„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Montag, 13. Februar 2017

Wort und Bild



Das ist ja fein, dass wenigstens das Video mit eingebunden ist in den Artikel der PuffHost (Hoppla, schon wieder dieser Freudsche Vertipper…), sonst könnte man fast glauben, dass es irgend einen Zusammenhang zwischen Wort und Bild gibt.

Der Aufmacher ist natürlich intellektuell anspruchsvoll (das hatten wir ja erst gestern):

„AfD-Chefin Petry trifft linke Windkraftgegner – und die Situation eskaliert“

Alles klar! Da trifft diese Faschistenbraut auf linke Windkraftgegner, und schon provoziert sie einen Eklat! Kann man doch deutlich aus diesem Reißer interpretieren, oder? Und wenn die Situation eskaliert, ist sie wahrscheinlich handgreiflich geworden oder hat ihre Pumps nach jemandem geworfen oder sowas.

Na dann schauen wir doch mal, was der Text so hergibt:

„Nur AfD-Chefin Frauke Petry erscheint zu einer Podiumsdiskussion im thüringischen Hermsdorf.“

Also wenn das eine Ein-Personen-Veranstaltung war, wie konnte sie dann andere Leute treffen? Jaja, lassen wir das, die Formulierungskünstler und Wortzauberer der Qualitätsmedien sind heute auch nicht mehr das, was sie noch nie waren („Lügen wie gedruckt“ ist ja ein geflügeltes Wort, das nicht erst gestern erfunden wurde…) und irgendwas muss der Praktikantenwicht ja auch mal tippen und die Schulabgänger heute, eh schon wissen, da klappt es nicht nur mit dem sinnerfassenden Lesen sondern auch mit dem sinnvermittelnden Schreiben nicht so wirklich.

Petry ist wohl eher die Einzige aus den Reihen der eingeladenen Politiker, die eine Bürgerinitiative für voll genug nimmt, um an deren öffentlicher Versammlung teilzunehmen. Spricht ja durchaus für sie, denn sie zeigt, dass sie vom Parteiprogramm (direkte Demokratie und Volksverbundenheit) bis zur persönlichen Meinung (Ablehnung der Energiewende und des Klimahokuspokus) durchaus ernsthaft agiert und die Gelegenheit nutzt, um beides vorzuleben. Anderen Politikern ist die Zeit oft zu wertvoll um sich unter den schnöden Pöbel in einem kleinen Landkreis zu mischen.

Außerdem interessant, dass Frauke Petry nicht auf „linke Windkraftgegner trifft“ sondern von einer Bürgerinitiative von Windkraftgegnern eingeladen wurde, von der im Gegensatz zu dem dann ausrastenden Wicht im Publikum nicht bekannt ist, ob sie „links“ ist. Die Überschrift passt jetzt irgendwie nicht so ganz zum Rest.

Der Vorsitzende des Linken-Kreisverbandes fühlt sich benachteiligt und macht gleich zu Beginn derart Krawall, dass die Situation schnell eskaliert.“

Und was benachteiligt ihn? Dass Frauke Petry am Podium sitzt und er nicht? Dass es um Windräder geht und nicht um „Refugees“? Dass er ein armes Würstchen ist, dessen Name deutschlandweit keinem Schwein irgendwas sagt, während faktisch jeder Frauke Petry kennt? Die Auflösung kommt weiter unten…

Die St. Gangloffer Bürgerintiative "Unser Holzland – kein Windkraftland" – ein Termin, der normalerweise nicht deutschlandweit beachtet wird.“

Richtig. Zumindest haben sie jetzt PR. Gut.

„Doch nach den Geschehnissen in der kleinen thüringischen Gemeinde vom Donnerstagabend ist alles anders.“

Nein, ist es nicht. Und wenn ein kleiner krakeelender Linksextremist Wirbel bei einer 180-köpfigen Bürgerversammlung macht, hat das auch keine Bedeutung. Diese wird hier nämlich nur konstruiert, so wie man es auch tun würde, wäre das ein Rechter gewesen, den sie mit erigiertem Führerarm hinausführen müssen. Ein Reißer wird es nämlich erst, wenn irgendwer auch nur anwesend ist, der von den strammen Linken in den Redaktionsstuben in die braune Kiste rechts neben dem Notausgang gestopft wird. In diesem Falle fett in der Überschrift angekündigt: Frauke Petry.

Nichts ist anders. Alles wie immer.

„Zu Gast: AfD-Chefin Frauke Petry. 180 Menschen verfolgen die Gesprächsrunde zu Beginn, darunter Markus Gleichmann, Vorsitzender des Linken-Kreisverbandes im Saale-Holzland-Kreis.“

Also eine Bürgerinitiative und Frauke Petry als einzige (der von allen eingeladenen Parteien) Erschienene auf dem Podium und 180 Gäste, die im Laufe der letzten 3 Sätze plötzlich im Saal aufgetaucht sind. Darunter auch ein ideologisches Enkelchen der Mauerschützen- und Stasi-Partei SED. Why not, soll er da sitzen, macht er wenigstens keinen Blödsinn. Denkt man sich. Aber scheinbar können die keine Gelegenheit auslassen.

