Die zweitgrößte
Stadt Österreichs hat abgestimmt, und das Ergebnis ist, dafür ist Graz bekannt,
originell. So schafft es wohl nirgends die KPÖ auf satte 20% zu kommen, was
allerdings weniger an ihrem marxistischen Kampfprogramm liegt als vielmehr an dessen
Fehlen. Die Stadt-KPÖ macht einfach praxisorientierte Arbeit für die Kleinen
Leute, den Gemeindebau, die Billiglöhner. Und das seit Jahren so
kontinuierlich, dass sie eine stramme Stammklientel haben, die ihnen auch treu
blieb und das Ergebnis der letzten Wahl bestätigte.
Ordentlich zulegen
konnte der Bürgermeister von der ÖVP und ein paar Punkte auch die Parias von
der FPÖ, die jetzt eigentlich durchaus eine Schwarz-blaue Stadtregierung ermöglichen
könnten. Aber Nagl werden eher Präferenzen zu Rot nachgesagt, nachdem der Bund
mit Grün gründlich in die Hose gegangen ist.
Das ist vor Allem
daher bemerkenswert, als Grün und ganz besonders Rot ordentliche Verluste
hingelegt haben, und die Roten, die einst mit absoluter Mehrheit die Industrie-
und Universitätsmetropole beherrschten, noch einmal ein sattes Drittel ihrer
Wähler verloren haben und gerade mal auf 10% kommen. Die Einstellige winkt.
Und jetzt wird es
lustig, wenn man sich das Statement des steirischen
SPÖ-Landeshauptmannstellvertreters Schickhofer gegenüber dem ORF gibt:
„Die Situation der Grazer SPÖ ist seit
mehreren Jahren schwierig. Vor acht Monaten hat Michael Ehmann neu übernommen.
Ihm ist es gelungen, die Kräfte innerhalb der Partei zu bündeln - aber er hat
sicher zu wenig Zeit gehabt, um bekannt zu werden und ins Gespräch mit den
Grazern einzutreten.“
Die glauben
wirklich, dass nach jahrelangem Chaos in einer zerstrittenen und inkompetenten
Schleudertruppe, die sich auf interne Intrigen und Grabenkämpfe konzentriert
hat, der seit Jahren anhaltende Niedergang ausgerechnet daran liegt, dass der
gefühlt zwanzigste SPÖ-Stadtchef dieses Jahrhunderts sich zu wenig bei potenziellen
Wählern angewanzt hat? Leute, eure Arbeit hat seit Jahren die KPÖ übernommen,
die sind gewissermaßen der praktisch orientierte Arm der Sozialdemokratie,
während ihr euch in üblichem wichtigtuerischen Geschwätz ergangen seid, haben
die die Ärmel hochgekrempelt und getan.
Euch braucht hier keiner mehr. Der Schwund eurer Wähler ist inzwischen demographisch
bedingt und mit jeder Zweiten Beerdigung am Zentralfriedhof geht euch eine
Stimme bei der nächsten Wahl verloren. Euch haben, um die Nichtwählerzahl
bereinigt, gerade einmal noch 6% der Wahlberechtigten gewählt, und einige davon
dürften das Kreuz schon recht zittrig gemalt haben und sich bereits heute nicht
mehr daran erinnern, das gestern Wahltag war. 6 von 100, ihr Volkspartei!
Geht’s in eure
linke Ecke schämen. Dort stehen schon die Grünen, mit denen ihr euch einen
erfolglosen Kampf um den, ich kann es kaum schreiben ohne einen Lachkrampf zu
bekommen, vierten Platz geliefert
habt und bei denen auch nur 6 von 100 ein Kreuz gekritzelt haben. Die Gruppe
der aussterbenden Enthusiasten neben der Gruppe der enttäuschten
ReSoWi-Studienabgänger, Menschen die mit ihrem Dienst in der Arbeitswelt fertig
sind und Menschen, die zu keinem Dienst in der Arbeitswelt befähigt sind, und
weinen sich gegenseitig aus, dass sie der Mehrheit nicht die Gloriosität und
Wunderkraft der Politik ihrer Witzfiguren vermitteln konnten, was nur an der
mangelnden Vermittlungsfähigkeit liegen muss, denn an der mangelnden
Gloriosität und Wunderkraft kann es ja nicht liegen.
Mal sehen, wie es
weitergeht. Wenn sich Nagl jetzt mit der SPÖ ins Bett legt, diesen
10%-Verlierern, dieser abgewatschten Losertruppe, dann zimmert er sich die Bahn
abwärts. Sein jetziges Plus hat er sich verdient, weil er die Grünen und ihr
renitentes Torpedieren des Koalitionspartners kurzerhand rausgeschmissen hat.
Wurde von den Wählern auch auf grüner Seite mit Stimmenverlusten quittiert.
Wenn er sich jetzt mit den anderen linken Verlierern in die Kiste hängt, werden
ihm bei der nächsten Wahl die Blauen den Deckel draufnageln. Die ÖVP in Graz
hat das gleiche Potenzial wie die SPÖ. Die restlichen Prozente sind persönliche
Punkte Nagls. Nur ein Fehler, und die Rutschbahn wird eingeseift.
Mit Blau könnte es
funktionieren, auch wenn er mit deren Kandidaten Eustacchio nicht so wirklich
kann. Und mit der KPÖ will er nicht. Vielleicht setzt er auch auf eine
Minderheitsregierung und freie Konsenssuche. Das wäre mühsam, aber das bringt
der Job halt mit sich.
Schau’ma mal, dann
seh’ma schon…
Graz hat schon
immer originell gewählt.
2 Kommentare:
" Ihm ist es gelungen, die Kräfte innerhalb der Partei zu bündeln..."
Wenn ich solche hohlen Standardphrasen höre/lese wird mir immer speiübel. Ich würde diesen PR-Berater feuern, so einen nichtssagenden Mist kann ich mir selber auch einfallen lassen, fehlt nur noch die "Gerechtigkeit".
Werte/r dna1,
Diese Leute werden extra dafür bezahlt, nichtssagenden Mist zu produzieren. Klarsprech (Der hat acht Monate gebraucht, um halbwegs Ruhe in den intriganten Saustall zu bekommen und deshalb keine Zeit mehr gehabt, sich auf eine Wahl vorzubereiten.) wäre nämlich parteischädigend. Deshalb kommen die auch mit Parteien und Leuten, die geradheraus sagen was sie meinen, nicht klar. Die verstehen selbst nur noch ihr Floskelsprech. Aber das werden die 6% auch noch begreifen, falls sie nicht vorher wegsterben. Der Club ist sowas von tot.
MfG Fragolin
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