„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Dienstag, 16. Mai 2017

Warum Neuwahl?

Nachdem über Nacht und ganz unerwartet herausgekommen ist, dass (wer hätte das gedacht) bis auf den unbedingten Willen, die als Erbpacht verstandenen Pfründe auf keinen Fall gegen einen Platz am politischen Katzentisch tauschen zu wollen und der gegenseitigen tiefgreifenden Verachtung eigentlich nichts, aber auch gar nichts, die Roten und die Schwarzen verbindet, wurden gegen den monatelang getrommelten Willen des Ungewählten, keinesfalls seine Amtszeit durch Wählerbefragung vorzeitig zu beenden, nun doch Neuwahlen ausgerufen.

Ich spare mir das jetzt mal mit dem „Keiner hat das kommen sehen!“, denn ich habe. Sogar ziemlich punktgenau, wenn ich mir die heutige Schlagzeile im „Standard“ anschaue:

SPÖ und ÖVP haben sich dafür ausgesprochen, Neuwahlen in der ersten Oktoberhälfte durchzuführen.“

Nachdem ich am 3. Mai hier bereits „keine Neuwahlen“ für den Herbst prophezeit habe, machte ich es hier am 4. Mai noch konkreter: vor dem November. Erste Oktoberhälfte – finde ich jetzt gar nicht so schlecht getroffen.

Habe ich eine besonders gut geölte Kristallkugel? Besucht der Geist des Bärentalers ein Medium in der Nachbarschaft, die das in Gedanken an mich überträgt? Habe ich geheime Verbindungen zum KGB oder wie Putins Dunkelmänner gerade heißen, die mich mit Insiderinformationen aus den abgehörten Telefonaten der Putzfrauen aus dem Parlamentsgebäude versorgen? Oder bekomme ich vom NSA gleich die Mitschnitte des Kanzlertelefons geliefert? Nein, eher nicht. Auch das mit den Vogeleingeweiden lasse ich in Grippezeiten lieber bleiben. Nein, ich halte mich lieber an andere Anhaltspunkte.

Zum Beispiel die Ausdünstungen des Brüsseler Kaiserhofes, also nicht denen des Truchsess, der den Thron für ihre Alternativlosigkeit, die einzig Wahre Kaiserin des Heiligen Europäischen Reiches Deutscher Finanzierung, warm hält, von dessen Odem man bereits einen veritablen Rausch empfangen könnte, sondern die Geschwätzschwaden seiner Bücklinge, Hofschranzen und Statthalter. Denen entrülpste nämlich justament am 2. Mai in Form einer medial eher schwach beechoten Lautbildung des EU-Innenkommissars Dimitris Avramopoulos, dem es scheinbar gewaltig gegen den Ouzo geht, wenn seine südliche Heimat sich so schwer damit tut, die ganzen aufgestauten Merkelgäste nordwärts entsorgen zu können, eine Verkündigung an die Provinzen des Reiches, dass es ihnen ab November auf kaiserliches Geheiß verboten sei, weiterhin starrsinnig darauf zu bestehen, so zu tun, als hätten sie Grenzen oder wären gar souveräne Staaten.

Dumm nur, dass die europäischen Völker über ein besonderes Maß an Starrsinn verfügen, sodass es die Höflinge für angebracht hielten, die Hofberichterstatter, Boten und Verkünder nur leise und randnotizig die Kunde eher unauffällig dem Pöbel zu servieren, auf dass er nicht verschrecke und daraufhin erwartungsgemäß verstocke. Denn der bringt es fertig und wacht plötzlich auf und fragt sich, ob die AfD-ler, die gerade im Laufschritt vor den Knüppeln und Brandsätzen der Friedensbewegten und Antifanten durch die deutschen Straßen um ihr Fell hetzen, wirklich das unwählbare Übel sind, als das sie von den Geldgebern der Friedensbewegten und Antifanten sowie deren Hofpostillen mit ihren schleimgetränkten Federkielen gebrandmarkt werden. Die könnten sich fragen, ob es richtig wäre, ihre Stimmen den richtigen Herren des Alten Adels zu schenken oder doch eher den widerlichen Emporkömmlingen. Also psssst! Dann klappts auch mit der Wahl!

