„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Dienstag, 31. Januar 2017

Der Messias aus Würselen



Er wird als wichtigtuerischer Armleuchter beschrieben, bezeichnet angeblich andere Politiker als  „Pfeifenheini“, „Rindvieh“, „Armleuchter“ oder „dumme Gans“  und sein Lieblingsspruch ist „Ihr seid alle entlassen!“ Menschen aus seiner Nähe ebenso wie Journalisten, die ihn begleiten durften, bezeichnen ihn als machtversessen und großspurig, mediengeil und selbstverliebt bis zum Narzissmus.

Nein, die Rede ist nicht von Donald Trump, sondern von Martin Schulz. Ja, genau der, der gerade durch alle Kanäle trötet, man müsse der großfressigen Polterei Trumps mehr diplomatischen Stil entgegensetzen. 

Bild von hier, der Inhalt beleuchtet Freunderlwirtschaft und Postenschacher unter Schulz. Aber gut, der Mann ist Politiker…


Man kann diese Einschätzungen noch lesen, es gibt sie noch online bei Focus und Spiegel, und die sind gerade vier Jahre alt. (Ich habe die Seiten gespeichert, bevor sie vom AAS als Hetze und Hass gelöscht werden.)

Mal das einleitende Zitat aus dem Focus vom 12.3.2013:

„Eigentlich sollte man über Martin Schulz nur lächeln. Über seine grenzenlose Eigenliebe, sein Machtgehabe und seine Wichtigtuerei. Doch der Mann ist gefährlich.“

Heute hört sich das anders an. Da lässt er es „menscheln“ und versprüht „Empathie“. Seltsam, wie sich die Berichterstattung mit der Machtverschiebung ändert. Und ein schönes Beispiel für die Unterschiede zwischen Berichterstattung vor gerade einmal vier Jahren und heute, in der alternativfaktischen prä-Orwellschen Phase deutscher Medienpolitik.

Doch zurück zum alten Focus:
„Dabei hatte Martin Schulz in früheren Jahren wegen seiner Selbstüberschätzung sogar eine viermonatige Therapie absolviert: „Ich musste lernen, bescheidener zu werden.“ Das Geld hätte er sich sparen können.“

Traut sich das heute noch jemand schreiben? Hat sich der Mann plötzlich so verändert, oder war es einfach ungefährlicher, auf einen Berufseuropäer im fernen Brüssel einzudreschen als auf einen mächtigen Parteiboss in Berlin? Denn was hat sich eigentlich geändert, außer der Funktion, die Schulz seit wenigen Tagen innehat? Was hat sie bewirkt, diese Wandlung vom EU-Großkotz zum Messias der SPD, oder wie es ein Bekannter süffisant anmerkte: „Die bejubeln den wie den Obama, der hat nur noch die falsche Hautfarbe.“

Es ist auch wirklich fast schon peinlich, wie es so dargestellt wird, als würden ihm plötzlich die Herzen des ganzen „demokratischen“ Deutschland zufliegen und sich bis auf ein paar renitente verbohrte Europahasser und Rechtshetzer alle nichts Schöneres vorstellen können, als unter einem altgedienten linken Apparatschik, der aus dem weströmischen Kaiserhof ausgeflockt ist (was schon etwas zu bedeuten hat, wenn einen selbst die erklärte Müllhalde für in der Heimat unbeliebte oder abgediente und abgewählte Parteisoldaten wieder absondert), jubelnd in eine rot-rot-grüne Zukunft zu tanzen.

Schulz, der kleine Mann aus der Provinz, der leutselige Kumpel von  nebenan. Vergessen die Skandale um über 100.000 Euro steuerfreie pauschale Zulagen pro Jahr, um die mickrigen 30.000 im Monat auf ein erträgliches Maß aufzufetten. Vergessen, dass da einer vom harten Los der kleinen Leute und der bösen Ausbeutung durch Millionäre faselt, der selbst Millionär sein dürfte, aber im Gegensatz zu vielen der von ihm gegeißelten Unternehmer dieses aus Steuergeld und ohne jedes Insolvenzrisiko wurde. Ich finde es immer wieder prickelnd, wie Ausbeuter, die von abgepresstem Geld leben, auch noch glauben, das müsse ihnen zustehen und jeder jubelnd für sie zahlen, während andere Menschen, die es sich sauer erarbeitet haben und ausschließlich an freiwillig zahlenden Kunden verdient haben, von ihnen als Ausbeuter bezeichnet werden.

