Ich werde alt.
Das merke ich zum Beispiel daran, dass sämtliche Regeln und
Vorschriften meiner Kinder- und Jugendzeit heute keinerlei Gültigkeit
mehr besitzen.
Erstmal hätte uns unsere Mutter in dem Falle, dass wir mit dreizehn
noch morgens um drei um die Häuser ziehen, erst kräftig aus der
Hose geschüttelt und dann wäre uns das Verlassen der heimischen
Kemenate wochenlang nur durch zusammengeknotete Laken möglich
gewesen, was bei der damaligen Qualität des Leinens böse hätte
enden können, wenn wir nicht parterre gewohnt hätten. Und ich rede
hier von Jungs.
Mädchen wären bereits ab zehn Uhr abends nach einem emotionalen
Anruf des Vaters von der örtlichen Polizei gesucht und im Falle des
Findens per Blaulichttaxi zu Papa gebracht worden, der ihnen noch vor
den wegschauenden Augen der Beamten eine geknallt hätte. Ach ja, das
waren brutale Zeiten. Aber dafür kamen die Mädchen bei sowas mit
einem blauen Auge davon, was man durchaus wörtlich nehmen kann und
in Anbetracht der modernen Alternativen geradezu erstrebenswert
scheint.
Sexistisch, brutal und Kinder unterdrückend: Ach was waren diese
Zeiten voll Nazi!
Dann haben wir gelernt, dass man auf gar keinen Fall mit Fremden
mitgehen darf, egal wie nett die tun. Und dabei war mit „Fremden“
durchaus einfach schon der Zustand des Nicht-persönlich-bekannt-Seins
gemeint, das reichte wenn der Fremde aus dem Nachbardorf kommt. Von
weiter her Zugelaufene kamen auch dermaßen selten vor, dass allein
deren Auftauchen im Dorf dazu führte, dass es einen mittleren
Auflauf gab und in der Folge alle Fahrräder, Rasenmäher und
unverheirateten Töchter schnell weggeschlossen wurden. Fremde war
einfach die Definition für alle anderen, und keiner wäre auf die
Idee gekommen, welche in ihr Haus zu lassen und dort auch nur eine
Sekunde aus den Augen zu lassen.
Und mit denen ging man nicht mit. Nicht am hellichten Tag und schon
gar nicht mit dreizehn in der Nacht um drei Uhr.
Gelebte Xenophobie, gepaart mit vorsichtigem Rassismus: Ach was waren
diese Zeiten voll Nazi!
Heute gelten diese ewiggestrig-verzopften und muffigen Regeln einer
verknöcherten Vergangenheit nicht mehr. Heute können
Dreizehnjährige die ganze Nacht irgendwo durchfeiern, und sich
wenn‘s geht bei einem Jugendombudsmann beschweren, sollten die
verknöcherten Nazi-Eltern es wagen, ihnen da abweichende
Vorschriften machen zu wollen. Sie ziehen durch die Nacht und rennen
mit jedem mit, egal was für eine Gestalt das ist, auch wenn der sich
als illegal angeschwemmter Krimineller entpuppt, egal, man will ja um
keinen Preis ein xenophober rassistischer Nazi sein wie die Alten.
Man lebt ja in einem bunten Land, einem bereicherten, lustigen
Schmelztiegel einer grenzenlos multikulturellen Welt, in der sich nie
wieder ein pubertierendes Mädchen ein blaues Auge holen muss.
Von einem illegal invasierten Iraker. Brutal in einen Raum gezerrt
und defloriert.
Ja, so ist das lustige bunte Leben. Und wehe man sagt jetzt was gegen
den armen traumatisierten Flüchtling, das wäre Hetze und ganz ganz
böse Pegida. Der wollte ja nur spielen. Der wusste ja nicht, dass
die erst dreizehn ist. Der stand eben nur auf den gleichen Typ wie
Polanski, kannte aber weder die hiesigen Anflirtregeln noch wusste
er, dass es ungesetzlich ist, ein Schulmädchen zu knallen. Hätte
man ihm ja mal in einem Wertekurs bei der örtlichen Volkshochschule
erzählen können. Wenn er hingegangen wäre. Und verstanden hätte,
was man da redet. Oder sich dafür interessiert hätte.
Ach ja, eines habe ich auch noch während meiner Kindheit gelernt:
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.
Gilt auch nicht mehr.
Ebensowenig wie: Vor dem Gesetz sind alle gleich.
Seit der „Farm der Tiere“ wissen wir: richtige Schweine sind
etwas gleicher als alle anderen.
2 Kommentare:
"Ich werde alt."
Ich hoffe doch sehr, dass dieser "Zustand" noch eine ganze Weile anhält. Woher wüsste ich sonst, dass ein Kindesmissbrauch keiner ist, wenn Täter und Opfer vorher miteinander getrunken haben?
Drecksau.....und für sowas muss man auch noch den Knast zahlen anstatt dass man den mit einen Tritt in den Arsch in einen Knast im Irak befördert.
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