Der Themenschwerpunkt
„Wahrheit“ im „Standard“, mit dem ich mich seit
gestern
beschäftige, kommt natürlich nicht an Putin vorbei. Ich rechne auch
fest damit, dass noch was über Trump kommt, aber wichtig ist Putin.
Denn es wäre schon blöd, wenn man beim Thema „Wahrheit“ nicht
die Propaganda bedienen würde. Also die eigene. Denn der Hinweis auf
den dauerlügenden Teufel aus dem Osten dient der Selbsterhöhung als
Fels der Wahrheit in der Brandung russischer Fake News.
Und so werfen sich die anspruchsvollen Qualitätsverteidiger der
wahrhaftig wahren Wahrheit auf das
Thema:
„Der
Kampf gegen Putins Fake-News“
Ach ja, das leidige Thema. Die bösen Russen und ihre bösen Lügen.
Vergessen die Bilder russischer Separatisten, die nach dem bis heute
ungeklärten und auch nicht mehr neutral aufarbeitbaren Absturz eines
bewusst in einen für alle anderen Flüge bereits gesperrten Korridor
über der Ostukraine zerfetzte Teddys verunglückter Kinder herzeigen
mit der hetzenden Lüge als Bilderklärung, sie würden die Opfer
hämisch verspotten. Die Bilder der Männer, die weinend das
Spielzeug zu den toten Kindern legen wurden dann vergessen zu zeigen
und auch erst später durch investigative Journalisten und,
natürlich, die bösen Fake-News produzierenden Russen nachgeliefert.
Oder die mehrere Jahre alten Bilder russischer Panzer, die zu einem
Militärmanöver an einem ganz anderen Ort gefahren sind, die es als
„Beweis“ für den offenen Einmarsch russischer Panzerbrigaden in
die Ukraine durch alle Medien bis vor den UNO-Sicherheitsrat
geschafft haben. Das hatte dann schon die Qualität jenes Wahllokales
in der Ostukraine, vor dem ukrainische Söldner in die Menge der
anstehenden ostukrainischen Russen geschossen haben und das dann zum
Massaker prorussischer Separatisten an unschuldigen Ukrainern, die
nur ihr Wahlrecht wahrnehmen wollten, sinnverdreht wurde.
Es gibt da einige Dokus, die das beleuchten und dann auch spätnachts
einmal in deutschen Kanälen liefen, um (jaja, es ist
Propaganda-Zeit) möglichst wenige Zuseher zu erreichen, gleichzeitig
aber das Argument zu haben, man hätte doch offen und ehrlich über
alles berichtet und wer was anderes behauptet oder sie der Lüge und
des Verschweigens bezichtigt wäre ein mieser Hetzer.
Ja, so funktioniert es.
Das gleiche läuft bei der kompletten Berichterstattung über Syrien,
die Bilder vom komplett zerbombten Aleppo, die kaum zusammenpassen
mit den dortigen Sendungen, wo Leute aus dem Schwimmbad in Aleppo
erzählen, dass es in den Vororten grauslich aussieht, während in
bis heute unbeschädigten Stadtteilen hunderttausende Menschen leben,
oder die vom bösen Russen brutal zerbombten Krankenhäuser in
Städten, die gar keine Krankenhäuser besitzen, oder die
Fassbombenmärchen, die Giftgasangriffe und die unerschütterliche,
absolut vertrauenswürdige und weltweit als Wahrheit verbreitete
Schuldzuschreibung durch eine „syrische Beobachtungsstelle für
Menschenrechte“, zu der zu erwähnen man gerne vergisst, dass es
sich um einen in Mittelengland lebenden muslimischen Klamottenhändler
handelt, also exakt eine Person, die selbst seit Jahrzehnten keine
Sekunde mehr in Syrien war, und der als Teil eines Netzwerkes von
Assadhassern deren Propaganda verteilt. Und bei den seriösen
Qualitätswächtern über die Wahrheit, so auch dem „Standard“,
wiederholt als absolut glaubwürdige Quelle gilt.
Wie bereits erwähnt, das Thema „Wahrheit“ in der Systempresse zu
behandeln kann gewaltig nach hinten losgehen. Wird es doch ganz
offensichtlich wieder nicht neutral betrachtet sondern als Teil der
täglichen Propaganda abgearbeitet. So wird das aber nix. Denn wenn
man Wahrheit einseitig zu definieren versucht, muss das einfach an
die Wand knallen.
Und das tut es auch.
