Als die OGM im Mai des letzten Jahres ihre regelmäßige Umfrage zum
„Vertrauensindex“ durchführte, schaffte es Eva Glawischnig, der
der Sprung zur Parteiobfrau der Herzen nie so richtig gelingen
wollte, auf einen recht beschämenden, aber immer noch in der unteren
Mittelklasse gelegenen Wert von -2.
Bei der letzten Umfrage im März diesen Jahres hatte es die nicht
unbedingt liebevoll als „Karawankenmamba“ titulierte Kärntnerin
geschafft, den historischen Tiefstand von -11 zu erreichen und damit
sogar unterhalb von Strache zu landen, der recht kontinuierlich den
Wert von -10 hält. Das ist kein Abwärtstrend in den Umfragen, das
ist ein Absturz.
Unter diesen Umständen ist der dringende Abgang aus einer Partei,
die man nicht weiter schädigen will, ebenso verständlich wie die
Ausrede, man wolle aus persönlichen Gründen und so weiter. Kein
Parteichef wird eingestehen, für die eigene Truppe nicht mehr
tragbar zu sein. Kommt aber immer wieder vor. Da haben die Grünen
kein Monopol drauf. Und sollte ach die Blauen nachdenklich machen.
Fakt ist, dass mit der Rochade in der Regierung und dem allgemeinen
Chaos, das mit Mitterlehners Abgang losgetreten wurde, in
Vorbereitung auf den unweigerlich zeitnah einsetzenden Wahlkampf (den
die Konkurrenten bereits seit Monaten führen) die Grünen ganz
dringend beraten sind, sich neu und vor Allem glaubwürdig zu
positionieren.
Mit einer als machtgeiler Sesselkleberin wahrgenommenen Frontfrau,
hinter der ein grüner dochnichtgrüner immergrüner Staatsopa einen
flapsigen Fauxpas nach dem anderen absondert und es schafft, im
gleichen Ranking den für einen Bundespräsidenten katastrophalen
Indexwert von gerade mal 10 zu erreichen (zum Vergleich: selbst der
HeiFisch hatte im letzten Mai noch den Index 54 und lag
zwischenzeitlich sogar bei 60) dürfte es den Grünen verdammt schwer
fallen, sich beliebt zu machen. Ganz besonders, wenn der kommende
Kampf hauptsächlich zwischen Rot und Schwarz um die Gunst von Blau
stattfinden wird; da müssen sich die Grünen was anderes einfallen
lassen als das einzige Thema Anti-FPÖ. Als alle gegen die FPÖ
waren, beim Kampf um das Präsidentenamt, hat es nur knapp für ihren
Altvorsitzenden gereicht. Aber jetzt, wo sich alle bei der FPÖ
einschleimen wollen und sich so nah wie möglich bei ihr
positionieren, ohne die eigene Klientel zu verschrecken, wird es
schwer. Vor Allem als Aushängeschild der Willkommensklatscher, die
inzwischen realitätsverweigernd von den anderen bisherigen
Wellkammisten verleugnet werden.
Es riecht nach Grünendämmerung. So, wie die Leute bei der
Präsidentenwahl eine Richtungsentscheidung getroffen haben, die nur
mit sehr viel Mühe und recht unappetitlichen konzertierten
Hetzkampagnen gegen den einen und ausschließlich wohlwollend
bejubelnder Meldungen über den anderen Kandidaten bis hin zu
geradezu kafkaesken Propagandaveranstaltungen im TV noch gedreht
werden konnte, wird auch die nächste Wahl eine reine
Richtungsentscheidung sein. Die Grünen haben dabei keine Chance,
mitzuspielen. Denn es gibt nur noch die Optionen Rot-Blau oder
Schwarz-Blau; Rot-Schwarz wird selbst dann, wenn es mit grüner Hilfe
möglich wäre, keiner wagen, der politischen Restverstand besitzt.
Wer jetzt noch einmal genau das einzementiert, was die Wähler gerade
brutal abstrafen und mehr als deutlich klar gemacht haben, dass sie
es satt haben, der fährt die Kiste gegen die Wand; bei der
Verachtung für den Anderen, die Rot wie Schwarz inhärent ist, würde
das Neuwahlen bedeuten, bevor das erste Jahr vorbei ist.
Nein, an Blau kommt keiner mehr vorbei. Selbst wenn die jetzt wieder
zurückfallen, weil ein guter Teil der in den letzten Jahren
übergelaufenen Schwarz-Wähler den Weg zurück findet, wenn Kurz zur
Wahl steht. Warten wir mal ab, wie schnell der entzaubert wird; mit
welcher Geschwindigkeit Beliebigkeits-Strohfeuer ihre Protagonisten
verheizen, muss der sich als künftiger Gottkanzler Deutschlands
sehende Messias Schulz gerade schmerzhaft erleben. Der Wähler mag
auch mal eine geile Unterhaltung zwischendurch, aber in der
Wahlkabine spielt das meist keine Rolle.
Wenn Blau oben ist, egal ob als Nummer eins oder Nummer zwei, ist
Grün außen vor. Wenn die Grünen eine starke Opposition sein
wollen, müssen sie sich jetzt positionieren. Hinter einer Figur, die
das glaubhaft rüberbringen kann und weder als Sesselkleberin noch
als Peinlicher Alter wahrgenommen wird. Natürlich stramm links, es
sind die Melonen. Egal. Mit Glawischnig hätte das nicht mehr
funktioniert. Deshalb ist sie gegangen.
Mal sehen, wer das Rennen um die Nachfolge macht.
Vielleicht übernimmt ja jetzt Bella Flora als Grüne Nummer Eins?
(Jaja, ich weiß, es wird Ingrid Felipe als Nachfolgerin gehandelt,
die aussieht wie Glawischnigs kleine Schwester. Aber den Kalauer war
es mir trotzdem wert...)
3 Kommentare:
Dass die Karawankenmamba gehen muss war sonnenklar. Dass der Django die Lawine auslöst, das ist eine Überraschung.
Jetzt fehlt nur noch der Strache, dann sieht die Politlandschaft wieder gut aus :-)
Aha: der ÖBBler und der pinke Strolz sehen gut aus, wollen Sie uns verklickern? Ganz im Ernst, jetzt?
Werter Spectator,
wenn ich Ihnen etwas verklickern wollte, was mir ehrlich fern liegt, würde ich es auch schreiben. Hier sind die Grünen das Thema. Die Pinken halte ich für irrelevant. Und über unseren Ungewählten habe ich bereits genug geschrieben.
Gut sieht bei der nächsten Wahl gar keiner aus. Vielleicht findet sich einer, der erträglich ist. Aber gut, nein. Das müssen Sie woanders gelesen haben.
MfG Fragolin
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