„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Montag, 22. Mai 2017

Die Vogelflug- & Eingeweidedeuter

... auch "Meinungsforscher" genannt (vermutlich, weil sie etwas zu forschen meinen ...) haben schon vor geraumer Zeit einen recht unsinnigen "Vertrauensindex" gebastelt, mit dem sie Wähler verwirren wollen. Die Fragestellung ist ebenso simpel wie sinnlos: bei jedem abgefragten Namen kann man sich für "vertraue ich" bzw. "vertraue ich nicht" entscheiden. Nun werden von den "vertraue ich"-Stimmen die "vertraue ich nicht"-Stimmen abgezogen und das Ergebnis steht fest.

Erstens ist "Vertrauen" keine Größe, die für einen Menschen in jedem Belang gleichermaßen gilt. Es müßte daher wenigstens gefragt werden "Vertrauen Sie N. in Bezug auf .... - ja/nein?". Ich vertraue bspw. dem Justizminister (und neuerdings Vizekanzler) Brandstetter in Bezug auf seine juristische Expertise durchaus, auch in seine ethischen Qualitäten setze ich einiges Vertrauen, in Bezug auf seine Fähigkeit, sich politisch durchzusetzen und geschickte Intrigen rechtzeitig zu erkennen, traue ich ihm hingegen so gut wie überhaupt nicht!

Wie kurios die Ergebnisse aus diesen Befragungen sind, merkt man, wenn man sich die kumulierte "Hit-/Flopliste" der Jahre 2003 bis 2016 ansieht: da kommt dan eine Total-Nullnummer wie die ehem. Justizministerin Bandion-Ortner auf immer noch stattliche "+ 33", ein Karl Heinz Grasser auf "+45", ein (inzwischen durch das Loch, das er hinterließ, perfekt ersetzter) Ex-Vizekanzler Josef Pröll gar auf "+46", wogegen ein FPÖ-Chef Strache bei "-56", oder ein mächtiger Gewerkschaftsboß Neugebauer auf "-63" landete.

Mit den Wahlergebnissen und sonstigen politischen Erfolgen oder Mißerfolgen, die die betreffenden Politiker erzielten, läßt sich keine wie immer sinnvolle Relation herstellen. Wenig verwunderlich bei einer in sich verfehlten Fragestellung.

Dennoch: als Barometer für die Befindlichkeit der schreibenden Zunft ist der Index ganz brauchbar: je nachdem, wie die Redaktion "gewickelt" ist, werden Einzelergebnisse selektiert (und andere vergessen) und nach Bedarf mit Vormonatszahlen oder auch der Raumtemperatur verglichen. Und so kommt dann eine Schlagzeile heraus wie diese:


Wählervertrauen in Kern und Kurz merklich gesunken

Das Vertrauen der Wähler in NEOS-Chef Matthias Strolz ist stark gestiegen. Wolfgang Brandstetter profitiert von seiner neuen Rolle als Vizekanzler. Doch der Kanzler und der neue ÖVP-Chef haben im Vertrauensindex verloren.
(Hier weiterlesen)
Ist der Kurz-Hype etwa schon wieder vorbei? Stellen ÖVP-Kammerfunktionäre und Landespolitruks dem frischgebackenen Führer der ÖVP die Rute ins Fenster? 

Ach, geschenkt ... bis zum Wahltag im Oktober werden noch viele mediale Säue durchs Dorf getrieben werden. Und welche dann durchs Ziel geht, weiß der Liebe Gott, und vielleicht nicht mal der ...






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