„Russische
Staatsmedien wie Russia Today (RT) und Sputnik News verbreiten
geschickt und professionell Desinformation im Westen. Einige kleine
Organisationen, auch solche der EU, halten dagegen.“
Staatsmedien und Desinformation sind ein Thema für sich. Wenn der
„Standard“ jetzt noch eine Lobeshymne auf die neutrale
Sachlichkeit des ORF beginnt, gleitet es absolut ins Lächerliche ab.
Dass EU-Organisationen „dagegen halten“ kann man als Hinweis
darauf verstehen, dass es die Grundstrukturen der „staatlichen
Wahrheitskontrolle“ bereits gibt, die sich ja angeblich so viele
Österreicher wünschen.
Wie beruhigend. Die EU wacht über die Wahrheit. Wie der Mops über
die Wurst.
„"Sputnik
und Russia Today haben sich nicht wie Vertreter der Medien verhalten,
sondern wie Werkzeuge der Einflussnahme und der Propaganda – der
falschen Propaganda", sagte Macron.“
Haha, der Nachsatz verrät ihn. Werkzeuge der Einflussnahme und
der Propaganda – der richtigen Propaganda
– wären demnach kein Problem gewesen.
Natürlich sind die Genannten Werkzeuge der Propaganda. Es sind
Staatsmedien. Die sind weltweit Sprachrohre der Regierenden. Etwa so
neutral in der Berichterstattung wie Parteizeitungen oder mit
Regierungsinseraten zu freundlicher Berichterstattung motivierte
Medien. Ihre Methoden sind immer die gleichen. Man nimmt die Wahrheit
– da war sie wieder – und modifiziert sie. Man berichtet über
Gewalteskalation am Rande einer Pegida-Demo und erwähnt vielleicht
im dritten Absatz in einem Halbsatz, dass diese ausschließlich linke
Gegendemonstranten betraf. Man formuliert so, um das Geschehen dem
anzuhängen, dem man ans Bein pinkeln möchte. Ja, das machen RT und
Sputnik sicher genauso wie der Großteil der hiesigen Medien.
„Russia
Today (RT), das es auch in einer deutschen Ausgabe gibt, und Sputnik
News sind russische Staatsmedien. Sie haben ein riesiges Budget,
Stützpunkte auf der ganzen Welt, sind sehr professionell gemacht...“
Nicht „professionell gemacht“ sondern professionell. Ohne
gemacht. Kann man sich leisten.
Die gleiche Beschreibung kann man über ARD, ZDF, ORF, BBC und andere
Staatsmedien stülpen. Die Hauptstädte dieser Welt sind voll der
Hauptstadtstudios üppig mit Steuergeld ausgestatteter Staatsmedien.
Übrigens auch Moskau. Aus dem dann Dokumentationen produziert werden
über russische Rockerbanden, stinkreiche Oligarchen und das Elend
der armen Landbevölkerung. Über mutige Kleinunternehmer und
prosperierende Wirtschaftszweige, Gesundheitsvorsorge, Familien- und
Kinderförderung oder technologische Fortschritte der ältesten
Raumfahrernation berichtet man eher weniger. Positive
Berichterstattung ist zu vermeiden. Das ist ein internationales
Spiel, das sich immer dem politischen Tagesgeschehen unterordnet.
Im Krieg stirbt die Wahrheit immer zuerst. Besonders subtil
funktioniert es, wenn man sie in Raten jämmerlich krepieren lässt.
Man nimmt die negativen Wahrheiten, schmückt sie aus, bauscht sie
auf, erklärt sie zum Alleinstellungsmerkmal des Gegners und lässt
die Wahrheiten, die dem Gegner zu positivem Ansehen gereichen
könnten, einfach unter den Tisch fallen und überlässt sie dort den
Hunden zum Fraß. Die verdrehen diese dann und versuchen sogar aus
deren Existenz noch negative Wertungen zu generieren. Machen das
russische Staatsmedien? Na sicher. Genug, dass ich mich weigere,
denen mehr zu glauben als unseren. Aber man kann sie trotzdem
konsumieren, um zwischen den verschiedene Darstellungen den Schatten
der Realität zu erkennen zu versuchen. Nur den einen zu glauben ist
genauso dämlich wie nur den anderen zu glauben. Beiden nicht zu
glauben aber den wahren Kern zu suchen verstehe ich unter
Medienkompetenz.
Ach ja, eine kleine Randbemerkung zu der Einstreuung:
„...Putins
strategische Ziele – Trennung der EU von den USA...“
Ist Merkel also eine Agentin Putins?
Okay, geschenkt.