Gut für Merkel, blöd für alle, die nach dem November 2017 eine Wahl zu schlagen haben. So wäre es Österreich ergangen. Eine Wahl zu schlagen, während nach zehntausenden zählende Menschenschlangen aus als Flüchtlingen getarnten afrikanischen Glücksrittern die Grenze niederwalzen, von hilflosen Soldaten mit halal Tee und Obst versorgt, ist unmöglich. Da bräuchte sich Strache nur mehr an einen umgelegten Grenzpfahl lehnen und lächelnd verkünden, mit ihm gäbe es das nicht, und der hat aus dem Stand die Absolute. Soviel Briefwahlstimmen können die gar nicht mehr radieren, dass sich was anderes ausgeht. Da hilft nur eines: schnell noch vorher wählen und den Platz am Fressnapf für die nächsten Jahre zementieren.

Dass jedes Mittel den Verzweifelten recht ist, sieht man an dem selbstaufopfernden Kotau des gesamten, traditionell innerlich einer Hahnenkampfarena gleichenden Bünde- und Kammernkonglomerats namens „ÖVP“ vor einem selbstverliebten Jungspund. Dass man das noch erleben darf!

Also gut, ich werde es bei einem guten Gläschen ungarischen Weins genießen, recht behalten zu haben. Politik kann so berechenbar sein. Und die Schmierenkomödie geht weiter: Rechts gegen Links, Lechts gegen Rinks, Lichts gegen Renks und Rents gegen Lichks. Oder so. Dabei hoffen alle nur noch rechtzeitig die Pfründe zu sichern, bevor die Kiste implodiert. Es wird ein heißer Herbst. Ach was, nicht die Wahl, die wird nur künstlich medial gehypet. Sondern das, was nach der Wahl passiert.

Der Kaiserhof hat angewiesen: die Völker wandern wieder, und niemand hat sich zu erfrechen, sich ihnen in den Weg zu stellen.
Darum gibt es Neuwahl. Im Oktober.

3 Kommentare:

wbeier hat gesagt…

Spinnen wir die Dystopie weiter: Wie reagieren bei Aufhebung der Grenzkontrollen (die am Brenner sowieso nicht existiert)allfällige neue Koalitionen? Wird man gegen Brüssel zu Felde ziehen oder naheliegender sich dem Ungemach beugen? Im zweiteren Szenario wäre Strache tot und die beiden Glitschigen endgültig als Priester des Brüssel- und Globalisierungsvereins enttarnt.

Fragolin hat gesagt…

Werter wbeier,
man wird (der Kerinige hat es ja vorgemacht) daheim vollmundig den Rebellen mimen und untertänigste Bittbriefe an Brüssel schicken, wo Merkels angeheiterte Sockenpuppe das Begehr brüsk abschmettern wird, woraufhin hier die Erklärung folgt, dass vertraglich und laut Völkerrecht und wegen Humanismus und so, eh schon wissen... nix passiert.
Was den Leuten scheinbar noch nicht klar ist und was zu denken geben sollte ist dieses ganz offensichtliche Handeln bei dieser Wahl (war schon bei der Präsidentenwahl so) als ob es um die letzte Chance, also die letzte Wahl geht. Irgendwie scheint da ganz oben keiner mehr daran zu glauben, dass es in ein paar Jahren nochmal welche geben wird. Es hat was von Endzeitstimmung, und das macht mich sehr nachdenklich. Deshalb schließe ich auch keine noch so negative Möglichkeit bis zur totalen Implosion des Systems innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre aus.
Ich glaube, das Gefühl kennen die Ostdeutschen von 1988/89 her noch.
Deshalb reagieren die auch sensibler darauf.
MfG Fragolin

wbeier hat gesagt…

Perfekte Terminisierung mit dem 08. oder 15. Oktober um bis zum Startschuss zur grossen Landnahme Mitte November noch so etwas wie eine Regierung aus dem Zylinder zu zaubern. Fürwahr vielleicht wirklich die Letzte zumal - von den Menschen verdrängt - stets das Gespenst eines totalen Zusammenbruchs der Märkte droht. Diesmal ohne Mittel zum Gegensteuern, denn alle Pfeile wurden schon seit 2008 relativ erfolglos verschossen. Was dann bei einem totalen Zusammenbruch aller (etatistischen) Kassen und Potemkin'schen Dörfer los sein würde, bereitet mir Schüttelfrost. Immerhin: Wer auch immer das Gift verstreut und gleichzeitig das Gegenmittel bereit hält, wird Gott gleichen.