„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Mittwoch, 1. Februar 2017

Jammern auf hohem Niveau



Da ist es wieder, das Jammern und Empören und natürlich, was sonst, die „große Beleidigung“. Nein, wir haben von Muslimen nichts anderes erwartet als „beleidigt“ zu sein. Und nein, es kratzt uns nicht wirklich. Wenn man immer nur das gleiche „Mimimi“ hört, stumpft das ab.

Putzig ist nur, dass unsere Schreibstubenkopierer sich sofort auf das Gesülze werfen, auch wenn es komplett an der Realität vorbeigeht. Und so sieht dann alternative Berichterstattung in der Presse aus:

„Sie sind Österreicher mit heimischem Pass, trotzdem dürfen sie nicht in die USA.“

Schon in der Überschrift: Fake. Auch wenn es heute früh im Autoradio versucht wurde, noch so hinzubiegen, als wäre das diktatorische Trump-Regime unter massivem internationalen Druck eingeknickt und hätte Doppelstaatlern ausnahmsweise erlaubt, doch einzureisen, ist es in Wirklichkeit so, dass von Anfang an die Regeln im Dekret festgeschrieben standen, dass Doppelstaatler, Sportler und Politiker weiterhin einreisen dürfen.

Also war schon die ganze Aufregung des deutschen Grünen ebenso wie dieser ARD-Korrespondentin in Moskau an alternativen Fakten ausgerichtet – von wo und wem sie diese auch immer hatten und aus welchem Grunde auch immer sie sich trotz ihrer Position keine Informationen bei den US-Behörden beschaffen konnten wie andere Politiker und Journalisten weltweit. Man vermutet Kalkül und ist verstimmt, denn hier geht es gar nicht um Fakten sondern um „Beleidigtsein“.

Dass das zu den Kernkompetenzen der Grünen zählt ist bekannt, trotzdem nervt es. Warum nun die ansonsten zumindest einäugig-seriöse „Presse“ auf den Zug aufspringt und alternative Fakten verbreitet, erschließt sich mir nicht. Aber gut, jeder macht mit seinen Verkaufszahlen, was er will.

Also weiter in dem lustigen Spiel:

„Navid Ardjomand hatte schon alles geplant. Von 3. bis 7. Mai wollte er einen Augenkongress in Baltimore in den USA besuchen. So wie jedes Jahr. Nun wird der Augenarzt aus Graz den bereits gebuchten Flug stornieren.“

Wieso tut er das?

„Ardjomand ist einer von jenen Österreichern, die vom Einreisestopp in die USA betroffen sind.“

Nein, ist er nicht. Warum wundert sich eigentlich irgend jemand in den Redaktionsstuben über den Titel „Lügenpresse“? Leute, wenn ihr nicht so genannt werden wollt, dann versucht es doch einmal damit, nicht zu lügen! Wenn ihr kein Personal besitzt, dass zu mehr in der Lage ist als Blödsinn von anderen oder einer Agentur abzukopieren, dann wundert euch nicht, wenn keiner mehr Geld für eure Elaborate ausgeben will. Und wenn man euch einen passenden Namen gibt.  „Ahnungslospresse“ kann es nicht sein, weil der „Kurier“ bereits zwei Stunden vor Eurem Artikel vermeldete, dass es solche Leute eben nicht betrifft. Die Briten wussten das schon nach wenigen Minuten, der „Kurier“ nach drei Tagen und Ihr schreibt noch immer solchen Blödsinn.

Aber egal, schauen wir weiter:

„US-Präsident Donald Trump hat Bürgern aus sieben Ländern untersagt, für mindestens drei Monate in die USA einzureisen. In Österreich sind davon theoretisch 65.000 Personen betroffen ...  Auch österreichische Staatsbürger, die die Doppelstaatsbürgerschaft haben, sind davon betroffen.“

Nein, sind sie nicht. Siehe oben. Geschenkt, weiter.

