„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Montag, 30. Januar 2017

Die Notleidenden der Welt



Die „Tagesschau“ liefert in einer Parade der Empörung eine ganze Phalanx an Betroffenen von Trumps auf 90 Tage begrenzten Einreisebeschränkungen, die sich ganz illuster liest:

Omid Nouripour, der außenpolitische Sprecher der Grünen im Deutschen Bundestag.
Golineh Atai, ARD-Korrespondentin in Moskau.
Nahim Zahawi, britischer Member of Parliament.
Asghar Farhadi, Regisseur aus dem Iran.
Nordamerikanische Basketballspieler mit sudenesischem Zweitpass.
Mitarbeiter von Fluglinien.
Mitarbeiter und leitende Angestellte diverser Internet-Firmen.

Möchte das mal nicht werten, soll jeder zu stehen wie er will. Aber was macht die „Tagesschau“ in ihrer Titelzeile? Na, was steht da?

„Das US-Einreiseverbot betrifft vor allem viele Notleidende.“

Ja, sieht man an der Liste.
Was nicht ersichtlich ist, welche Not die leiden.
Denn die wirklich Notleidenden sitzen in syrischen, irakischen oder iranischen Kellerlöchern und Hinterhöfen und haben weder das Geld für einen türkischen oder libyschen Schlepper noch für ein Flugticket bei „Emirates“ oder für eine Atlantik-Überfahrt. Denen ist egal, ob sie in die USA einreisen dürften, weil sie sich das in ihrem ganzen Leben niemals werden leisten können.

Ob eine Moskau-Korrespondentin, die eh nicht in die USA reisen muss, jetzt für 90 Tage eingeschränkt ist, wird diese armen, unterdrückten Menschen nur wenig berühren. Da mag sie noch so für die Frauenrechte im Westen votieren, sie sollte nicht auf die Frauenrechte in Iran, Irak oder Syrien vergessen. Aber über Trumps Pläne, Schutzzonen für Flüchtlinge im Nahen Osten zu schaffen lese ich auch bei deren Getwittere nichts, sondern nur Bejammern des eigenen Schicksals, vorübergehend nicht in die USA einreisen zu dürfen.

Vielleicht sollten die Frauen von Teheran eine Solidaritätsdemo für die diskriminierte Korrespondentin eines öffentlich-rechtlichen deutschen Senders veranstalten. Damit die sich wieder daran erinnert, dass allein das Fordern von Frauenrechten im Iran schon zur Todesstrafe führen kann. Im Gegensatz zu Moskau oder Washington, wo man sich nur darauf beschränkt, nicht mehr jedem lautstarken Geplärre Gehör zu schenken wie in Berlin oder Brüssel.

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