Doch kommen wir zur Wahrheitsbehörde der EU. Oder besser deren
Keimzelle, denn viel weiter sind die nicht. Noch nicht. Wetten, dass
sich da noch etliches tun wird? Denn der Aufbau des Maasschen
Zensurministeriums in Deutschland, das Wirken von „Correctiv“ und
„Amadeu Antonio Stiftung“-Stasi, sind ebensowenig Zufälle wie
die oben erwähnte Umfrage in Österreich mit dem Ergebnis, dass die
meisten begeistert eine staatliche Wahrheitsbehörde ersehnen.
„Die
stärkste Waffe der kleinen Abteilung ist vermutlich ein Netz von
etwa 400 Institutionen und Personen, darunter etliche Medien, die
russische Fake-News melden und zum Teil auch gleich falsifizieren.“
Und was genau macht diese nicht näher bezeichneten „Institutionen
und Personen“ so glaubwürdig? Ist da die „syrische
Beobachtungsstelle“ auch wieder dabei? Oder die
Propaganda-Organisationen eines Herrn Soros? Und die Medien, sind da
die ganzen Springer-Ableger dabei, auch die „Zeit“, das „Neue
Deutschland“? Und die melden nicht nur, sondern stellen auch gleich
richtig.
Aber ganz ehrlich jetzt!
Wirklich! Schwöre!
„Putin
will auf diese Weise die Zielländer destabilisieren, Misstrauen
gegen die dortigen Eliten schüren, deren Glaubwürdigkeit – und
damit auch Wahlen – beeinflussen.“
Ja natürlich, die Glaubwürdigkeit unserer „Eliten“ kann nur
durch gezielte Desinformation erschüttert werden. Denn wir wissen ja
vom Gauckler, dass die Eliten nicht das Problem sind. Das Problem ist
der Pöbel, der sich von bösen russischen Hetzmedien gegen unsere
absolut ehrlichen, weisen, seriösen, aufopfernden, feinsinnigen und
sich geradezu altruistisch für uns aufopfernden „Eliten“aufwiegeln
lässt anstatt sich von den unabhängigen Qualitätsmedien gleich
neben dem ÖBB-Inserat im pressegeförderten Kommentar vom
Chefredakteur eine Lobeshymne auf die Gloriosität unserer Vertreter
der Parteihäuser servieren zu lassen.
Wer‘s glaubt, wird selig. Wer nicht, kommt auch in den Himmel. Oder
so.
„Die
Desinformationsmedien versuchen sich auch, durch gegenseitiges
Zitieren Legitimität und Glaubwürdigkeit zu verleihen.“
Ja, das kennen wir. „Wie „Der Standard“/“Kurier“/“Die
Krone“ (zutreffendes unterstreichen) in der morgigen Ausgabe
meldet...“ beginnen genug Meldungen in TV und Radio. Und wenn gar
nichts mehr hilft, berufen wir uns einfach auf irgendwelche
Organisationen wie die immer wieder aktuelle „syrische
Beobachtungsstelle“, „amnesty international“, „Greenpeace“
oder andere „neutrale Quellen“. Und gerade bei der „syrischen
Beobachtungsstelle“ wurde bereits nachgewiesen, dass der sich auf
Medienmeldungen berufen hat, die sich auf ihn berufen haben. Und alle
Agenturen haben dann diese Quelle als wahr angenommen. (Bezeichnend
ist, dass diese Quelle bis heute nicht hinterfragt wird sondern immer
wieder zitiert, obwohl deren Fakes bereits bewiesen sind. Das zur
Quellenauswahl angeblich seriöser Medien.)
Na gut, das soll für heute reichen.
Einen hab ich aber noch:
„Der
Milliardär und Unterstützer von Demokratiebewegungen George Soros,
der vom Putin-freundlichen ungarischen Premier Viktor Orbán heftigst
angefeindet wird, spendete 100.000 Euro für das deutsche
Recherchebüro Correctiv, das generell gegen Fakes im Netz vorgeht.“
Und zwar vor Allem gegen Fakes, die auch noch mit billiger
polemischer Hetze verbrämt werden.
Und da ist niemand besser geeignet als Correctiv, dieser vom
„Unterstützer von Demokratiebewegungen“ wie der Ausrottung der
Meinungsfreiheit und Umschichtung ganzer Völker mitfinanzierte
Blockwart gegen die Einzelmeinung privater Personen.