„Augenarzt Navid Ardjomand etwa wurde in Graz geboren, ist aber im Iran drei Jahre in die Schule gegangen…“

Äh, Moment mal, wenn der in Graz geboren wurde, warum hat er dann einen iranischen Pass? Ja, der Iran entlässt Leute nur in Ausnahmefällen aus der Staatsbürgerschaft, aber die Geburt im Ausland ist laut Völkerrecht ein solcher. Wer in Graz geboren wurde hat ein Anrecht darauf, ausschließlich österreichischer Staatsbürger zu sein. Lassen wir das mal so stehen.

„Für ihn steht fest, dass er in absehbarer Zukunft – auch nach der 90 Tage Frist – nicht in die USA reisen wird.“

Hops, da ist die Perserkatze aus dem Sack. Er hat den Flug freiwillig storniert und wird auch in Zukunft nicht in die USA reisen, weil er einfach beleidigt ist. Er fühlt sich von einem Dekret, das nachweislich gar keine Auswirkungen auf ihn hat, dermaßen angepisst, dass er den Flug storniert und „sich das nicht antut“, wie er im weiteren Text gesteht. Okay, soll er, dieses ständige empörte Angepinkeltfühlen der aus diesem vorderasiatischen Kulturkreis des Austeilen-wie-eine-Dampframme-aber-Einstecken-wie-eine-Mimose Kommenden ist sowieso ein pawlowscher Reflex auf jeden Furz, aber wieso geben sich unsere Medien dafür her, wenn einer eine persönliche Entscheidung trifft, das dann dem US-Präsidenten über den Schädel zu kippen und uns mit dieser billigen Propaganda zu langweilen?

„Das tu ich mir echt nicht an“, sagt er. Erst wenn die Lage eindeutig geklärt sei.“

Ist sie doch. Glasklar. Jeder kann das Dekret lesen. Steht alles genau drin. Von einem Zeiss-Fachmann, der Leute in den USA einschult, kann man wohl ausreichendes Englisch erwarten, das zu verstehen.

„Ihr Freunde besuchen kann auch Minoo Mirkhani nicht. Die 63-jährige Sozialarbeiterin hat den Iran vor 32 Jahren verlassen, sie ist seit 24 Jahren österreichische Staatsbürgerin, hat nicht einmal einen iranischen Pass. Trotzdem kann auch sie ihre Studienkollegen, die sie von ihrem Wirtschaftsstudium an der Universität in Teheran kennt, nicht besuchen.“

Warum nicht? Natürlich kann sie. Jederzeit.

„Minoo Mirkhani hatte etwa schon im Dezember 2016 ihr Visum für den Besuch in die USA beantragt. Und wurde abgelehnt. Bis heute weiß sie nicht, warum.“

Äh, das war aber noch unter Obama. Hat also nichts mit irgendwelchen Dekreten Trumps zu tun. Könnte man sich vielleicht einmal darauf einigen, nur über Zusammenhänge zu wehklagen, die auch existieren, und sich keine alternativen dazuzufabulieren?

 „Nach der aktuellen Order will sie auch in Zukunft nicht mehr in die USA.“

Eben. Will. Will ist nicht kann. Kann ist nicht will. Äpfel sind nicht Birnen, Frösche keine Vögel.

„Ein ganz anderes Problem hat Unternehmensberaterin Mira Hosseini (Name geändert). Sie ist gleichzeitig US-Staatsbürgerin, weil sie dort geboren wurde, als auch iranische Staatsbürgerin. Seit ihrer Kindheit lebt sie aber in Österreich. Die junge Frau hätte demnächst in die USA fliegen sollen, als auch zum Familienbesuch in den Iran. Derzeit kann sie beides nicht machen, weil auch der Iran prompt angekündigt hat, keine US-Bürger mehr einreisen zu lassen.“

Doch, in die USA kann sie. Wenn sie aber nicht in den Iran darf, ist das jetzt nicht Problem der USA oder des Präsidenten. Juden dürfen auch nicht in den Iran. Die dürfen gleich in 16 Länder nicht einreisen, bei 8 davon reicht sogar, Nichtjude zu sein aber ein Visum Israels in seinem Pass zu haben. Findet man alles hier.