Liebe Sozen, ich weiß, dass ihr es wisst und jeden Ausgeflöhten hintenherum höhnisch auslacht, aber ich schreibe es euch immer wieder gern ins Stammbuch: Ein Ausbeuter ist nicht der, der die Arbeitskraft eines Menschen einkauft, also für erbrachte Leistung eine monetäre Gegenleistung erbringt, sondern der, der den Menschen die Hälfte ihrer durch Leistung erwirtschafteten Erträge unter Androhung staatlicher Gewalt wieder abknöpft und sich mit der Begründung einer Leistung, die oft nicht einmal im Ansatz erbracht wird, in die eigene Tasche stopft! Und das wird auch nicht „gerechter“, wenn man ein paar Netsch „den Bedürftigen“ rüberschmeißt; dass aus Raub- und Diebesgut eine Heldentat wird, wenn man einen Teil davon an „Arme“ verteilt, ist ein Märchen, das sich seit Robin Hood in sozialromantischen Träumerhirnen hält. Dass Diebstahl immer Diebstahl ist, egal wie man ihn nennt und wer ihn ausübt, ist nun einmal eine Tatsache, an der kein Euphemismus etwas ändern kann.

Doch zurück zum sozialdemokratischen Messias. Er fordert Merkel heraus
Wie steht es so schön im Spiegel vom 11.3.2013:

„Über Merkel kann er fluchen wie ein Rohrspatz und tut das fast täglich.“

Das wird wohl bis heute nicht anders sein. Damals war er über sie wütend, weil sie sich gegen Eurobonds und bedingungsloses Geldschaufeln nach Athen sperrte, ganz im Gegenteil zu ihm selbst, der vom ersten Moment an bis heute der Meinung ist, EU wäre wichtiger als alles andere und muss Deutschland jede einzelne der hunderte Milliarden wert sein, die dessen Steuerzahler in die diversen bodenlosen Fässer der EU zu schaufeln haben.

Ist es teutonischer Masochismus, wenn sich Deutsche jetzt jubelnd an seine Lippen hängen? Wenn sie für grenzenlose Zuwanderung, grenzenlose Hilfe für alle und jeden Versager der Welt und endlich das Aufgehen der Nationalstaaten im Zentralstaat EU stimmen, in dem Moment, wo sie Schulz wählen? Denken die Leute darüber nach, dass Schulz‘ größtes Ärgernis der letzten Jahre die ekelhaften nationalen Extrawünsche der Regierungschefs waren, also genau jener Leute, von denen er jetzt selbst einer werden will? Wird er sich komplett neu orientieren oder seinen langjährigen Wunsch eines sich dem EU-Parlament bedingungslos ergebenen Regierungschefs leben? Wollen wir das wirklich herausfinden?

Wollen die Menschen wirklich einen altgedienten, begeisterten und dem Kaiserhof ergebenen EU-Apparatschik? Steuert die CDU jetzt gegen und stellt Elmar Brok auf? Was Bekanntheitsgrad und sympathische Ausstrahlungskraft angeht kann der ebenso mithalten wie in der Überzeugung, dass EU über alles zu gehen habe. Und leutselig ist er auch, zumindest hockt er in gefühlt jeder zweiten Talkshow.

Was für eine Wahl!
Der Messias aus Würselen gegen die uckermärkische Alternativlosigkeit.
Die Medien toben und sind schon ganz aus dem Redaktionsstübchen.
Gegen diese zwei Granaten kann die AfD gar keine Chance haben.

P.S. Kleine Anmerkung aus Österreich: Wir hatten auch schon einen begeisterten sozialistischen EU-ropäer ohne Abitur als Bundeskanzler. War nicht gerade eine Erfolgsstory. Der war aber auch nicht so mediengeil und selbstverliebt. Nur angeblich ebenso lernresistent.
Naja, irgendwo muss das mit dem Schulversagen ja herkommen…

1 Kommentar:

dna1 hat gesagt…

Zitat: "Ich finde es immer wieder prickelnd, wie Ausbeuter, die von abgepresstem Geld leben, auch noch glauben, das müsse ihnen zustehen und jeder jubelnd für sie zahlen, während andere Menschen, die es sich sauer erarbeitet haben und ausschließlich an freiwillig zahlenden Kunden verdient haben, von ihnen als Ausbeuter bezeichnet werden."

Hervorragend auf den Punkt gebracht, fett unterstrichen in jedes Schulbuch schreiben (eine rhetorische Bitte, ich weiß).