„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Donnerstag, 9. Februar 2017

Chuck Norris war gestern



Wer ist dann der neue Held?

Putin, der in nur drei Tagen nackt auf einem Bären quer durch die sibirische Taiga reitet?
Erdogan, der schon eine komplette Liste aller an einem Putsch gegen ihn Beteiligten vorlegen konnte, bevor der Putsch überhaupt stattfand?
Trump, dessen Mottenfiffi auch im Abgasstrahl eines startenden Kampfjets tadellos an der Schädeldecke haftet?
Nein, es ist Martin Schulz, der gar keinen Mottenfiffi braucht, um lächerlich auszusehen. Der keinen Kaffee trinkt, sondern Bohnen kaut und dazu kochend Wasser trinkt. Der einen sibirischen Tiger als Teppich hat, der noch lebt aber Angst hat, sich zu bewegen. Wenn Martin Schulz von der Polizei angehalten wird, haben die Polizisten Glück, wenn sie mit einer Verwarnung davonkommen. Wenn Martin Schulz auf einen Berg steigt, übergibt er Gott dort zwei Steintafeln mit Anweisungen. Die Deutschen sollen glücklich sein und Hosianna singen, denn Martin Schulz hat sie ausgewählt, um ihr Kanzler zu sein.

Und so ist es kein Wunder, dass die SPD-Fanatiker ihm einen Twitter-Hashtags "#gottkanzler" geschenkt haben.
Man könnte sagen, das ist ja ein Ulk, eine Gaudi - aber es wirkt recht oft so, als ob es da einige verdammt ernst meinen.

Naja, Gott und Kanzler, vielleicht auch noch Heiliger Geist? Obwohl, das Saufen hat er ja angeblich aufgegeben. Wobei, wenn schon bei Chuck Norris die Promille den Blutgehalt im Alkohol angaben, dann dürfte sogar das keine Aufgabe für einen Martin Schulz sein.
Chuck Norris war gestern. Chuck Norris ist tot. Martin Schulz lebt. Das sollte allen zu denken geben.

Und so kann sich Martin Schulz schon einmal fragen, mit wem er eine Koalition bilden soll, wenn er von 101% gewählt wird.
Jetzt bleibt nur noch die Frage, warum ihn die Leute überhaupt wählen sollten. Weil sein Dienstwagen nicht mit Benzin, sondern mit Enthusiasmus fährt? Weil er vom Erzengel Gabriel persönlich berufen wurde? Weil er sich abends heimlich ein Batcape überzieht und mit seinem Flugmobil nach Dresden fliegt, um den Nazisachsen mit einer Hand die Busse hochkant auf die Straße zu stellen? Weil Martin Schulz niemals den Teufel an die Wand malt, aber der Teufel Martin Schulz?

Denn, seien wir doch mal ehrlich, der Superheld hat alles, was seine Fangemeinde in ihm sieht: eine Mischung aus Jesus, Obama und Terminator.


Nur eines hat er nicht.

„Für welche Flüchtlingspolitik aber steht Schulz?“

Gute Frage. Nächste Frage. Auch ohne „Flüchtling“. Die Antwort bleibt die Gleiche.

„Der Umfragehöhenflug des Kandidaten erklärt sich auch aus dem Umstand, dass er für eine große Zahl von Sozialdemokraten und Wählern eine Projektionsfläche für jeweils eigene Hoffnungen ist – weil er auf viele konkrete Fragen noch keine eindeutigen Antworten gegeben hat. Nimmt man die bisherigen Aussagen von Schulz zur Flüchtlingspolitik, so zeigt sich, dass er beide Pole bedient.“

Eben. Da ist nichts. Wie gestern schon erwähnt, ist Schulz ein leerer Eimer, der für die Wähler eigentlich nur einen erkennbaren Vorteil hat: Er ist nicht mit Merkel gefüllt. Im Gegensatz zu Merkel, die mit soviel Merkel gefüllt ist, dass es für zwei reicht. Na gut, bei Schulz reicht die Füllung für drei, aber der steht ja auch für nichts. Ist also auch bei dreifacher Füllung komplett leer.