Komisch, von der Beleidigung der Juden, wegen ihres Glaubens und dem Hass der Muslime auf sie in eine Handvoll Länder nicht einreisen zu dürfen, berichtet hier jetzt aber keiner irgendwas, oder? Übrigens auch nicht darüber, dass Einreiseverbote in die USA für Iraner nichts Neues sind, sowas gab es auch schon unter Jimmy Carter. Scheinbar ist die Empörungsschwelle rapide gesunken, weil jetzt ein Republikaner solches beschließt. Bei Privatpersonen ist das auch OK, soll doch jeder toben wie er will, aber tröten die selbsterklärten Qualitätsmedien nicht ständig, sie allein wären die Garanten für Neutralität und Objektivität in der Berichterstattung? Da merkt man jetzt aber nicht so viel davon…

Die gute Frau zeigt auch noch Verständnis und erteilt gute Ratschläge:

„Ich verstehe ja, wenn man solche Richtlinien macht. Aber das muss gut vorbereitet sein und nicht dann kommen, wenn die Leute schon im Flieger sitzen.“

Wenn sie es versteht, sollte sie auch verstehen, dass eine Vorankündigung einer solchen Maßnahme keinen Sinn macht. Dass die Abfertigungsschwierigkeiten auf US-Flughäfen zu einem Großteil auch mit einem Computerversagen einer Airline zusammengehangen haben sollen, erwähnen wir mal lieber nicht. Aber dass das nicht vorbereitet war, stimmt nicht, denn Trump hat bereits seit Dezember im Hintergrund das Dekret gemeinsam mit dem Heimatschutzministerium ausgearbeitet. Unberechenbare Schnellschüsse sehen anders aus. Die einzigen Überraschten waren die Berufsempörten, denen blieb keine Vorlaufzeit für organisierte Randale. Funktionierte aber auch aus dem Stegreif ganz gut. Man hetzte einfach herum, es würden alle Muslime diskriminiert, was absolut falsch ist, in den üblichen Kreisen aber sofort zu Kreischattacken geführt hat. Es gibt ja genug sensationslüsterne Medien, die das aufgreifen und verbreiten wollen; in unseren Breiten gefühlte 100%.

Eigentlich könnte man das Lesen jetzt einstellen und zuklappen. Aber dann verpasst man das Beste, nämlich jene Information, die den ganzen Artikel als einige inhaltslose Jammerei demaskiert:

„US-Heimatschutzminister John Kelly erklärte unterdessen am Dienstag, das Einreiseverbot gelte doch nicht für Personen mit Doppelstaatsbürgerschaft. Diese könnten mit ihrem anderen Pass einreisen.“

Ach, sie haben es also doch gewusst. Vom ersten Moment an. Und trotzdem vorsätzlich und mit der Absicht, eine Stimmung zu verbreiten, den vorstehenden Artikel veröffentlicht. Selbst wenn sie jetzt so tun, als hätte Kelly das gerade eben festgestellt, es stand nämlich von Anfang an so fest. Wie gesagt, die Briten wussten das vom ersten Moment an. Und die Presse-Schreiberlinge wussten es, bevor sie diesen Propaganda-Artikel veröffentlichten.
Denn sie wissen nicht, was sie tun?
Doch. Sie wissen es. Sie tun es ganz bewusst.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Einer der Gründe warum ich die Presse nicht mehr lese (Abo gekündigt).
Inzwischen ist diese Zeitung zu einem linkslinken Revolverblatt verkommen, wo sich die Gutlöcher täglich die Klinke geben.
Kann nur noch vom rosaroten Lügenblattl gesteigert werden.