„Er beschwert sich sehr lautstark, dass der Kreisverband im Gegensatz zu allen anderen Parteien nicht eingeladen worden sei.“

Na gut, würde ich sogar verstehen. Linksextreme und Unterstützer von Linksradikalen sind nicht unbedingt gern gesehene Gäste, und wie man sieht, hat das seine Gründe. Außerdem ist der Ruf der SED bei vielen Leuten in den ehemaligen Ostgebieten Deutschlands bis heute noch nicht mehrheitsfähig positiv aufgebaut. Wie man sieht, hat auch das seine Gründe, allerdings spielt da auch Erinnerung mit. Die Leute leben noch, die das Joch der geistigen Väter der „Linken“ im Osten ertragen durften.

„Im Anschluss eskaliert die Situation.“

Warum? Weil der Veranstalter den Krakeeler und, wie man sehen wird, Lügner, des Saales verweist? Und ihn einige der anwesenden Bürger, die sich über ein Windkraftprojekt und Gegenmaßnahmen informieren wollten und keine politische Krawallveranstaltung der linksextremen SED-Enkel erleben?
Was verstehen die Schreiber dieser an Unwichtigkeit kaum noch zu toppenden Meldung unter „Eskalation“? Flogen Fäuste, Stühle, Böller? Warfen sich hakenkreuzbeschmierte Petry-Heil-Rufer wutheulen auf den antifaschistischen Freiheitskämpfer und prügelten ihn blutend aus dem Saal?

„Die Auseinandersetzung seht ihr oben im Video.“

Na, ein Glück. Denn aus dem Text ist nicht viel herauszulesen: Petry gerät mit Windkraftgegnern aneinander, ein Linker protestiert und dann eskaliert die Situation. Wahrscheinlich prügelt ihn  Petry mit dem Handtäschchen aus dem Saal oder so.

Spätestens beim Betrachten des Videos wird eines klar: Den Eklat und die Eskalation der Situation hat einzig und allein ein angepisster Linksradikaler verursacht, Frauke Petry hat die ganze Zeit nur danebengesessen und faktisch nichts mit der Situation zu tun gehabt. Absolut gar nichts! Sie hat niemanden getroffen sondern wurde eingeladen und der Streit eskalierte zwischen den Windkraftgegnern und einem Linken, der bei seiner Behauptung, nicht eingeladen worden zu sein, nach Angaben des Veranstalters sogar noch dreist gelogen hat (wird im Video ganz am Schluss erwähnt, im Artikel gar nicht).

Der Verdacht liegt nahe, dass der bewusst nicht auf das Podium gekommen ist, weil dort die von den Linksextremen zutiefst verhasste Frauke Petry saß, und dann einen typisch linken Wirbel lostrat, weil der Veranstalter sich weigerte, jemanden auszuladen, nur um einem anderen einen schönen Tag zu machen. Glück für die Bürgerinitiative, dass der Linksextreme außer einer Tussi mit Pappschild „Refugees welcome!“ keine befreundeten Schlägertrupps dabei hatte.
(Was haben die „Refugees“ denn mit Windrädern zu tun, ihr Dolme? Oder war das mal wieder eine Gelegenheit, die Demoschilder Gassi zu führen, egal was draufsteht? Oder seid ihr für die Windräder, wenn sie importiert werden? Habt ihr gedacht, da sitzen ein paar typisch ostdeutsche Fremdenhasser-Nazis, die sich nur gegen Windräder speilen, weil die aus dem Ausland kommen und den in Einigkeit und Recht und Freiheit über die teutonische braune Heimatscholle fegenden doitschen Luftstrom zerteilen? Meine Güte, ihr seid so doof und wollt für voll genommen werden...)

Liebe PuffHostSchreibLinge, wie soll ich diesen Artikel, dieses Fehlen jeden klärenden Wortes im Text, jetzt eigentlich nennen? Fake news ist ja bereits fix gebucht für rechte facebooker. Lügenpresse ist nach Ansicht der Lügner bei der Presse eine Beleidigung. Kreative Realitätsanpassung? Situationselastische Wahrnehmungsmodifikation? Alternative Wahrheitsfatamorganisierung? Intellektuell anspruchsvolle Pippilangstrumpfisierung?
Irgendwas muss es ja sein. Denn neutrale Berichterstattung ist es nicht.
Aber vielleicht war das auch nur eine kleine Fingerübung für eure Redaktionspraktikantin. Naja, nett von euch. Wie man von Mister Clinton weiß, gibt es auch andere Aufgabengebiete für Praktikantinnen, um die Karriere zu fördern. Bei euch dürfen sie üben, wie man über nichts schreibt und durch eine Verbindung von Faktenlosigkeit mit Umformulierung einer Sache einen Inhalt gibt, den sie gar nicht hat.
Hat sie gut gemacht, die könnt ihr einstellen.

Keine Kommentare: