„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Mittwoch, 1. Februar 2017

Wenn zwei das Gleiche tun



Seit ein paar Tagen wissen wir es: Strafzölle sind der Tod des freien Warenhandels, der Globalisierung und des Wohlstandes. Zumindest wenn sie von Trump angesprochen werden. Denn der Ostküsten- Sauron wirft den Blick seines brennenden Auges ja nicht nur auf die muslimische Welt sondern auch auf die EU. Die Unterschiede zwischen diesen beiden verschwimmen ja auch immer mehr.

Da  kommt ob der Empörung über das satanische Wirken des Gottseibeiuns schon mal der eine oder andere Schnappatmende in einen transzendentalen Zustand der Realitätsferne, der seinem schweren Trump-Trauma zuzuschreiben ist, aber nichtsdestoweniger nichts anderes bedeutet, als dass gelogen wird, dass sich die Balken biegen.

Das Thema des Einreiseverbotes hatte ich gestern schon. Kann man nochmal erwähnen: Fast alles gelogen. Es stimmt nicht, dass Menschen mit Doppelstaatsbürgerschaften betroffen sind. Weiß das britische Außenamt seit der ersten Minute der Bestimmung, die deutschen Medien haben das bis zur Stunde immer noch nicht überzuckert und trommeln brav weiter die alternative Faktenlage. Der österreichische Kurier hat es gestern Abend „schon“ erkannt.

Mal kurz zum Ruf der deutschen Bürokratie in der Welt, der ja nach dem Einwanderungschaos schon schwere Kratzer abbekommen hat: Die Briten hatten innerhalb weniger Minuten exakte Informationen über Art und Umfang der Regelung, aber die deutschen Behörden brauchten drei Tage, um an Informationen zu kommen, wem sie jetzt welche Stempel verpassen dürfen. Wenn man nicht komplette Unfähigkeit unterstellen möchte (die ich nicht ausschließen mag), dann bleibt da so ein unschöner Geruch von gewollter Propaganda: Man stellt sich (auf politisches Geheiß?) dumm, um den Medien nicht die Munition aus ihren propagandistischen Stalinorgeln zu klauben. Da sind sie wieder, unsere wackeren Kämpfer gegen Hetze und Fake-News…

Aber zurück zum Thema Strafzölle. Die sind ja nun sowas von Böse und Gaga und überhaupt, dass man sowas ja nicht einmal andenken darf. Man stelle sich einmal vor, die EU würde sowas machen. Und sagen wir mal Rohstoffimporte aus bestimmten Staaten, die besonders billig anbieten, sagen wir mal China und Taiwan, mit Strafzöllen belegen.  Wäre undenkbar, oder? Wir reden doch hier von den Verfechtern des Freíhandels und Gegnern des Protektionismus, den Hütern der Freiheit und letzten Kämpfern für westliche Werte und Eiapopeia!

Äh, am Freitag ging die von deutschen Medien recht unbeachtete Meldung raus, dass die EU genau das getan hat. Stahlimporte aus China und Taiwan werden mit bis zu 65% Strafzöllen belegt. Wäre aber auch egal, denn allein schon die Tatsache, wie unsere schnappatmenden Knilche des politisch-medialen Komplexes bei all ihrer gespielten Dauerempörung darauf vergessen, in welch gigantischem Ausmaß landwirtschaftliche Produkte aus der EU sogar zum Ausstechen einheimischer Konkurrenz in Zentralafrika massiv mit Fördergeldern subventioniert werden, während Importe aus Drittländern mit saftigen Einfuhrzöllen zum Schutz der heimischen Landwirtschaft belegt sind, sollte bei dem Gebrauch des Wortes „Protektionismus“ durch unsere Politiker und ihre Hofberichterstatter eigentlich einen schweren Hustenanfall bekommen.  Was die EU zum Schutz ihrer Landwirtschaft tut, ist beim Schutz der Industrie der USA plötzlich Teufelswerk.

Wenn zwei das Gleich tun.

Dass hier weinsaufende Fleischfresser einen Empörungskollaps vorspielen, weil am Nachbartisch einer ein Schnitzel mit Bier bestellt, wäre lustig, wenn wir freie Medien hätten, die diesen ganzen Mummenschanz bloßstellen. Haben wir aber nicht. Wissen wir spätestens seit dem vielgehassten Udo Ulfkotte, der aus dem System ausstieg und dessen Zaubertricks verriet.

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