Nur damit man sich ein Bild macht, wie die erträumten
Korrekturbehörden gegen Falschmeldungen und Populismus selbst
arbeiten hier ein Beispiel für qualitätsvolle, faktengecheckte,
neutrale und auf jede Wertung und jeden Untergriff verzichtende
Berichterstattung:
Genau, solche Leute müssen die Wahrheit überwachen!
Wie der Mops die Wurst.
Zur Vorgehensweise von Correctiv in Verbindung mit der „FAZ“ gibt
es eine interessante Beschreibung in der „Sparkassenzeitung“
aus 2015, wo gut beschrieben wird, was man vom Zusammenhang aus
„Correctiv“ und „Wahrheit“ zu halten hat. Beste
Zustandsbeschreibung:
„Nahezu
täglich wird eine Correctiv-Falschmeldung über Twitter korrigiert.“
Eine Liste der durch „Correctiv“ aufgestellten Falschbehauptungen
inklusive Richtigstellungen findet sich hier.
Ja, wenn ein von einem milliardenschweren Spekulanten bezahltes
„Recherchebüro“ über Sparkassen „recherchiert“, muss man es
mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, Hauptsache das Ergebnis
gefällt dem Geldgeber.
Das zum Thema „unabhängig“.
War das ein Skandal in den investigativen Qualitätsmedien? Wurde da
groß drüber berichtet? Oder Rücksicht genommen auf die Interessen
der Werbekunden und Fördergeldzuteiler?
Auch das zum Thema „unabhängig“.
Dass auch der zweite Beitrag aus dem Themenschwerpunkt „Wahrheit“,
der sich von der Überschrift her eigentlich mit Putin beschäftigt,
am Ende wieder in der Bejubelung einer Wahrheitskontrolle endet,
sollte mehr zu denken geben als der ganze Rest des Inhaltes. Der
Verdacht drängt sich auf, dass sich da das eigentliche Ziel der
angeblichen Beleuchtung des Themas „Wahrheit“ herausschält: Es
geht nicht darum, was „Wahrheit“ ist, sondern wer als einziger
die Berechtigung haben soll, darüber zu entscheiden, was „Wahrheit“
ist.
3 Kommentare:
So werden Nachrichten produziert, am Beispiel CNN und London vor wenigen Tagen
https://www.youtube.com/watch?v=tb5PPnuu3bs
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Im Prinzip ist es ganz einfach, und funktioniert immer und fast überall. Ein fiktives Beispiel:
10 Leute werden gefragt, welche Autofarbe ihnen besser gefällt, silber oder dunkelblau:
2 sagen silber
5 dunkelblau
3 ist es egal, weil sie ohnehin farbenblind sind
Eine satte Mehrheit für dunkelblau.
Und jetzt bringt die einzige Zeitung, die zufällig dem Bruder des Silberfarben-Produzenten gehört, einen Beitrag über diese Umfrage mit ausführlichen Interviews mit jenen 2, die silver gewählt haben, einmal von vorne und einmal von hinten und dann noch der Bruder als "Experte" und erwecken damit den Eindruck, als wollten alle das silberne Auto.
Wenn sie jetzt die Umfrage noch einmal machen passiert etwas interessantes, eine völlig natürliche menschliche Reaktion, nämlich dazugehören zu wollen, und nicht ausgeschlossen zu sein:
Von den 3 Farbenblinden sind 2 plötzlich Kenner für Farben und wollen silber
Von den 5 Dunkelblauen denken 2, "na ja, alle wollen silber, vielleicht haben sie sich geirrt und wollen nun auch silber".
Das Ergebnis jetzt:
6 silber, 3 dunkelblau, 1 egal.
Mission accomplished
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Dazu gibt es einige Studien, wo in einer Gruppe ein einzelner von den anderen überzeugt werden konnte, dass blau das schönere grün ist, kennen sie bestimmt, werter Fragolin.
Liebe Grüße
Werter Heinz,
genau so funktioniert es, danke für den link.
Und wären die Medien investigativ, Konkurrenten und wahrheitssuchend, würde nach dieser Blamage von CNN ein Riesenaufschrei durch die Medien gehen. Aber die Krähen hacken sich gegenseitig kein Auge aus.
MfG Fragolin
Ich denke, wir sehen das zu intellektuell. Erst der Höllenhund Путин 7/24 auf allen Kanälen - und das Ergebnis: T-Shirts mit seinem Konterfei (Sonnenbrille, eisiges Lächeln pipapo) sind bei ju8ngen Leuten angesagt. Mit Trump kommt es ähnlich: Er spielt dann football mit einem "leidenden" Globus, der an Frollein Claudia erinnert - wetten?
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