist der 39 Jahre alte Kori Ali Muhammad, der, wie der Polizeichef von Fresno Jerry Dyer hinterher meinte, vom Hass auf Weiße angetrieben war.
Zwei von Muhammads Opfern waren Klienten von katholischen Hilfsorganisationen. Es ist noch unklar, ob der Anschlag gegen die Organisation gerichtet war.“

So kann man über das Weglassen kleiner Details, das Aufreißen kleiner Presselücken in der Lückenpresse, das Bild so erscheinen lassen, als wäre es „nur“ rassistischer Hass gewesen, den man ja verstehen muss, und nicht etwa der nächste friedensreligiöse Einzelfall eines verwirrten Djihadisten.
Lieber einen Generalverdacht gegen Schwarze als einen gegen Moslems zu riskieren. Oder so.

Mal sehen was heute so reinflattert an Daily News. Und was „google news“ dabei rausfiltert...

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