Das alte Wetterhuhn Angela ist fett geworden und eingerostet, es bekommt die Drehungen im Wind nicht mehr so elegant hin, wie, äh, sowieso noch nie. Aber der Martin, der neue Hahn, läuft leicht geölt und dreht sich ohne das leiseste Quietschen je nach Bedarf mal hierhin mal dorthin und bedient jeden potenziellen Wähler mit Floskeln. Er bietet keine Lösungen sondern nur Parolen.

Äh, erinnert einen die Definition nicht an irgendwas?
Richtig, die SPD hat das absolute Erfolgsrezept gegen angeblich sinnleere und lösungsmittelfreie Rechtspopulisten gefunden, nämlich einen sinnleeren lösungsmittelfreien Linkspopulisten. Rede jedem potenziellen Wähler irgendwie nach dem Maul, wirf jedem Segenshungrigen ein Häppchen zu, und jeder filtert sich aus dem Wortbrei jene Körnchen aus, die er hören will.

So geht Messias. Quatschen wie Obama, sich selbst für Terminator halten und anschmachten lassen wie Jesus. Da fragt keiner mehr, wie das ein Mensch, den das Versagen in Verantwortungspositionen ebenso lebenslang begleitet wie die Tatsache, ohne seine Partei genau gar nichts zu sein, alles in sich vereinen soll ohne früher oder später komplett entzaubert als genau jenes inhaltsleere Häufchen selbstüberschätzendem Elend jammernd im politischen Rinnstein zu sitzen, der er ist. Jetzt ist er der Liebling der sensationsgeilen Tintenstrolche, die sich an ihm hochrubbeln, aber in seinem grenzenlosen Narzissmus hat Schulz eines nicht bedacht: Wenn sich die Medien von ihm abwenden und den dick aufgekleisterten Glitter wieder abkratzen, bleibt von ihm gar nichts. Denn er steht für nichts, er ist nichts, er ist der Kandidat des Nihilismus.

„Dem Ex-Präsidenten des EU-Parlaments geht es dabei nie um eine deutsche, sondern immer um eine europäische Lösung für die Flüchtlinge.“

Und wenn in dem Eimer mal was drin ist, dann ist es doch wieder Merkel?! Meine Fresse, die „europäische Lösung“ hat bis jetzt ja auch sooo super funktioniert, ein absolutes Erfolgsmodell! Grüße von Einstein, der erkannte, dass immer das gleiche zu tun, in der Hoffnung dass diesmal was Anderes dabei herauskommt, eine besondere Form von Irrsinn darstellt.
Es geht nicht nur um keine deutsche Lösung, es geht auch sonst generell nicht um Deutschland. Schulz ist EU. Wenn in dem Eimer schon nix drin ist, steht doch eines dick draufgedruckt: EU. Ohne Wenn und Aber. Wer Schulz wählt, wählt EU, und zwar den angestrebten Zentralstaat ohne Nationen, eine „EU der Regionen“ die nichts anderes als ein „Reich der Provinzen“ ist. Ob die das wissen, die den „Gottkanzler“ anbeten?

„Über die Hälfte der Deutschen (55,8 Prozent) glaubt, dass es sich beim aktuellen Aufschwung der SPD nur um ein kurzfristiges Phänomen handelt.“

Naja, noch ist das Land scheinbar nicht verloren. Die Leute merken wohl, dass es sich nur um einen Verzweiflungshype handelt. Martin Schulz ist wohl doch eher wie Chuck Norris, nur ohne Chuck und ohne Norris, dafür aber mit genug Martin und genug Schulz für ihn selbst.
Da weiß man, was man nicht hat.

Ein Bild hab ich noch
Schulz als sowjetische "Ludmilla"* aus den 80ern, die über alle drüberfährt und unter einem blauen Leichentuch mit Eurosternen begräbt, das hat was, was die Fotomonteure selbst wohl nicht bedacht haben.

"Ludmilla" war der Spitzname der dieselelektrischen Zugpferde der BR 132 der "Deutschen Reichsbahn" der DDR, die neben der BR 120 "Taigatrommel" aus sowjetischer Produktion kamen und den ganzen Ostblock bevölkerten.

Keine Kommentare: